Netanjahu plant komplette Übernahme des Gazastreifens – Risiko für Geiseln?

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Benjamin Netanjahu, der Premierminister Israels, hat laut mehreren Berichten beschlossen, eine totale Invasion des Gazastreifens durchzuführen. Er plant, in den kommenden Tagen die notwendige Unterstützung des Kabinetts und des Militärs einzuholen, um sein Vorhaben umzusetzen.

Einem Offiziellen, der nahesteht, wird von ynetnews.com zitiert: „Die Würfel sind gefallen – wir haben vor, den Gazastreifen vollständig zu besetzen.“ Bereits im Vorfeld hatte Netanjahu angedeutet, dass er diese Woche das Sicherheitskabinett einberufen möchte, um über dieUnbenutzte Region zu beraten, die aktuell schwer beschädigt und abgesperrt ist.

In einer Videobotschaft am Sonntag ließ er keinen Zweifel daran, dass die islamistische Hamas, die seit 18 Jahren die Kontrolle über das Gebiet hat, nicht zu Verhandlungen bereit ist.

Heute kontrolliert das israelische Militär rund 75 % des Küstenstreifens. Es wird erwartet, dass Geiseln in den Teilen gehalten werden, die noch unter der Kontrolle der Hamas stehen und die das Militär bisher nicht erreicht hat.

Der seit fast 22 Monaten andauernde Konflikt zwischen Israel und der Hamas erreichte seinen Höhepunkt nach dem tödlichen Angriff der Terrororganisation Mitte Oktober, bei dem mehr als 1200 Menschen getötet und 250 Personen entführt wurden.

Aktuell befinden sich laut Israelis noch immer etwa 50 Geiseln in Hamas-Gewahrsam, wobei 20 von ihnen angeblich noch leben sollen. Unterschiedliche Versuche, eine Waffenruhe durch indirekte Gespräche zu erreichen und die Freilassung der letzten Geiseln zu verhandeln, konnten bisher keinen Erfolg verbuchen.

Das israelische Militär hat in der Vergangenheit Bedenken hinsichtlich einer vollständigen Besetzung des Gazastreifens geäußert. Die Zerschlagung aller Hamas-Tunnel und -Bunker könnte Jahre in Anspruch nehmen, berichtet The Times of Israel. Darüber hinaus könnte das Leben der Geiseln in Gefahr geraten, wenn israelische Streitkräfte den Gebieten, in denen sie festgehalten werden, zu nahe kommen.

Kriskante Entscheidung für Netanjahu

Berichten zufolge wird Netanjahu dennoch das Risiko eingehen, auch Militäraktionen in Gebieten durchzuführen, in denen die Geiseln gehalten werden. „Es wird Militäraktionen auch in Gebieten geben, in denen Geiseln festgehalten werden“, zitiert ynetnews einen Offiziellen weiter. Des Weiteren wird gemunkelt, dass der Generalstabschef Ejal Zamir fordert, dass Netanjahu zurücktreten sollte, falls er mit dieser Strategie nicht einverstanden ist.

Vor allem Mitglieder der rechtsextremen und ultrareligiösen Parteien, die zum Regierungskonglomerat gehören, haben seit längerer Zeit die vollständige Eroberung des Gazastreifens gefordert. Sie zeigten ein starkes Interesse am Ausbau jüdischer Siedlungen im Küstenstreifen und wollen die palästinensische Bevölkerung in andere Länder umschichten.

In vergangenen Sicherheitskabinettsbesprechungen soll Zamir intensive Diskussionen mit den ultra-rechten Ministern geführt haben. Berichten zufolge hielt Netanjahu sich während dieser Auseinandersetzungen jedoch oft still.

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