Noam Tibon, ein ehemaliger General, war am 7. Oktober in einer extremen Situation gefangen: Mit nichts als einer Pistole machte er sich auf den Weg, um seine Familie von den Fängen der Hamas zu retten.
Noam, ein erfahrener Militärmann, hat in seiner Laufbahn zahlreiche Kämpfe geschlagen. Er führte das Nordkommando der israelischen Streitkräfte, war im Westjordanland im Einsatz und diente in der Eliteeinheit Sayeret Matkal. Doch der wohl entscheidendste Kampf fand vor wenigen Wochen statt.
Als er an diesem schicksalhaften Tag in Tel Aviv war, erreichte ihn ein erschütterndes Nachrichten von seinem Sohn Amir. Die Hamas war in den Kibbuz Nahal Oz eingedrungen, wo Amir mit seiner Frau und ihren beiden kleinen Töchtern in einem Hinterhalt festsaß. Gemeinsam mit seiner Frau packte Tibon das Nötigste — seine elterliche Zuversicht und seine Pistole — und brach sofort in die Gefahrenzone auf.
Die Nachricht, dass die Familie aus dieser angespannte Lage entkommen konnte, gab Hoffnung. Noam kämpfte sich durch und fand letztlich seine Liebsten wohlbehalten. Doch der Schrecken vom 7. Oktober nahm bleibende Spuren in ihrem Leben sowie im ganzen Land hinterlassen. Diese Erlebnisse haben Tibon nun zur politischen Arena gebracht. Am Dienstag angekündigte er seinen Eintritt in die politische Bewegung Jesch Atid unter der Führung von Yair Lapid.
Vor seinem politischen Einstieg war Tibon ein aktiver Kritiker der derzeitigen Gaza-Politik von Premier Benjamin Netanyahu. Bei verschiedenen Demonstrationen hatte er sich klar geäußert: „Er untergräbt jede potenzielle Lösung, während Geiseln in den Gaza-Tunneln gefoltert und ermordet werden“, belehrte er am Rande eines Protests in Tel Aviv.
Laut Yair Lapid wird Tibon eine maßgebliche Rolle innerhalb von Jesch Atid zukommen. Insbesondere bei dem umstrittenen Thema der Wehrpflicht will er eine laute Stimme sein. Dieses Thema polarisiert die Gesellschaft in Israel enorm.
In der Vergangenheit waren streng religiöse Männer von der Wehrpflicht befreit, aber diese Regelung ist letztes Jahr ausgelaufen. Das israelische Parlament konnte kein neues Gesetz verabschieden, um diesen Status für die Ultraorthodoxen zu sichern. Im Sommer 2024 entschied der Oberste Gerichtshof, dass auch ultraorthodoxe Männer zum Wehrdienst einberufen werden müssen. Bislang hat Premier Netanyahu jedoch keinen Schritt unternommen, um dieses Urteil in die Tat umzusetzen, was Tibon scharf kritisiert.
