Um 3:15 Uhr betont ein Angestellter des Clubs, dass die Vorbereitungen laufen – ein Handtuch kommt auf die Bühne, dann folgen zwei Wasserflaschen. Um 3:22 Uhr hebt sich der Vorhang: Derjenige, auf den alle gewartet haben, taucht auf! Die Fan-Menge tobt, als das Mikrofon des Rappers leichte Störgeräusche von sich gibt, aber das Geschrei der Anhänger übertönt alles. „Saarbrücken“ hallt nur kurz durch den Raum, bevor ein mächtiger Beat einsetzt. „Ich steh mit Rücken an der Wand“, eröffnet Haftbefehl seine Show und das Publikum flippt aus. Überall leuchten Smartphone-Bildschirme auf, während der in einem weißen Pullover gekleidete Künstler mit einem blauen Tuch über der Nase die Arme ausbreitet. Und schon wieder setzen die CO2-Kanonen Rauchwolken frei.
Die Warteschlange vor dem M Club
Fünf einhalb Stunden früher sammelten sich bereits eine gute Hundertschaft an Fans vor dem M Club, ehemals bekannt als Ego. Die meisten der jungen Menschen drücken sich in schwarze Daunenjacken und einige halten währenddessen Papier in der Hand – die typischen Mutti-Zettel. Ein 16-jähriger, Niklas aus Mandelbachtal, erzählt aufgeregt: „Ich muss spätestens um 3 Uhr wieder zuhause sein.“ Wann genau der Offenbacher auftritt, darüber wird lebhaft diskutiert. Während einige schon um 11 Uhr mit seinem Erscheinen rechnen, halten andere 2 Uhr für wahrscheinlicher. „Glaubst du, der kommt überhaupt?“, fragt ein Teilnehmer skeptisch.
Ein Wort für Gewissheit gibt der Clubbesitzer Hafzullah Atca: Er hatte Haftbefehl direkt aus Offenburg geholt, wo dieser einen Auftritt hatte. Atca hat große Pläne für seinen frisch eröffneten Club und sieht in jedem Auftritt von Haftbefehl ein aufsehenerregendes Zeichen für den neuen Hotspot in der Stadt.
Neue Doku bringt neuen Ruhm
Vor nicht allzu langer Zeit, genauer gesagt vor etwa einem Monat, brachte Netflix die Doku „Babo – Die Haftbefehl-Story“ heraus. Diese Doku hält nichts zurück und zeigt die Kämpfe des Rappers, von seiner jahrzehntelangen Drogenabhängigkeit bis hin zu seiner zerrütteten Kindheit. Die Beliebtheit der Doku ist nicht zu übersehen – beeindruckende 4,1 Millionen Zuschauer in der ersten Woche! Gleichzeit unabhängig davon zajmten sich 7 Haftbefehl-Songs in den Top 11 bei Spotify. Kritiker unterscheiden sich, worunter manche Gehäl den Film als ehrliche Selbstoffenbarung erkennen, während andere ihn als Sensationslust angreifen und als „Trauma-Porno“ abwerten.
Das Konzert-Setup
Obwohl der Rapper mit solch schweren Themen konfrontiert ist, hat er sich eine Menge Shows im Jahr 2023 vorgenommen. Nach seinen Auftritten am Freitag in Hannover und Braunschweig folgte nun das Ereignis in Saarbrücken. Die Gage für diesen Auftritt beträgt fast so viel wie ein angemessen ausgestatteter Kleinwagen, sagt Atca. Die Shows sind zeitlich sehr begrenzt, oft deutlich kürzer als ein Frischplatzkonzert. In Gießen beispielsweise hat Haftbefehl nur 15 Minuten gespielt, während er in Osnabrück immerhin 20 Minuten performed hat. So können die Fans für den Eintrittspreis von 14 bis 29 Euro eine ganz ähnliche Künstlichkeit erleben – etwas anderes zahlt nur für die ganz großen Bühnenauftritte. Atca hat schnell einen Kontakt zu Haftbefehl herstellen können über dessen Bruder Cem.
Bei Mitternacht fängt es zum ersten Mal an, dass Konfetti durch die Luft regnet. DJs nutzen den Moment um die Menge mit schnellen Beats und amerikanischem Rap aufzuheizen. Entlang der Tanzfläche sind die VIP-Bereiche mit Menschen gefüllt; Kellnerinnen und Kellner eilen hin und her, um Getränke zu servieren.
Haftbefehl wirkt „fix und fertig“
Haftbefehls Karriere startete früh in den 2010ern, seitdem hat er nichts weniger als Ausnahmen in der deutschen Rap-Szene hinterlassen. Der Betracht hervorheben für die Zeitschrift spricht und bezeichnet ihn als einen „der bedeutendsten Rap-Künstler Deutschlands“. Der Wechsel beschleunigte sich; die Transformation vom Sensations-Act hin zur Kunstkritik-Dimension ist bemerkenswert. Jüngere Menschen bezeichnen ihn oft als ein Phänomen, als eine Art Urban-Legende.
Aber zurück zum Auftritt, besonders spannend war u.a. auch das Lied „Chabos wissen, wer der Babo ist“. Das Publikum hüpft mit jedem Beat mit, allem voran in den VIP-Bereichen, Level der Sprünge steigert sich merklich! Die Atmosphäre wird schnell beheizter, als sich immer mehr Schweiß und Parfum in Luft vermischen. Haftbefehl gibt sein Bestes, um das Tempo hochzuhalten, doch er wirkt ein wenig angestrengt, vielleicht auch lethargisch im Vergleich zu den euren Jahren vor der Doku, unterlegt sein komisches geisterestes Choreografie und leichten Handgesten kommt rüber. Er fasst sich des öfteren an sein Tuch, macht aber auch das Unmögliches um die Crowd mit internetaffin r.Writer zu verbinden . „Ich bin fix und fertig“, raunt er unverständlich ins Mikro.
Kurzer Auftritt von Haftbefehl
Lediglich 18 Minuten und genau sechs Songs hat der Künstler den Fans in Saarbrücken beschert, bevor er um 3:40 Uhr die Bühne verlässt. Minuten wirkten wie endlos während ruhmvolle Zugaben blieben ungewährt, seine Anhänger zeigen sich trotzdem begeistert und zufrieden.
