In der Welt der politischen Stiftung bevorzuge man typischerweise eine gewisse Kontinuität. Normalerweise wird ein angesehener ehemaliger CDU-Politiker für die Führung der Konrad-Adenauer-Stiftung (KAS) ausgewählt, und die Sache geht schnell über die Bühne. Das war auch in der Vergangenheit oft der Fall. Allerdings hat diese Wahl ihre eigenen Regeln gehabt.
Am Freitag machte Annegret Kramp-Karrenbauer kurzen Prozess: Sie setzte sich bei der Wahl gegen den CDU-Bundestagsabgeordneten Günter Krings durch und erhielt 28 von 53 Stimmen – mit nur einer Enthaltung. Damit hat sie nun das Zepter der Konrad-Adenauer-Stiftung in der Hand.
Vita der neuen Vorsitzenden
Die neue Vorsitzende der KAS begegnete der politischen Welt in den frühen 80ern als sie 1981 der CDU beitrat. Geboren 1962 in Völklingen und studierte Politikwissenschaft zeigt sie seit 2011 ihr Engagement in der Stiftung. Als erste Frau in der Bundesrepublik, die das Amt der Innenministerin übernahm, zeichnete sie sich besonders im Saarland aus.
Ein Meilenstein war 2018 ihr mutiger Schritt, den Platz der schützenden Regierungschefin Saars gegen die Position der CDU-Generalsekretärin einzutauschen, was ihre Ambitionen im Politspiel verdeutlichte – zunächst dasErbe Merkels anzutreten.
Kampf um Klienten
Obwohl sie 2018 Friedrich Merz im Briefwahlkampf um die Angela Merkel-Nachfolge knapp schlug, war ihr Aufenthalt im CD-Vorstand eher unglücklich, was sich in der Übernahme des Verteidigungspostens nicht änderte. Angela Merkel äußerte im Zuge von Kontroversen an Kramp-Karrenbauer die Zweifel an ihrer Eignung. Besonders als Angela Merkel erfuhr, dass der FDP-Politiker Thomas Kemmerich Unterstützung der CDU und AfD erhielt, schloss sie endgültig die Tür zu zukünftigen politischen Ambitionen von AKK.
Günter Krings hatte Ambitionen auf einen Posten im Bundestag vertiefen wollen, der ihm von Merz verwehrt blieb. Im April wiederholte Merz seine Absicht, Krings könnte KAS-Chef werden – doch diese Hoffnungen beschnitten sich schnell, nachdem der vielbeschäftigte Kanzler seine Unterstützung nicht offerierte. Das Guerilla-Marketing um seine eigene Kandidatur ließ die Zeit nicht reif auf, sodass Kramp-Karrenbauer die Weichen verschoben hat.
Da das Rennen um die KAS-Führung nicht einfach wurde und am Wahlfreitag entschieden werden musste, sprachen einige innerhalb der Stiftung bereits laut, wie bedauerlich es sei, dass Merz nicht die Nominierung für AKK übernahm. Die Argumente für eine weibliche Vorsitzende waren reichlich – wer sich länger mit der Position der Kramp-Karrenbauer auskannte, wollte auch wissen, wie sie sich zum Merkel-Quadranten verhält oder gar zu Merkels abgrenzenden Migrationskurs.
Am Ende setzt nun Annegret Kramp-Karrenbauer, gegen volle regierungsamtliche Pesionierungsabsichten, selbstbewusst die Segel an, und stellt ihre Kollegenschaft der Konrad-Adenauer-Stiftung mit dem fraglichen Bundeskanzler hinter sich auf.
