Wandel in der deutschen Wirtschaft: Rüstungsinvestitionen fördern Technologie und Forschung
Aktuelles zum Arbeitsmarkt
Die deutsche Wirtschaft ist gerade im Umbruch. Während viele alte Industrien unter Druck stehen und die Zahl der Insolvenzen im Jahr 2025 vermutlich sogar höher sein wird als während der Corona-Pandemie, treten neue Wachstumsbranchen zutage. Im Fokus stehen nun die Rüstungs- und Sicherheitsindustrien, die durch veränderte politische Rahmenbedingungen seit der sogenannten Zeitenwende deutlich an Bedeutung gewonnen haben. Rüstungsausgaben steigen, und diese Investitionen sollen zusätzlich einen Impuls für die Wirtschaft auslösen. Doch was bedeutet das konkret für Firmen, Arbeitnehmer und bestimmte Regionen?
Die Lage auf dem Arbeitsmarkt ist angespannt. Dr. Simon Janssen vom Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) hat erklärt, dass insbesondere Bereich der Autoindustrie und verwandter Sektoren stark gefordert sind. Dies schlägt sich vor allem auf Absolventen nieder, die derzeit Schwierigkeiten haben, ihren Platz zu finden. Eine Auswertung hat ergeben, dass junge Leute unter 30, die einen Hochschulabschluss haben, so häufig arbeitslos sind wie zuletzt vor mehr als 15 Jahren. Gleichzeitig betonte Janssen, dass Deutschland dringend auf Innovation und auf rekrutierte Fachkräfte angewiesen sei, um aus der Krise zu kommen. Bestenfalls werde die Nachfrage nach gut ausgebildeten Leuten durch einen Wirtschaftsaufschwung wieder steigen.
Diese innovative Nachfrage könnte aus einer recht überraschenden Richtung – der Verteidigungsindustrie – kommen. Während traditionelle Industriezweige schrumpfen, expandiert der Sektor, der auf hochqualifizierte Fachkräfte setzt und durch eine enorme staatliche Unterstützung stark wächst.
Deutschlands Druck auf dem Arbeitsmarkt – Rüstungsinvestitionen als Chance
Eine Studie der Internationale Politik und Gesellschaft (IPG) berichtet über eine fundamentale Verbindung zwischen Rüstungsinvestitionen und industrieller Weiterentwicklung. Auch wenn lange über die Notwendigkeit von europäischen Verteidigungsfähigkeiten diskutiert wurde, hat die geopolitische Lage die Frage nach dem „Wie“ in den Mittelpunkt gerückt. Mit dem Sondervermögen von 100 Milliarden Euro und Änderungen im Grundgesetz, die es ermöglichen, Verteidigungsausgaben über ein Prozent des BIP hinaus auszugeben, gibt es für Investitionen nun weitgehend unbegrenzte Mittel. Dieses Geld dient nicht nur dazu, militärische Fähigkeiten zu stärken, sondern auch bipolare industriepolitische Effekte zu erzeugen.
Ungefähr 100.000 Menschen sind direkt in der Verteidigungsindustrie tätig, davon nochmals etwa 500.000 indirekt – vergleichbar mit dem Stahlsektor. Die Branche bringt einen Umsatz von etwa 47 Milliarden Euro und stellt weiterhin relevante Wachstumschancen dar. Besonders durch Dual-Use-Technologien, die sowohl zivil als auch militärisch eingesetzt werden können, wird großes Potenzial für Fortschritt und Wertschöpfung gesehen.
Von reiner Rüstungsproduktion zu Hightech: Forschung als Motor für Wachstum
Heutzutage umfasst moderne Rüstungsindustrie weit mehr als nur Panzer und Munition. Hier hat man erlebt, wie sich innovative Praktiken an die modernen Kriegsführungsweisen angepasst haben. Besonders in Bereichen wie Drohnen, Luft- und Raumfahrt, Datenverarbeitung und autonome Systeme wurde in den letzten Monaten ein riesiges Investment getätigt. Diese Technologien zeigen auch in zivilen Anwendungen, wie etwa in Logistik oder Katastrophenschutz, ihr großes Potenzial.
Deutschland hat hier eine besondere Stärke: Der Forschungsanteil an den Verteidigungsausgaben ist momentan noch bei niedrigen fünf Prozent. Im Vergleich dazu wird in den USA viermal so viel investiert. Eine Steigerung der Forschungsinvestitionen und der Patentumsetzungen könnte entscheidend sein, um das lokale Innovationspotenzial zu steigern. Das Unternehmen Hensoldt ist ein gutes Beispiel, da der Bund basierend auf einer Sperrminorität im Jahr 2020 sensibler Sensortechnologie aufgrund der KfW ein Zugriffsrecht sichere konnte.
Strukturpolitik in Deutschland: Regionen stärker machen, Lieferketten absichern
Um moderne Panzer zu produzieren, sind rund 100 mittelständische Unternehmen involviert, was zu einer zweckmäßigen regionalen Struktur führt. Ein großer Teil von diesen benötigt staatliche Unterstützung, sei es durch schnellere Sicherheitsprüfungen oder Garantien für Abnahmen. Gleichzeitig sehen viele Anbieter in der akut gestressigten Autozulieferindustrie jetzt eine Chance. Aufgrund der massiven Krise könnten die Unternehmen ihre Fertigung auf militärische Produkte umswitchen. Auch wenn das nicht die Patentlösung ist, beschreibt Veronica Gohla von der Friedrich-Ebert-Stiftung, dass dies ein notwendiger Schritt zur Stabilisierung sein kann. Besonders in ländlichen Gebieten könnte die Unterstützung einzelner Firmen große Auswirkungen haben.
Die europäische Perspektive: Deutschlands Unabhängigkeit und Wettbewerbsfähigkeit
Um militärische Investitionen strategisch zur Konkurrenzfähigkeit Europas einsetzen zu können, wird von der Europäischen Kommission laut der IPG eine Uneitlichkeit vorgeschlagen. Insbesondere sollte der Fokus gelegt werden, sicherheitsrelevante Schlüsseltechnologien innerhalb des EU-Binnenmarkts zu entwickeln und zu schaffen. Die Bundesregierung sollte sich für solche Einkaufsprozesse in wichtigen Teilbereichen der Rüstungsindustrie stark machen. Dieser gezielte Ansatz könnte nicht nur abhängige Staaten reduzieren, sondern zudem gewährleisten, dass deutschlandweit mittelständische Unternehmen und spezialisierte Zulieferer längerfristig profitieren können.
Deutschland hat diesbezüglich einen entscheidenden Vorteil: Die Produktion von Stahl und anderen wesentlichen Vorprodukten findet nach wie vor im Land statt. Auch wenn der Artikelstahl des Landes gegen günstigere Importe aus China kämpft, schaffen er trotzdem große Vorteile in der Verteidigungsindustrie aus zwei Gründen: Er kann nach Bedarf veredelt werden, was nötig ist für komplexe militärische Systeme; zudem ermöglicht er kurze, sichere Lieferketten. Diese werden in einem angespannten sicherheitspolitischen Kontext immer wichtiger. Auf diese Weise dient der Materialsektor nicht nur zur Sicherstellung der Belieferung, er generiert auch Wertschöpfung innerhalb der EU.
