Putin und Zentralasien: Ein Wettstreit um Einfluss

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Putin und Zentralasien: Ein Wettstreit um Einfluss

In Tadschikistan versammelt sich eine Gruppe zentralasiatischer Führer, darunter auch Wladimir Putin. Währenddessen ist das Land dank eines Haftbefehls aus Den Haag in einer besonderen Lage, da Putin dort theoretisch verhaftet werden könnte. Die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch hat dazu einen Appell gestartet, der wohl unbeachtet bleiben wird.

Der afghanisch-chinesische Nachbar wird dem russischen Präsidenten jedoch eine herzliche Begrüßung bereiten, wenn er am Donnerstag in der tadschikischen Hauptstadt Душанбе an einem sogenannten Russland-Zentralasien-Gipfel teilnimmt. Schließlich lässt sich der tadschikische Präsident Emomalij Rahmon auch dieses Mal wieder gerne von Putin umwerben.

Zentralasien: Himmlisch für Russland, aber wir müssen aufpassen

Für Russland ist die zentrale Rolle der Region angesichts des Ukraine-Kriegs besonders wichtig geworden. Moskau hofft auf fruchtbare Gespräche über Handelsbeziehungen, Energie und Sicherheit mit den anderen vier zentralasiatischen Ländern – Kasachistan, Turkmenistan, Kirgisistan und Usbekistan.

Die Moskauer Firmen kämpfen aufgrund westlicher Sanktionen mit Absatzproblemen und suchen neue Märkte. Historisch gesehen war Zentralasien ein wichtiger Teil der Sowjetunion, und viele in Russlands Führung rechnen die Region zu ihrem Einflussbereich.

Doch auch die Sorgen wachsen. Russland beobachtet, wie jüngste Entwicklungen in Kirgisistan – darunter der Beschluss, eine Lenin-Statue abzubauen – friedlich, aber geschickt provokant sind. Der Hintergrund ist noch brisanter, denn einige Bürger sind verdächtigt, heimlich Söldner für den Ukraine-Krieg zu rekrutieren. Ähnlich wie der scharfe Protest Moskaus folgt gleich darauf.

Wie die Financial Times berichtet, hat der russische Ministerpräsident Michail Mischustin gewarnt, dass eine möglichst enge Annäherung zwischen der Region und Europa negative Folgen für Moskau haben könnte.

Chinas Einfluss: Für alle mehr Druck

China schaut ebenfalls darauf, wie sich die Lage entwickelt. Analystin Nataliya Butyrska berichtet von ihrem wachsenden Einfluss in Zentralasien, teils aufgrund räumlicher Nähe und der damit verbundenen geopolitischen Spannungen, die besonders in Xinjiang schlimm sind.
Momentan arbeitet China zudem an einer neuen Bahnverbindung, die Russland umgeht, und die für viele Anrainerstaaten von großer Wichtigkeit ist.

Längst gehört information von China für die Region zur bedeutendsten Handelsbeziehung, während Moskau an Bedeutung verliert.

Bestreben nach Unabhängigkeit: Die Länder im Kollektiv finden ihre Stimme

Das Augenmerk liegt nicht nur auf den großen Mächten China und Russland. Vielmehr streben die zentralasiatischen Staaten nach Unabhängigkeit und wollen sich nicht von übermächtigen Nachbarn abhängig machen. Die Lehre aus der Geschichte raubt diesen Ländern einmal mehr die Grundpfeiler in die Hand.

Vor allem in Kasachstan hat man nach Putins Invasion in die Ukraine begonnen, sich defensiver aufzustellen, wissend, dass trotz der russischen Spirale in der Region viele Gespräche stattgefunden haben. Die russische Sprachminderheit ist dort dennoch vorherrschend – die düstere Aussicht zeigt sich deutlich. Nachdem Putin in der Vergangenheit gesagt hat, Kasachstan sei ein „künstliches Land“, sind die Gedanken nun so diametral als je zuvor.

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(Quellen: Gespräche mit Nataliya Butyrska, Human Rights Watch, Tass, Financial Times)

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