Am Freitag verwandelte sich die große Messehalle in Taipeh in eine beeindruckende Autoausstellung, die an frühere Zeiten der IAA in Frankfurt erinnerte. Direkt am Eingang standen rund zehn unterschiedliche Fahrzeuge, von der kompakten Golf-Klasse bis hin zum Stadtbus. Die Menschen betasteten beeindruckt die weißen Ledersitze und die großen Displays, die fast das gesamte Cockpit einnahmen, wie man es von Premium-Marken wie Tesla oder Mercedes kennt. Ein Besucher aus Asien wunderte sich sogar: „Haben diese Sitze etwa eine Massagefunktion?“ Die Hostess antwortete strahlend und aktivierte den Knopf an der Armlehne.
Im hinteren Bereich der Halle konnten die Neugierigen die Elektroautos selbst testen – ganz leise und ohne lästige Abgase. Dies war jedoch keine typische Automesse, sondern der Techday des taiwanesischen Unternehmens Foxconn. Bekannt geworden durch die Fertigung von iPhones für Apple, will CEO Young Liu nun auch in der Automobilbranche erfolgreich sein.
Angesichts des Drucks, den neue Hersteller wie Tesla und BYD auf alteingesessene Marken wie Volkswagen, Toyota und BMW ausgeübt haben, bietet Foxconn diesen nun an: Sie sollen die Entwicklung und Vermarktung der Autos übernehmen, während Foxconn den Produktionsprozess managt.
Der Markteintritt wird einfacher
„Die Hürden für den Einstieg in den Automarkt sinken ständig und es kommen mehr Wettbewerber hinzu“, erklärte Liu in seiner Eröffnungsrede. „Das bedeutet, der Preiskampf wird intensiver und die Entwicklungszeiten kürzer. Jetzt müssen die großen Hersteller einige Aufgaben abgeben!“ Liu befand, wir steuern auf eine Art Compaq-Moment in der Automobilbranche zu – ähnlich wie der erste PC-Hersteller, der von der Eigenproduktion abkam.
Bereits einige große Namen aus der Industrie unterstützten diesen Ansatz. So plant Mitsubishi in Zusammenarbeit mit Foxconn ein neues Auto, während der französische Automobilhersteller Stellantis gemeinsam mit Nvidia, Uber und Foxconn selbstfahrende Taxis entwickeln möchte. Fuso, ein Teil von Daimler Truck, arbeitet ebenfalls mit Foxconn an innovativen Elektrobussen. Laut Katsuto Kora, dem Leiter des Fuso-Busgeschäfts, steigt die Nachfrage rasant – bis 2030 sollen die Hälfte aller Stadtbusse in Deutschland elektrifiziert werden. „Foxconn bringt die Expertise in E-Mobilität mit, während wir das nötige Know-how im Busmarkt haben und ein globales Vertriebsnetz betreiben“, erläuterte er.
Partnerschaft mit OpenAI für KI-Infrastruktur
Ein weiterer bedeutender Teil der Veranstaltung war die Ankündigung, dass Foxconn mit OpenAI, dem Entwickler von ChatGPT, zusammenarbeiten wird. Jede Menge KI-Server sollen in den USA entstehen, um die digitale Infrastruktur zu stärken. Liu sagte begeistert: „Unsere Partnerschaft wird auf die Verbesserung der Serverarchitektur abzielen, damit die Produktion ganz in den USA stattfinden kann. Wir haben auch im Sinne von Donald Trump die Mission, amerikanische Lieferanten zu unterstützen.“
Sam Altman, CEO von OpenAI, betonte in einem Videobeitrag die Relevanz der Zusammenarbeit für die USA: „Die Infrastruktur hinter fortschrittlicher KI ist eine historische Chance, Amerika zu reindustrialisieren. Diese Partnerschaft bringt uns dem Ziel näher, die Schlüsseltechnologien des KI-Zeitalters hier produzieren zu können.“
Liu gab außerdem bekannt, dass Foxconn jährlich zwischen zwei und drei Milliarden Dollar in den Ausbau seiner KI-Abteilung investieren möchte. Die Produktion von KI-Servern, die unter anderem in Zusammenarbeit mit Nvidia entstand, hat mittlerweile einen hohen Stellenwert bei Foxconn erlangt. Aktuell produziert das Unternehmen wöchentlich 1000 Racks, und Liu ist optimistisch, dass dieser Wert noch steigen wird.
