Durchsuchungen nach Bombendrohungen: „Schweinetreff“-Gruppe im Visier

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Die Verdächtigen schienen ziemlich viel Spaß am großen Polizeiaufgebot zu haben, das sie mit ihren Drohungen ausgelöst haben. Dabei verursachten sie nicht nur hohe Sachschäden, sondern versetzten auch ihre Altersgenossen in Angst und Schrecken.

Nach einer Reihe von Bombendrohungen gegen Schulen und Einkaufszentren in Deutschland und darüber hinaus hat das Bundeskriminalamt (BKA) nun gegen eine mutmaßlich verantwortliche Gruppe Stellung bezogen. Bei vier Verdächtigen – unter ihnen auch zwei Minderjährige – fanden Durchsuchungen in Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen, Hessen und bei einem jugendlichen Zeugen in Sachsen-Anhalt statt. Diese Informationen gab die Behörde aus Wiesbaden weiter.

Die Angeklagten sollen massenhaft E-Mails mit Scheinbedrohungen verschickt haben, welche laut BKA in „hunderte von Fällen“ Polizeieinsätze und Evakuierungen auslösten. Im Jahr 2024 waren unter anderem Einkaufszentren in Sachsen-Anhalt und Nordrhein-Westfalen, ein Bahnhof im Saarland, sowie ein Gebäude des Mitteldeutschen Rundfunks in Magdeburg betroffen, ebenso wie Schulen und weitere öffentliche Einrichtungen. Ähnliche Straftaten von dieser Gruppierung wurden auch in Österreich verzeichnet.

Erzeugen von Verunsicherung

Nach Angaben der Ermittler zentralisierten sich die Aktivitäten der Verdächtigen „rein virtuell“ in einer Messengergruppe mit dem Namen „Schweinetreff“. Das Hauptaugenmerk der Beschuldigten wäre beispielsweise das Stören des öffentlichen Friedens und das Schüren von maximaler Verunsicherung in der Bevölkerung gewesen. Offenbar freuten sie sich besonders über die Reaktionen von Sicherheitsbehörden und die mediale Aufmerksamkeit.

Im Mai 2024 wurde das Einkaufszentrum am Limbecker Platz in Essen nach einer Bombendrohung evakuiert (Archivbild)
Im Mai 2024 musste das Einkaufszentrum am Limbecker Platz in Essen nach einer Bombendrohung evakuiert werden (Archivbild).

Die Generalstaatsanwaltschaft Frankfurt am Main stellte fest, dass die vier männlichen Verdächtigen zwischen 16 und 23 Jahre alt sind und alle die deutsche Staatsbürgerschaft besitzen. Einsprecher der Behörde erwähnte, dass derzeit keine Hinweise auf eine politische Motivation der Taten bestehen, wie sie AFP gegenüber berichteten.

Keine Festnahmen

Bei den Durchsuchungen beschlagnahmten die Ermittler zahlreiche elektronische Geräte und Speichermedien. Dennoch war von Festnahmen bisher keine Rede; die Staatsanwaltschaft betonte, dass keine Haftbefehle ausgeführt wurden.

Das BKA informiert, dass die Beschuldigten als eine überregional aktive Tätergruppe agierten und möglicherweise versuchten, die Drohung zu verstärken, indem viele ihrer Mails einen „islamistischen Bezug“ hatten. Allerdings konnte eine religiöse Motivation bei den Ermittlungen nicht nachgewiesen werden, wobei alle Drohungen unwirksam waren.

Internationale Ermittlungen

Nach Aussagen des BKA gerieten die vier Verdächtigen im Zuge von Ermittlungen zu Drohungen in Österreich in den Fokus. Bibliografische Beweise hinsichtlich der mutmaßlichen Täter und deren Netzwerks wurden durch einen anschließenden Informationsaustausch zwischen den Österreichischen und Deutschen Sicherheitsbehörden gewonnen. Genauere Details zu deren Wohnorten blieben vorerst unter Verschluss.

Im Oktober 2024 wurde das Funkhaus des Mitteldeutschen Rundfunks in Magdeburg geräumt (Archivbild)
Im Oktober 2024 wurde das Funkhaus des Mitteldeutschen Rundfunks in Magdeburg räumungsbedingt evakuiert (Archivbild).

BKA-Vizepräsident Sven Kurenbach kommentierte die Razzia und sagte, dass das Internet trotz vermeintlicher Anonymität keinen rechtsfreien Raum darstelle. Zudem sprach er mögliche finanzielle Folgen für die Verantwortlichen an, denn die umfassenden Polizeieinsätze reichten in den fünfstelligen Bereich an Sachschäden.

Psychologische Belastung

Die Ermittler hoben ebenfalls die psychologischen Auswirkungen der Drohungen hervor. Besonders die Evakuierungen statischer Einrichtungen,769Kings gingsen wie Schulen, beeinträchtigten die minderjährigen anfälligen Betroffenen belastend.

Die Ermittlungen werden gemeinsam vom BKA und einer bei der Generalstaatsanwaltschaft Frankfurt angesiedelten Spezialeinheit zur Bekämpfung der Internetkriminalität geführt. Deren Leiter Benjamin Krause erklärte, dass es sich um „nicht um harmlose Streiche, sondern um ernsthafte Straftaten“ handele. Jeder, der derartige Drohungen benachrichtigt, müsse mit strengen rechtlichen Konsequenzen rechnen.

jj/pgr (dpa, afp, epd)

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