Grönland-Konflikt: Dänemark merkt, wie ernst es Trump meint

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In Kopenhagen sind die Stimmung und das Empfinden mit zunehmendem Entsetzen geprägt. Der US-Präsident Donald Trump hat seinen Wunsch, Grönland zu annektieren, nicht vergessen — und lässt sich auch nicht von Dänemarks intensiven Bemühungen, die Sicherheit dieser riesigen Insel zu stärken, abbringen. Trotz massiver Investitionen, die vom neuen Hauptquartier des Arktis-Kommandos bis hin zu modernen Flugzeugen und Drohnen reichen, bleibt Trump unruhig in seinem Vorhaben, Grönland zu erwerben und tritt dabei Dänemark, einem seiner engsten Verbündeten, vehement gegenüber.

Der amerikanische Präsident Donald Trump und Dänemarks Ministerpräsidentin Mette Frederiksen beim NATO-Gipfel in Den Haag im Juni 2025.
US-Präsident Donald Trump und Dänemarks Premierministerin Mette Frederiksen beim NATO-Gipfel in Den Haag, Juni 2025.

„Grönland ist nötig für die nationale Sicherheit Amerikas“, äußerte Trump während einer Pressekonferenz in Florida. Dieser Gedanke hatte ihn bereits zu Beginn des Jahres beschäftigt, als er Dänemark wegen der vermeintlichen Vernachlässigung der grönländischen Sicherheit in die Kritik nahm.

Beunruhigend neu war seine Bemerkung zur Geschichte Grönlands — als Teil einer Relativierung der Ansprüche Dänemarks. „Ihr sagt, Dänemark war vor 300 Jahren da, aber auch wir haben das Land entdeckt“, erklärte Trump. Dies führte unweigerlich zur berühmten Geschichte von Erik dem Roten, der um 982 das erste Mal Grönland betrat.

Kopenhagen zitiert US-Botschafter

Am Sonntag schürte Trump weiter Wellen, als er den Gouverneur von Louisiana, Jeff Landry, zu seinem Sondergesandten für Grönland ernannte. Landry bedankte sich auf der X-Plattform und äußerte: „Es ist mir eine Ehre, Ihnen dabei zu helfen, Grönland zu einem Teil der USA zu machen.“ In anderen Äußerungen betonte er, er wolle „ein gutes Gespräch“ mit den Menschen auf Grönland führen.

Kopenhagen reagierte besorgt auf Trumps Ansatz, der sich auf die einstigen Grundsätze der Monroe-Doktrin stützt — ein Versuch, europäischen Einfluss zurückzudrängen. Landry gab an, Trump habe ihn gebeten, nach Grönland zu reisen und sich für die Sache einzusetzen. Ein merkwürdiger Umstand im diplomatischen Spiel.

Die dänische Thronerbin Mette Frederiksen betonte erneut, dass Grönland Teil des dänischen Königreichs sei und dass andere Länder die integrale Souveränität Dänemarks respektieren sollten. Grönländische Parteivorsitzende unterstützen diese Feststellung und bezeichneten Trumps Verhalten als „inakzeptabel für Freunde und Verbündete.“

„Grönland ist unser Land“, diagnostizierte Jens-Frederik Nielsen, Haupt der grönländischen Regierung, und versprach, jederzeit für die Freiheit und Rechte seiner Leute zu kämpfen, um ihre eigene Zukunft zu bestimmen.

Am Montag bestellte Dänemarks Außenminister Lars Løkke Rasmussen den US-Botschafter ein, um den Standpunkt Dänemarks und die „rote Linie“ gegenüber den amerikanischen Ambitionen auch klarzumachen. Zusammen mit der Ernennung des Gesandten stellte dies eine Eskalation dar, die in der dänischen Politik ernst genommen wird. Ob jedoch alle Beteiligten über Trumps Aufruf informiert sind, schien unklar zu sein.

Kommen wir zur Sache: Gab es schon Konsequenzen aus Amerika?

Knapp zwei Wochen zuvor hatten hochrangige Beamte aus den USA, Dänemark und Grönland bei ihrem jährlichen Treffen in Nuuk eine „starke, zukunftsorientierte Partnerschaft“ bekräftigt. Ganz anders geht es nun aufgrund der jüngsten seriösen Töne zur Annektierung Trumps.

Pipaluk Lynge, die Vorsitzende des Ausschusses für Außen- und Sicherheitspolitik des grönländischen Parlaments, äußerte, dass es ein Irrglaube sei, dass der amerikanische Traum etwa Schwellenländer wie Grönland abbildern möchte. „Wie sollten wir als Teil der USA erblühen, wenn alle sehen, dass die USA kein Sozialstaat mehr sind?“

Der Kampf um Eingemachtes ist nicht neu, und Grönland strebt diese Unabhängigkeit lang an. Allerdings hat Trumps Vorgehen die steten Bestrebungen etwas gedämpft. Geht man von weniger als 57.000 Einwohnern auf Grönland aus, könnte der Druck Nordamerikas zunehmen, sollte die Insel zu völliger Unabhängigkeit aufbrechen. Gespräche unter Landry und unter den Einheimischen werden wohl eher frostfrei gefeiert werden.

Im Januar schloss Trump sogar militärische Gewalt zur Erlangung Grönlands nicht aus. Während Dänemer das für unwahrscheinlich halten, wird stattdessen befürchtet, dass verstärkt wirtschaftlicher und technologieinduzierter Druck von der immer digitaleren Dänemark ausgeübt wird. Dänemark ist tief in amerikanische Technologie verdrahtet und braucht für seine Wirtschaft dringend Zugang zu internationalen Märkten.

Ein deutlicher Indikator für diesen «Wirtschaftsdruck»: Bald nach diesen Bemerkungen kündigte das amerikanische Innenministerium an, dass fünf große Offshore-Windkraftprojekte an der Ostküste aus nationalen Sicherheitsgründen gestoppt werden, was vor allem dänische Unternehmen betreffen könnte.

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