Sergej Lawrow und die alternative Wahrheit: Ein Blick auf seine neueste Ansprache

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Sergej Lawrow und die alternative Wahrheit: Ein Blick auf seine neueste Ansprache

Am Mittwochmorgen hielt Sergej Lawrow, Russlands langjähriger Außenminister, eine Ansprache voller fragwürdiger Thesen und unerwarteter Aussagen. Viele waren sich einig, dass seine Worte ebenso vorhersehbar wie abwegig waren.

Auf dem Papier sah es so aus, als wäre Lawrow in Topform und bereit, für Wladimir Putin zu sprechen, nachdem es einige Monate lang Zweifel an seiner Anwesenheit gab. Sein jüngster Auftritt im Föderationsrat, einer Art russischem Bundesrat, bedeutete, dass er weiterhin in der politischen Arena präsent ist, trotz aller Spekulationen.

Sein monotones 15-minütiges Eingangsstatement an die Vertreter der weitestgehend machtlosen Regionen Russlands wurde durch 40 Minuten Fragen und Antworten ergänzt. Einige seiner Ansichten könnten sympathisch klingen, besonders für diejenigen, die die letzten 25 Jahre ignoriert haben, aber die Realität spricht eine ganz andere Sprache.

Alarmierende Äußerungen: Drohungen und Lob

In dieser Rede warfen Lawrows Inhalte einige Fragen auf: Er sprach über Dekolonisierung und versicherte die Bekämpfung von Cyberkriminalität sowie Diskriminierung. Dies deutete auf ein attraktives internationales Publikum hin, das er vermutlich ansprechen wollte. Seine Bemerkungen über eine russische Initiative zur Verteidigung der UN-Charta hongen allerdings an den Haaren herbeigezogen.

Erst jüngst hat Russland jedoch die Ukraine militärisch angegriffen und entblößt sich durch histrionische Cyberangriffe. Zudem diskriminiert es sowohl indigene Gruppen als auch ethnische Minderheiten auf heimtückische Weise, besonders bei der Rekrutierung für den Ukraine-Konflikt. Kurioserweise meinte Lawrow, Russland hätte *aus gutem Willen* seine Truppen aus der Umgebung Kiews abgezogen. Die Realität spricht hingegen von strategischen Fehlentscheidungen und massiver ukrainischer Gegenwehr.

Aufhorchen lässt auch das Lob für Donald Trump. Lawrow bestätigte, dass Trump als einziger westlicher Politiker Verständnis für den vermeintlichen Frieden in der Ukraine gezeigt habe. Dies stieß auf ein weiteres Thema in seinem Redefluss: er beleidigte die sich gegenwärtig regen Aktivitäten der deutschen Oppositionsparteien.

Ein nochmals bedrückender Aspekt seiner Rede war der Griff zum sowjetischen Erbe. Er machte Vorwürfe, Deutschland liefere Waffen an ein „Neonazi-Regime“ in der Ukraine und warnte davor, dass diese Nation ihre dunkle Geschichte möglicherweise vergessen hat. Doch die Regierung unter Wolodymyr Selenskyj hat, weit entfernt von einer neonazistischen Ideologie, keine Neonazis in ihrer Belegschaft.

Allzu realistisch war Lawrow hingegen bei einem weiteren Punkt: Er merkte an, dass der Westen darauf angewiesen sei, russische Goldreserven zu nutzen, um die ausbleibenden Gelder für die Ukraine zu decken. Man wolle zwar keinen Krieg mit Europa führen, aber Russland sei bereit, auf jeden feindlichen Schritt zu reagieren. Das gehört mittlerweile zum gängigen Arsenal russischer Rhetorik in dieser aufgeheizten Halbstille seit dem Waffenstilstand.

Lawrows Realität vs. Wirklichkeit

Überraschend war auch die Lobeshudelei, die Lawrow den deutsch-russischen Beziehungen entgegenbrachte, selbst den Iran, Nordkorea und Nicaragua include, und dies stellte sich als gegenstandslos heraus. Wenn man den Bezügen kritisch nachgeht, zeigt sich eher eine überschaubare Bilanz ob solcher „Freundesbeziehungen“. Abgesehen von vage erhofften Rüstungsdeals gab es beim Zusammenkommen mit Indien kein erfreuliches Interesse an Russland.

Lawrow äußerte auch, dass der Unionsstaat mit Belarus ausgebaut werden sollte, was als unerwünschte Drohung an Belarus‘ Diktator Lukaschenko zu werten sein könnte. Es sitzt bei ihm eine Vielzahl von Sorgen aufgrund der allgemein unsicheren Lage in der Region.

Kritische Stimmen aus dem Föderationsrat blieben erstaunlich aus, während Abgeordnete Lobeshymnen auf Lawrows leere Versprechungen anzustimmen schienen. In ihrer unbedarften Frage nach korrekter Information bezogen sie sich wohl kaum auf die wirklichen Berichte aus den westlichen Medien.

 

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