In Deutschland hat die Unsicherheit beim Autokauf stark zugenommen. Laut einer Studie der Strategie-Beratungsfirma Simon-Kucher zögert derzeit fast jeder zweite Käufer, sich für ein neues Fahrzeug zu entscheiden. Gleichzeitig bleibt das Interesse an innovativen Technologien und neuen Autos hoch – ein echter Widerspruch, der die Kaufentscheidungen beeinflusst.
Die Ergebnisse sind klar: 46 Prozent der Bevölkerung befürchten, dass ihre Kaufkraft sinken wird. Fast die Hälfte (49 Prozent) zieht es vor, den Autokauf zu verschieben. Dabei sind sich 56 Prozent sicher, dass Elektroautos die Zukunft repräsentieren. Dennoch wachsen auch die Bedenken um die Lebensdauer der Batterien und den Wiederverkaufswert.
Die Realität der Käufer
Die Studie stellt fest, dass Käufer heutzutage bei ihrem Autokauf viel vorsichtiger agieren. Tatsächlich schieben 49 Prozent den Kauf eines neuen Fahrzeugs aufgrund finanzieller Sorgen auf. Interessanterweise zeigen jedoch 76 Prozent weiterhin Interesse an neuen Fahrzeuginnovationen. Immer mehr Konsumenten entscheiden sich herrschender Tendenz, ihr altes Auto länger zu fahren, solange kein attraktives Angebot vorliegt.
E-Mobilität auf dem Prüfstand
Trotz der positiven Sichtweise von 56 Prozent auf E-Mobilität hat die anfängliche Begeisterung in letzter Zeit deutlich nachgelassen. Rund 98 Prozent der Elektroautobesitzer würden erneut ein elektrisches Fahrzeug wählen, doch wachsende Sorgen bezüglich der Batterielebensdauer und des Wiederverkaufs bremsen das Marktinteresse.
Matthias Riemer, Partner von Simon-Kucher, äußert sich dazu: „Standardlösungen funktionieren nicht mehr. Hersteller müssen heute differenziert verschiedene Alters- und Preissegmente ansprechen. Um Vertrauen in gebrauchte Elektroautos zu schaffen, sind gezielte Garantien und klare Informationen erforderlich.“
Chinesische Marken im Aufwind
Das Interesse an chinesischen Automarken wächst stetig. So ziehen mittlerweile 39 Prozent der deutschen Käufer in Erwägung, ein Fahrzeug aus China zu kaufen – ein Anstieg von 5 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Besonders Millennials und die Generation Z zeigen großes Interesse an diesen Angeboten.
„Mit ihrem attraktiven Preis-Leistungs-Verhältnis und innovativen Technologien sprechen chinesische Hersteller überwiegend die jüngeren Käufer an“, fügt Martin Gering, Senior Partner von Simon-Kucher, hinzu. „Europäische Marken müssen nun Strategien entwickeln, um sich im Wettbewerb zu behaupten.“
Die Einführung höherer Zölle wird von 72 Prozent der Befragten als eine unmittelbare Bedrohung für den Preis und die Markenvielfalt angesehen. Politische Rahmenbedingungen fließen somit zunehmend in die Kaufentscheidung ein.
Künstliche Intelligenz als Unterstützung
Künstliche Intelligenz (KI) hat auch im Autokauf Einzug gehalten: 45 Prozent der Umfrageteilnehmer begrüßen deren Einsatz, insbesondere in den Bereichen Fahrzeugbewertung und Finanzierung. Dennoch möchten 76 Prozent den endgültigen Kauf nach wie vor über einen Autohändler abwickeln.
„KI hat das Potenzial, den gesamten Kaufprozess zu verbessern, jedoch darf der menschliche Aspekt nicht verloren gehen”, weist Alexander Dietz, Senior Direktor von Simon-Kucher, hin. „Die Herausforderung besteht darin, digitale Lösungen so zu implementieren, dass sie eine Verbindung zum Kunden herstellen, ohne diesen zu gefährden.“
Service und Transparenz als Grundlage
Im After-Sales-Bereich steigen die Anforderungen der Verbraucher zusehends: Rund 60 Prozent der deutschen Käufer sehen Wert in „Predictive Maintenance“, also der vorausschauenden Instandhaltung. Gleichzeitig bevorzugen 53 Prozent gebündelte und vorausbezahlte Servicepakete. „Die Kunden verlangen zunehmend planbare und transparente Services“, erklärt Riemer. „Hersteller und Händler, die sich diesen neuen Erwartungen anpassen, können wichtige Wettbewerbsvorteile für die Zukunft sichern.“
