„Die Lage eskaliert“: Touristen strömen in Latte: Einheimische leiden unter den Massen
Die Lofoten sind momentan in einem Ausnahmezustand. Überlaufene Wanderrouten, unhygienische Zustände in der Natur und genervte Bewohner führen zur Verunsicherung – der Bürgermeister schlägt Alarm.
Was einst als Freude für die Region begann, wächst sich nun zum Albtraum für die Einheimischen aus. Besonders kritisch ist die Lage auf den Lofoten – im letzten Jahr gab es beeindruckende 724.000 Hotelübernachtungen, während nur 24.000 Menschen dort leben.
Privatsphäre der Einheimischen wird missachtet
Laut einem Bericht der Kleine Zeitung fühlen sich die Einwohner mittlerweile wie „Wildlifetouristen” – ständig stehen Menschen vor ihren Fenstern und filmen ihre Häuser. Die Eindringlichkeit der Touristen ist sehr nervenaufreibend und verletzt die Privatsphäre der Anwohner.
Schmutz im Urlaub: Ungepflegte Natur und Touristen mit „Kackbeuteln“
Die Bäuerin Kjersti Delp äußert sich gegenüber Sveriges Radio sehr besorgt: „Hier gibt es keine Absperrungen, also parken die Wohnmobile überall.“ Der Großteil der Camper bringt jedoch keine sanitären Anlagen mit und „häuft“ alles in der Natur an. Im Sommer sind die Gerüche einfach unerträglich.
Die massive Verschmutzung ist ein großes Problem. In den Bergbächen der Lofoten wurden Kolibakterien nachgewiesen – ein klarer Hinweis auf menschliche Praktiken in der Natur. Daher haben die Einheimischen bereits „Kackbeutel“ an Touristen verteilt und Container wurden bereitgestellt, um eine ordnungsgemäße Entsorgung zu ermöglichen.
Verkehrskoller und überlastete Infrastruktur
Die bereits engen Straßen des Archipels sind grenzenlos verstopft. Wie tagesschau.de berichtet, sorgt die enorme Anzahl an Wohnmobilen für Überlastung des Straßennetzes. Trygve Steen von einem Reisebüro fordert dringend Lösungen: „Wir müssen die Menschen ermutigen, öffentliche Verkehrsmittel zu benutzen, um den Autoverkehr zu reduzieren.“ Viele Touristen sind aufgrund der spektakulären Natur herein gereist – in Norwegen gibt es zwischen Klippen und Fjorden viele wunderschöne Touristenziele zu sehen.
Bürgermeister ist besorgt: „Die Stimmung dreht“ – Medien sprechen von „Menschen-Verschmutzung“
„Die Situation wird immer schlechter“, erklärt Bürgermeister Vidar Thom Benjaminsen von Vågán. Er berichtet von einem grundlegenden Wandel in der Meinung der Anwohner: „Vor zehn Jahren waren vielleicht zwei oder drei Prozent der Leute gegen Touristen. Heute sind es ganz klar zwanzig bis fünfundzwanzig Prozent, die das so sehen – die Stimmung kippt“, sagt er.
Die Zunahme der Touristen stammt aus verschiedenen Quellen. Die Zahl der Flugreisenden von Ländern wie Frankreich, Italien und Spanien nach Kristiansand ist um markante 52 Prozent gestiegen. Der Grund dafür ist die „Coolcation“ – die Flucht vor der Hitze in anderen Teilen Europas zieht immer mehr Reisende nach Norwegen. Die Medien widmen sich ebenfalls diesen angespannten Umständen und halten dabei die Bezeichnung „Menschen-Verschmutzung“ für nahliegend, so berichtet die Kleine Zeitung.
Sogar aus der Tourismusbranche selbst kommen kritische Stimmen, was zeigt, dass die Belastungsgrenzen mittlerweile überschritten sind. Und auch andere beliebte Reiseziele kommen mit ähnlichen Herausforderungen einher: Wie die Frustration in Barcelona und Mallorca mit Touristen umgeht.
