Im Mittelpunkt eines hitzigen Patentstreits steht eine leichte Bauweise, die einmal als Schlüssel zur Zukunft des Caravans galt.
Die Fibre Frame Leichtbau-Wohnwagen waren ab 2017 der große Hoffnungsträger von Knaus Tabbert. Doch nur acht Jahre später sind diese Modelle plötzlich vom Markt verschwunden. Warum das passiert ist, bleibt unklar. Fest steht jedoch, dass Knaus Tabbert nun in einem Patentstreit steckt und die erste Runde bereits verloren hat. Laut einem Urteil des Einheitlichen Patentgerichts in Düsseldorf aus Mai 2025 ist sogar ein größter Rückruf von Modellen angeordnet worden. Knaus Tabbert hat zwar Berufung eingelegt. Doch was würde es für Camper, Händler und die gesamte Caravan-Branche bedeuten, falls das Urteil auch in der Berufungsinstanz bestätigt wird?
Modell Deseo und Azur betroffen
YellowSphere Innovations GmbH und Erwin Härtwich, die Kläger, werfen Knaus Tabbert vor, ihr europäisches Patent unrechtmäßig verwendet zu haben. Dieses Patent handelt von einem Rahmen für Fahrzeuge, der aus speziellen Schaumstoffen hergestellt und mit einer Schutzschicht ausgestattet wird. Härtwich und Alexander Christ, von YellowSphere, arbeiteten ursprünglich für Knaus Tabbert an einem Leichtbaurahmen für den Knaus Travelino. Das Resultat war die Fibre Frame Technologie von Knaus Tabbert und das Patent (EP 3 356 109 B1) über das Verfahren. Später konnten sich die Parteien nicht auf einen Lizenzvertrag einigen, und Knaus Tabbert produzierte mit einer modifizierten Methode weiterhin Wohnwagen mit Fibre Frame – ab 2018/19 den Knaus Deseo und ab 2022/23 das Oberklasse-Modell Knaus Azur. Genau bei diesen beiden Wohnwagen kommt es jetzt zum Rechtsstreit.
Das strittige Patent EP 3 356 109 B1 schützt ein Verfahren zur Herstellung von Strukturteilen aus einem expandierenden Schaumharz, welches in einer Form drei-dimensional gestaltet wird. Die Schutzschicht sorgt für die Festigkeit und eine bessere Oberflächenqualität. Ein zentraler Streitpunkt vor Gericht war, ob die von Knaus verwendeten Komponenten – trotz unterschiedlicher Herstellungsverfahren – unter den Patentschutz fallen. Im Urteil der Düsseldorfer Kammer des EPG stellte man im Mai 2025 fest, dass dies der Fall sei, basierend auf dem sogenannten Product-by-Process-Anspruch.
Rückruf betrifft nur Händler, nicht Endkunden
Das Gericht entschloss, dass Knaus Tabbert keinerlei betroffene Modelle mehr produzieren oder kommerziell vertreiben darf – in Deutschland, Frankreich, Italien und Slowenien. Das Unternehmen ist verpflichtet Schadensersatz zu leisten, wobei die genauen Summen bislang noch nicht bekannt sind. Außerdem müssen schon produzierte Modelle, die gegen das Patent verstoßen, aus dem freien Verkauf zurückgezogen und möglicherweise vernichtet werden – jedoch ist Knaus Tabbert gegen das Urteil in Berufung gegangen, weshalb diese Anordnungen bis vor Gericht nicht rechtskräftig sind.
Was ist das Einheitliche Patentgericht (EPG)? Das Einheitliche Patentgericht (engl. Unified Patent Court) fungiert als europäisches Gericht, das patentrechtliche Streitigkeiten behandelt und entscheidende Urteile zu Patenten in den beteiligten Mitgliedsstaaten fällt. Größte) Staaten sind Deutschland, Frankreich, Italien und andere. Der Hauptsitz befindet sich in Paris und Luxemburg, mit zentralen Kammern in München sowie lokalen Kammern.
Das erste Urteil bedeutet für Knaus Tabbert: Das Unternehmen müsste alle betroffenen Modelle des Deseo und des Azur zurückrufen und reckonciliate. Genau wie viele davon betroffen sind, ist unklar, denn das Urteil gilt nur für Exemplare, die nach dem 9. April 2022 in Umlauf gebracht wurden. In der Zwischenzeit boten einige Händler im Frühjahr 2025 erhebliche Preisnachlässe auf den Azur an – dennoch würde dies für Knaus Tabbert erhebliche wirtschaftliche Nachteile bedeuten. Summa summarum должен человек профитировать, события же могут в дальнейшем выйти нишеи дорогой. Kunden, die bereits eingekauft haben, bleibt jedoch der Besitz unberührt.
Knaus Tabbert zweifelt an der Patentzukunft
Das Urteil ist laut Patentanwalt Rüdiger Bals, der YellowSphere rechtlich berät, ein Beweis für die Stärke des Patents und für die Effizienz des Einheitlichen Patentgerichts. Knaus Tabbert hingegen bezeichnet das Urteil als fehlerhaft und wird der Sache wieder vor das Gericht bringen. Vom Unternehmen heißt es, man fühle sich im Recht und bestreite, das Patent verletzt zu haben. Der Zugriff beim EPG wird außerdem sehr früh im Jahr 2026 erwartet.
Rechtsgeschichte wird ungewollt geschrieben
Es steht fest – der Patentstreit über die Fibre-Frame-Technologie hat nicht nur Einfluss auf Knaus Tabbert, sondern trägt allgemein rechtliche Neuigkeiten mitzuteilen. Die Entscheidung aus Düsseldorf könnte eine bahnbrechende Auslegung des Product-by-Process-Anspruchs sein. Entweder wird die Struktur durch das Herstellungsverfahren oder an sich erreicht. Sollte das Berufungsgericht entscheiden, Erfolg hätte verpflichtenden Charakter für die folgenden Kammern der Prozessbeteiligten Länder, die dem Patentgericht angehören. Knaus Tabbert könnte dann eine der bedeutendsten Auseinandersetzungen der europäischen Rechtsprechung geschrieben haben.
