Mustafa Suleyman, der verantwortliche Kopf bei Microsoft AI, fordert einen ethischen Kurs in der Entwicklung von Künstlicher Intelligenz.
In einem Beitrag für das Handelsblatt warnt Suleyman vor der unkontrollierten Entfaltung von KI-Technologien. Er plädiert für die Schaffung einer sogenannten humanistischen Superintelligenz, die dem Menschen dienen und gleichzeitig verantwortungsbewusst kontrolliert werden kann.
„Es ist extrem wichtig, dass wir eine völlig autonome KI um jeden Preis vermeiden“, erklärt er.
Sein Standpunkt? „Die entscheidende Frage ist nicht, ob KI uns in vielen Bereichen bereits übertrifft – das ist der Fall. Vielmehr sollten wir uns fragen, ob wir die KI so gestalten können, dass sie das Wohl der Menschheit fördert.“ Dieser Aspekt solle auch das Maß für die technologische Entwicklung sein.
Suleyman, der einst Deepmind mitbegründete, jetzt Teil von Google, beschreibt aktuelle Fortschritte in der KI als entscheidenden Wendepunkt. „Überall dort, wo es um Aufgaben geht, hat KI längst Menschen überholt“, sagt er mit Nachdruck.
Er empfiehlt, sich künftig auf spezialisierte Superintelligenzen zu konzentrieren, die spezifische Herausforderungen in Bereichen wie Gesundheitswesen, Bildungsreform oder Energieversorgung lösen können. „Stellen Sie sich eine medizinische KI vor, die nicht nur kostengünstig genaue Diagnosen stellt, sondern auch durch KI-gestützte Innovationen die Nutzung regenerativer Energien beschleunigt“, schildert Suleyman.
Ein wesentliches Merkmal der zukünftigen Systeme müsse Sicherheit, Wertorientierung und Transparenz sein. „Eine Superintelligenz könnte die Grundlage für großartige Fortschritte bilden – vorausgesetzt, sie bleibt im Interesse der Menschen“, hebt der Microsoft-Manager hervor. Die Zielsetzung sollte lauten, eine Technologie zu entwickeln, die die Kreativität unterstützt, Umweltschutz als Priorität betrachtet und die menschliche Lebensqualität erhöht.
Wann können wir mit einer Superintelligenz rechnen?
Suleymans Ansichten stehen in starkem Kontrast zu den Sorgen vieler anderen Experten, die weiterhin vor möglichen Gefahren in der KI-Welt warnen. Ende Oktober schlossen sich etwa 800 Fachleute und bekannte Persönlichkeiten in einem offenen Brief zusammen, um vor der unkontrollierten Entwicklung einer Superintelligenz zu warnen.
Neben diesen Warnungen haben zahlreiche Unternehmen, inklusive OpenAI (in die Microsoft investiert), großes Interesse an der Entwicklung einer solchen künstlichen Superintelligenz, die sämtliche Aufgaben gleich oder besser als Menschen ausführen kann. Der Fachjargon für diese Ambition in der Branche lautet AGI (Artificial General Intelligence).
Allerdings bleibt unklar, ob wir bald diesen großen Durchbruch erleben werden und in welcher Form diese AGI Erscheinung annehmen würde.
Microsoft und Suleyman sind überzeugt davon, dass es ihnen gelingt, eine Variante von Superintelligenz zu entwickeln und zu steuern. „Das bedeutet, wir müssen verantwortungsbewusste Transparenz sicherstellen und die oberste Priorität auf Sicherheit legen“, betont Suleyman.
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