Ein Chefposten war nicht genug: Oliver Blume, der gleichzeitig die Geschicke von Volkswagen und Porsche lenkte, zieht sich von seiner Rolle als Chef des Sportwagenherstellers zurück. In letzter Zeit haben sich die Herausforderungen in beiden Konzernen gehäuft.
Warum Blume Porsche verlässt
Jeder konnte es ahnen, dass Blumes Doppelrolle irgendwann nicht mehr tragbar sein würde. Eine unerwartete Entscheidung traf nun den höchsten Führungskreis: Oliver Blume, seit mehr als zehn Jahren bei Porsche und seit etwas mehr als drei Jahren zudem Vorstandsvorsitzender von Volkswagen, hat seinen Posten bei Porsche aufgegeben. Laut Informationen der Süddeutschen Zeitung fand am Freitagmorgen kurzfristig eine Sitzung des VW-Aufsichtsratspräsidiums statt – dort, wo die wichtigen Entscheidungen für die Familien Porsche und Piëch getroffen werden. Nach dieser Sitzung wird das Personalthema dann an den Porsche-Aufsichtsrat weitergeleitet.
Media berichteten früh am Morgen über Blumes bevorstehenden Rücktritt. Berichten zufolge gibt es bereits einen Nachfolger, der ebenfalls aus den Reihen von Volkswagen stammt. Doch wann genau die offizielle Ankündigung erfolgen wird, ist noch unklar. In der Regel werden solche Nachrichten bei VW erst nach Börsenschluss kommuniziert.
Am Morgen ihrer Bekanntgabe herrschte vollständige Stille – keine Reaktionen in Stuttgart oder Wolfsburg. Dass die Entscheidung über den Chefposten bei Porsche im Präsidium des VW-Aufsichtsrats gefällt wird, ist kein Zufall: Dieses Gremium ist das tatsächliche Machtzentrum für die Familien Porsche und Piëch, die beide Marken kontrollieren.
Unter Blumes Führung boomen die Absatzzahlen, Porsche brachte sich letztlich 2022 an die Börse. Doch nach anfänglichem Erfolg kam die Wende: Die Verkaufszahlen brachen in wichtigen Märkten wie China und den USA massiv ein, und Porsche steht nun vor großen Schwierigkeiten. Immer wieder musste Blume Gewinnwarnungen aussprechen und harte Sparmaßnahmen einführen. Zudem wurde die ehrgeizige E-Mobilitätsstrategie vorübergehend zu den Akten gelegt, was das Unternehmen über drei Milliarden Euro kosten könnte. Auch die Aktienkurse von Porsche sind seit dem Börsengang stark gefallen.
Die Kritik an Blumes gleichzeitiger Rolle als Chef beider Unternehmen wurde in den letzten Monaten zunehmend lauter. Daniela Cavallo, Vorsitzende des VW-Betriebsrats, hatte öffentlich geäußert, dass ein Vorstandsvorsitzender nicht trotzdem auch die Geschäfte von Porsche führen könne. Die Aktionäre ließen ebenfalls ihren Unmut über die Situation deutlich werden. Blume verteidigte bislang seine beiden Positionen und bezeichnete die Doppelrolle als „Erfolgsrezept“, doch scheint es nun tatsächlich, als stünde ein Ende bevor.
