Kevin Kühnert, der einstige Parteichef der SPD-Jugendorganisation und Generalsekretär der SPD, wendet sich nun der Lobbyarbeit für alternative Finanzpolitiken zu. Er wird die Leitung des Bereichs Steuern, Verteilung und Lobbyismus bei der Finanzwende übernehmen, wie die Deutsche Presse-Agentur berichtet.
Finanzwende wurde von Gerhard Schick, einem früheren Experten der Grünen im Bundestag, ins Leben gerufen. Ziel ist es, ein starkes Gegengewicht zur etablierten Finanzlobby zu bilden. Kühnert wurde immer wieder als Befürworter von tiefgreifenden Reformen wahrgenommen und ließ immer wieder sozialistische Ideen in Debatten aufleben.
„Finanzwende hat großes Potenzial, ein effektives Gegengewicht zur Finanzlobby zu werden, und ich will meinen Teil dazu beitragen, dass dieses Mammutprojekt erfolgreich ist“, äußerte Kühnert. Er hebt die anhaltende Ungleichheit bei finanziellen Ressourcen hervor und beschreibt, wie diese auch die politische Machtverteilung beeinflusst.
Kühnerts Ziele
„Extreme Ungleichheit nimmt den Menschen nicht nur Chancen, sie verzerrt auch die Diskussionen in Medien und Politik“, erklärt Kühnert. Er warnt davor, dass Reichtum zunehmend als Machtinstrument missbraucht werde, und er möchte aktiv gegen dieses Phänomen kämpfen. Kühnert hebt die Stärke sowie die Überparteilichkeit von Finanzwende hervor, die in einem angesagten Berliner Stadtteil, Schöneberg, angesiedelt ist.
Finanzwende ist ein überparteilicher Verein mit mehr als 17.000 Mitgliedern, der sich für stabilere, gerechtere und nachhaltige Finanzmärkte einsetzt. Gerhard Schick, der Vorstand, bezeichnet Kühnerts Engagement als „äußerst wertvoll“. Er selbst war zuvor eine wichtige Stimme im Parlament für die Grünen, bevor er die politische Bühne hinter sich ließ.
Zusammenarbeit mit ehemaligen Staatsanwalt
„Als ich Finanzwende gegründet habe, hätte ich nie gedacht, dass hier mal ein ehemaliger SPD-Generalsekretär arbeitet – zusammen mit jemandem wie Anne Brorhilker, einer ehemaligen Oberstaatsanwältin, und vielen weiteren engagierten Menschen“, freut sich Kühnert. Seine Position ist eine von insgesamt 15 neuen Stellen im Verein. Anne Brorhilker trat im Jahr 2024 zu Finanzwende über.
Kühnert war von 2019 bis 2021 stellvertretender Vorsitzender der SPD und führte die Geschäfte als Generalsekretär bis zu seinem Rücktritt im Herbst 2024. Bei der Bundestagswahl 2021 holte er sein Mandat in Berlin direkt, bevor er für die Wahl 2025 nicht mehr antrat. Seinen Rückzug erklärte Kühnert im April in der „Zeit“ mit physischen Angriffen und Bedrohungen aus rechten Kreisen und von Corona-Leugnern.
