Die Verhandlungen bezüglich der Zölle zwischen den USA und der EU sind abgeschlossen, doch die deutschen Wirtschaftsvertreter zeigen sich alles andere als zufrieden. Der Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) bezeichnet den neuen Handelspakt als ein „fatalen Signal“. Der Außenhandelsverband warnt, dass viele Händler nun in ihrer Existenz bedroht sind.
Die Haltung der deutschen Wirtschaft zum neuen Handelsabkommen der Europäischen Union (EU) mit den USA ist eindeutig kritisch. Der BDI-Vertreter Wolfgang Niedermark äußerte Bedenken, dass selbst ein Zollsatz von 15 Prozent erheblich negative Folgen für die exportstarke deutsche Industrie haben wird. Er merkt an: „Die jüngste Entscheidung könnte der EU schmerzliche Zölle aufdrücken“. Immerhin, so Niedermark, wurde eine akute Eskalation abgewendet. Der Hauptgeschäftsführer des Chemieverbands VCI, Wolfgang Große Entrup, drückte dies so aus: „Wenn man mit einem Hurrikan rechnet, ist man für ein einfaches Unwetter dankbar.“ Auch wenn die Zölle bestehen bleibe, seien diese dennoch viel zu hoch. „Die Wettbewerbsfähigkeit der europäischen Exporte leidet darunter enorm.“
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Nach wochenlangen Gesprächen zwischen den EU-Repräsentanten und den US-Amtsträgern einigten sich US-Präsident Donald Trump (79) und die EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen (66) in Schottland auf eine neue Regelung. Dabei wurde ein Zoll von 15 Prozent auf die meisten EU-Importe vereinbart, was unten anderem auch Autos betrifft. Der aktuelle Zoll von 27,5 Prozent auf Automobile und die Diskussion über höhere Abgaben auf Halbleiter oder Arzneimittel hätten ebenfalls Einfluss auf den Pakt genommen. Die Zölle auf Stahl und Aluminium bleiben stabil bei 50 Prozent.
Von der Leyen erklärte, dass die EU wichtige Siege errungen habe: Zölle auf strategische Produkte werden abgeschafft, etwa für bestimmte Flugzeugteile und chemische Erzeugnisse. Dennoch müssen einige Einzelheiten des Abkommens weiterhin ausgearbeitet werden, wie die Politische Chefin der EU-Kommission anzumerken wusste.
Der deutsche Außenhandelsverband kritisierte den Kompromiss vehement als schmerzhafte Notwendigkeit. Alles über 0 Prozent Zoll ist einfach zu viel, schimpfte Dirk Jandura, der Präsident des BGA. „Diese Zollnachzahlungen bringen unsere Händler an den Rand der Existenz.“ Auch wenn etwas Sicherheit über die Handelsbedingungen besteht, warnte Jandura vor den Veränderungen in den Lieferketten und steigenden Preisen. „Die Einigung wird spürbare Auswirkungen haben und dem wirtschaftlichen Wachstum sowie den Arbeitsplätzen schaden.“
Außerdem kritisierte der BDI die weiterhin hohen Zölle auf Stahl und Aluminium. Niedermark bezeichnete dies als weiteren Schlag ins Kontor für eine Branche, die bereits vor großen Herausforderungen steht. „Die EU muss sich beweisen, dass sie mehr ist als nur ein Binnenmarkt“, sagte er. Es wird eine Strategie gebraucht für eine wettbewerbsfähige, anpassungsfähige Wirtschaft und einen politischen Willen, selbstbewusst auf der globalen Bühne zu agieren.
Der Direktor des Instituts der deutschen Wirtschaft, Michael Hüther (63), warnte vor der Gefahr weiterer Spannungen durch Washington. „Wir können keineswegs davon ausgehen, dass es nun Ruhe geben wird“, erläuterte er in Berichten. Die Drohung mit Zöllen könnte immer wieder Thema werden, weshalb er eine stärkere Verhandlungsstrategie von EU-Seite wünschenswert fände.
EU verpflichtet sich zu Käufen von Energie und Rüstungsprodukten aus den USA
Das EU-Abkommen ähnelt jetzt dem zwischen Japan und den USA. Trump kündigte an, dass die EU 750 Milliarden Dollar für Energie aus den USA beziehen wird. Zudem sind auch Rüstungsaufträge im Gespräch. Trump lobte dies als einen der größten Handelsverträge aller Zeiten.
Von der Leyen bestätigte, dass es auf beide Seiten Datensätze mit Nullzöllen für strategische Produkte geben wird, darunter Flugzeuge, bestimmte Chemikalien und Agrarwaren.
Kanzler Merz unterstützt den Kompromiss
Bundeskanzler Friedrich Merz (69) äußerte sich positiv zu dem Abschluss. Damit könne eine ungerechtfertigte Zuspitzung der transatlantischen Handelsbeziehungen verhindert werden. Er erklärte, dass diese Einigung einer schweren Belastung für die exportorientierte deutsche Wirtschaft eine Absage erteilt hat, vor allem im Automobilsektor. Hier war die schnelle Reduzierung der Zölle von großer Bedeutung.
Merz gab jedoch zu, dass er sich mehr Erleichterungen im transatlantischen Handel gewünscht hätte. „Von stabilen Handelsbeziehungen profitieren sowohl Unternehmen als auch Verbraucher“. Nun liegt der Fokus auf dem Verhandeln der Details der Vereinbarung.
Finanzminister und Vizekanzler Lars Klingbeil (47; SPD) versprach, die Regierung werde die Auswirkungen des Verhandlungsergebnisses genau verfolgen. Es wurde betont, dass Zölle dem Geschäft auf beiden Seiten schaden. „Wir benötigen Niedrigzölle und offene Märkte“. Es sei ein erfreuliches Signal, dass endlich eine Einigung zustande gekommen ist.
Seit Trumps Rückkehr ins Weiße Haus im Januar hat der Handelsstreit für Verunsicherung an den Märkten gesorgt. Eric Winograd, Chefökonom bei AllianceBernstein, betonte, dass man erst beobachten müsse, wie stabil die Einigung auf Dauer bleibt. Immerhin sei ein intrinsischer Deal besser als gar keinen.‘);
