Zahl der Arbeitsplätze in der Autoindustrie sinkt dramatisch

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Die Sorge um eine Deindustrialisierung wächst in Deutschland, und die aktuellen Zahlen des Statistischen Bundesamtes bestätigen diese Ängste. Besonders bitter trifft es die Autoindustrie: Ende September waren etwa 48.700 Arbeitskräfte weniger beschäftigt als im Vorjahr.

Eine Berechnung der Statistiker zeigt einen Rückgang von 6,3 Prozent – die höchste Rate in einer der großen Industriezweigen. Zurzeit sind noch rund 720.000 Mitarbeiter in der Autobranche beschäftigt, was den niedrigsten Stand seit 2011 darstellt.

Trotz dieser Zahlen bleibt die Autoindustrie hinter dem Maschinenbau die zweitgrößte Industriebranche in Deutschland, die insgesamt etwa 934.000 Arbeitsplätze bietet. Im gesamten verarbeitenden Gewerbe ist die Mitarbeiterzahl jedoch innerhalb eines Jahres um rund 120.000 auf etwa 5,4 Millionen gesunken.

Besonders stark wird der Rückgang in der Zuliefererbranche spürbar: In der Kategorie „Herstellung von Teilen und Zubehör“ wurden hier besonders dramatische Jobverluste von 11 Prozent verzeichnet.

Geopolitische Einflüsse

Auch im Bereich der Metallerzeugung und -bearbeitung sieht die Lage düster aus, mit einem Rückgang der Beschäftigung um 5,4 Prozent auf 215.000. Ironischerweise sind sogar Sektoren mit neuen Technologien, die man für zukunftsträchtig hielt, von Rückgängen betroffen. So haben Hersteller von Datenverarbeitungs-, elektronischen und optischen Geräten binnen eines Jahres etwa 310.000 Arbeitsplätze verloren – das entspricht einem Rückgang von 3 Prozent.

Eine präzisere und umfassende Industriepolitik ist wichtig für Deutschland.

Sebastian Dullien, Direktor des Forschungsinstituts IMK

Nach den Worten von Sebastian Dullien, dem Direktor des gewerkschaftsnahen Forschungsinstituts IMK, liegen die Gründe für die Schwierigkeiten im „geopolitischen Kontext“, der deutschen Unternehmen den Zugang zu Märkten in den USA und China erschwert. Dazu kommen die gestiegenen Energiepreise und die Bedenken der Verbraucher, die beim Autokauf zögerlich geworden sind.

Dullien fordert eine gezielte Industriepolitik auf EU-Ebene und schlägt vor, Schlüsselbranchen zu identifizieren und den Binnenmarkt zu nutzen, um die europäische Produktion in diesen Bereichen anzukurbeln.

Jobverluste unvermeidlich?

Thomas Puls vom arbeitgebernahen Institut der deutschen Wirtschaft äußert sich im RedaktionsNetzwerk Deutschland ebenfalls besorgt: „Der Rückgang an Arbeitsplätzen ist angesichts der dramatischen Umwälzungen in der globalen Autoindustrie unumgänglich.“ Hierbei spielen ein schwaches Marktumfeld in Europa und Rückgänge bei Exporten nach China eine entscheidende Rolle.

Hinzu kommt der Übergang zu Elektrofahrzeugen, was vor allem Konkurrenzunternehmen betrifft, die sich auf herkömmliche Antriebsstränge spezialisiert haben. Dennoch sehe er darin keinen Untergang der Branche, sondern eine Stabilisierung auf einem niedrigeren Niveau.

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