Jette Nietzard von der Grünen Jugend tritt nicht erneut an

Estimated read time 4 min read

Die 26-jährige Jette Nietzard hat heute via Instagram bekannt gegeben, dass sie nicht mehr für den Posten der Co-Vorsitzenden der Grünen Jugend kandidieren wird. Damit möchte sie das Staffelholz bis zur Neuwahl im Oktober in Leipzig übergeben und sich aus der Position zurückziehen.

„Ich wollte stets auf die bestehenden Ungerechtigkeiten hingewiesen“, sagt Nietzard. Ihre Hauptkritik richtete sich immer gegen Leute an Machtpositionen, die ihrer Meinung nach nicht ausreichend handeln. Obwohl sie die Grüne Jugend verlässt, beabsichtigt sie, weiterhin Mitglied ihrer Partei zu bleiben.

„Innerhalb der Grünen sind nicht alle mit meinen Ansichten einverstanden gewesen“, erklärte Nietzard weiter. Ihr war schon lange bewusst, dass sie keine Zukunft im aktuellen Bundesvorstand sehe, was sie stark beschäftigte und Schikanen nach sich zog.

Reaktionen auf ihre social media Äußerungen

Nicht selten sorgte Nietzards aktives Handeln in sozialen Netzwerken für Verwirrung und Unverständnis. Im Juni etwa entschuldigte sie sich für ein Video, das mit dem Konflikt in Gaza und Israel zu tun hatte. Laut Grünen Jugend wurde im Vorab nicht deutlich, dass der 7. Oktober ein antisemitischer Terrorakt war.

In überarbeiteten Versionen sprach sie von besorgniserregenden Zahlen der Verluste: „Seit dem 7. Oktober 2023 sind über 50.000 PalästinenserInnen sowie 1.200 Israelis in militärischen Auseinandersetzungen gestorben.“

Und auch noch weitere kritische Momente blieben nicht unbemerkt. Im Mai erschien sie auf ihrem privaten Instagram-Kanal mit einem Pullover, auf dem“ACAB“ stand, was „All Cops Are Bastards“ bedeutet. Dabei ergänzte sie ihr Outfit mit einer Mütze, die den provokanten Spruch „Eat the rich“ trug.

Ministerpräsident Winfried Kretschmann aus Baden-Württemberg forderte sie sogar öffentlich auf, die Partei zu verlassen. „Ich verstehe nicht, was jemand mit diesen Ansichten wie Nietzard in unserer Partei sucht“, äußerte der erfahrene Politiker und wies auf die Bereitschaft der Linken hin, solche Standpunkte zu vertreten.

Ein wenig Distanz zeigt Nietzard

Der Bundesvorsitzende Felix Banaszak äußerte, dass Nietzards Beurteilung der Polizei „inakzeptabel“ sei. Auch Cem Özdemir hängte nach, dass bei den Grünen Vermutungen über die Polizei unangebracht seien, da sie auch die Grün-Werte schütze.

In einem Podcast des „Stern“ erklärte Nietzard, dass sie selbst beim Pullover nicht falschen Eindruck erzeugen wolle: „Es war nicht der beste Weg, um Missstände deutlich zu machen“ und fügte an, dass der Pullover für sie “ privat” war. Dans chue seit Oktober 2024 Co-Sprecherin der Grünen Jugend ist.

Frühere Kontroversen wurden ebenfalls angesprochen

Es ist nicht das erste Mal, dass sie polarisiert hat. An Silvester postete sie beispielsweise auf sozialen Medien, dass Männer, die Feuerwerkskörper abfackeln, vielleicht keine Frauen mehr schlagen könnten. Ein Beitrag, der jedoch nach durchdringender Kritik schnell wieder gelöscht wurde.

Auf der Plattform X quittierte sie den Rücktritt von FDP-Chef Christian Lindner nach einer schlimmen Wahlpleite mit gehässigem Unterton und sorgte so für Unwohlsein innerhalb ihrer Partei.

Auf Fragen bezüglich der fraglichen Vorwürfe gegen den Politiker Stefan Gelbhaar sagte Nietzard, dass die Unschuldsvermutung so lange herrscht, wie der Gerichtsprozess nicht abgeschlossen ist. Doch innerparteiliche Dinge muss man anders betrachten.

Die Grüne Jugend: Traditionelles Sprungbrett

Innerhalb der Grünen vertritt die Jugendorganisation im klassischen Sinne sehr linke Auffassungen. Obwohl viele prominente Mitglieder Politik und Präsidium kritisch hinterfragen, ist die Grüne Jugendabilis auch bekannt für das Fördern zukünftiger Parteiführung. Ehemalige Partei-Spitzen wie Ricarda Lang und Felix Banaszak gehörten einst zu diesen Reihen.

Nietzard wurde im Oktober letzten Jahres zusammen mit Jakob Blasel, dem anderen Co-Vorsitzenden gewählt. Dieses kam nach dem Rücktritt des stolzen Vorstands, der auf eine tiefgehende Entfremdung von den Grünen hinwies mit Blick auf künftige Alternativen, die stärker sozialen Themen verpflichtet wären.

Die Hoffnungen auf eine positive Kehrtwende verblassten schnell, denn im Laufe der Zeit zeigten sich die Spannungen zwischen der Jugendorganisation und der Partei unvermindert hartnäckig.

Related Posts: