Gestern Abend sind zwei russische Militärflugzeuge für etwa 18 Sekunden in den Luftraum Litauens eingeflogen. Laut Nachrichten der Armee drangen diese ca. 700 Meter ins Binnenland vor. Präsident Gitanas Nausėda kündigte bereits Konsequenzen an.
Die litauische Armee berichtete, dass es sich um einen Kampfjet vom Typ Su-30 und ein Tankflugzeug vom Modell Il-78 handelte. Der Vorfall ereignete sich nahe der Grenze zur russischen Exklave Kaliningrad.
Die beiden Jets kehrten nach dieser kurzen Zeit zügig zurück. Daraufhin wurden zwei Eurofighter der spanischen Luftwaffe alarmiert, die fortan über dem betroffenen Gebiet patrouillieren.
Reaktionen aus der Regierung
In seiner Stellungnahme bezeichnete Präsident Nausėda das Eindringen als „eklatanten Verstoß gegen das Völkerrecht und die territoriale Integrität“ von Litauen. Auf der Plattform X betonte er erneut die Notwendigkeit, die Luftverteidigung des Landes zu stärken.
Auch Regierungschefin Inga Ruginiene äußerte sich deutlich über den Sachverhalt. Auf Facebook schrieb sie, dass der Vorfall einmal mehr zeige, wie Russland gegen Völkerrecht und die Sicherheit seiner Nachbarländer verstoße. Dennoch versicherte sie, dass die Situation unter Kontrolle sei: „Litauen ist sicher. Wir werden zusammen mit unseren Verbündeten jeden Winkel unseres Landes schützen.“
Provokation oder Übung?
Bundeskanzler Friedrich Merz äußerte den Verdacht, dass es sich um eine gezielte Provokation seitens Russlands handele. „Das ist eine ernsthafte Luftraumverletzung, die nicht zufällig geschehen ist und heute nicht ohne Grund stattfand“, sagte Merz nach dem EU-Gipfel in Brüssel.
Protestnote versandt
Das russische Verteidigungsministerium wies alle Vorwürfe zurück und erklärte über Telegram, dass die Übungen über Kaliningrad nicht in Auslands-Luftraum eingedrungen sind. Die russische Seite berief sich dabei auf „objektive Kontrollmittel“.
Um auf den Vorfall zu reagieren, bestellte das litauische Außenministerium einen Vertreter der russischen Botschaft ein. Man überreichte eine Protestnote und forderte Russland auf, Maßnahmen zu ergreifen, um ähnlich Vorfälle in Zukunft zu verhindern. Zudem wurde der Vorfall sowohl der NATO als auch der EU zur Kenntnis gebracht.
Diese Vorfälle folgen auf mehrere ähnliche Fälle, die zuletzt in der NATO Besorgnis ausgelöst hatten. So drangen am 19. September auch russische Kampfjets für 12 Minuten in den estnischen Luftraum ein. Des Weiteren gab es wiederholt Überflüge russischer Militärdrohnen im NATO-Raum entlang der Ostflanke.
Erwähnenswert ist, dass die baltischen Staaten Estland, Lettland und Litauen über keine eigenen Kampfjets verfügen. Deshalb wird der Luftraum dieser Regionen seit 2004 durch die NATO gesichert, wobei regelmäßig Kampfflugzeuge mitsamt Personal von Verbündeten in diese Länder verlegt werden.
