Wer kennt es nicht: nach einem langen Tag quälen einem schwere Beine und man fragt sich, was eigentlich los ist. Aber es wird noch schlimmer, wenn das Spannungsgefühl einfach nicht aufhört und sogar blaue Flecken ohne Grund erscheinen? Viele Frauen kennen das, doch melden Beschwerden in dieser Art nicht immer rechtzeitig. Oft wird das Thema über Jahre hinweg als hormonell oder durch das Gewicht bedingt abgetan. Dabei kann ein chronisches Lipödem dahinterstecken.
Für Betroffene gibt es ab dem 1. Januar 2026 eine echte Aussicht auf Besserung, denn dann werden die gesetzlichen Krankenkassen die Kosten für die Liposuktion in allen Stadien des Lipödems übernehmen. Dies bedeutet einen enormen Fortschritt für all jene, die Zugang zu einer geeigneten Behandlung benötigen. Dr. Anna-Theresa Lipp, Fachärztin aus München, erläutert, warum das so wichtig ist.
Was ist neu in der Behandlung ab 2026?
Bisher gab es nur für Patienten in wirklich schlimmen Fällen – konkret im Stadium III – eine Möglichkeit, dass die Krankenkassen die Liposuktion übernommen haben, und das nur im Rahmen von speziellen Sonderregelungen. Für alle anderen lag dies im Bereich der Selbstzahler, obwohl diese Behandlung eine der wenigen ist, die das krankhafte Übergewicht reduzieren kann.
Ab dem 1. Januar 2026 wird die Liposuktion bei jedem Lipödem-Stadium von den Kassen erstattet. Der Grund waren Ergebnisse der LIPLEG-Studie, die bewiesen hat, dass diese Operation nicht nur die Schmerzen verringert, sondern auch die Beweglichkeit steigert – unabhängig vom Fortschritt der Erkrankung. „Dadurch wird viel mehr Menschen der Zugang zu einer effektiven Therapie ermöglicht“, sagt Dr. Anna-Theresa Lipp, die sich auf Lipödem spezialisiert hat.
Was muss man für eine Kostenübernahme beachten?
Um die Krankenkasse ins Boot zu holen, sind bestimmte Voraussetzungen erforderlich, einschließlich einer gesicherten Diagnose und der Nachweis, dass eine konservative Therapie über mindestens sechs Monate keine angemessene Besserung gebracht hat. Zu den bisherigen Methoden zählen unter anderem Kompression, Lymphdrainage und Bewegungstherapien. Die Operation hat klare Standards, und nur qualifizierte Fachärzte dürfen sie durchführen.
Anzeichen für ein Lipödem
Das Erscheinungsbild eines Lipödems kann leicht falsch gedeutet werden. Typische Merkmale sind eine symmetrische Fettanhäufung an Beinen oder Armen, während Hände und Füße unverändert bleiben. Außerdem sind Druckschmerz und eine erhöhte Neigung zu Blutergüssen keine Seltenheit. „Oft wird das mit starkem Übergewicht verwechselt“, betont Dr. Lipp. „Doch Lipödem ist eine eigenständige Erkrankung, je früher erkannt, desto besser ist die Behandlungschance.“
Die Rolle von konservativen Therapien
Bevor man sich für einen operativen Eingriff entscheidet, sollte man zunächst die Komplexe Physikalische Entstauungstherapie (KPE) in Betracht ziehen. Diese vereint verschiedene Behandlungsansätze, kann jedoch das krankhaft vermehrte Gewebe nicht dauerhaft verändern. „Eine konservative Therapie bleibt wichtig, ersetzt jedoch nicht den operativen Weg“, stellt Lipp klar.
So läuft eine Liposuktion ab
Die Liposuktion wird nicht als Schönheitsoperation, sondern als medizinischer Eingriff angesehen. In der Regel geschieht das unter Vollnarkose und oft stationär. In der Praxis wendet man eine vibrationsunterstützte Technik an, die besonders schonend arbeitet. „Je nach Schweregrad sind mehrere Eingriffe erforderlich“, ergänzt die Ärztin. Nach dem Eingriff müssen die Patienten zunächst Kompressionskleidung tragen und können in der Regel schon nach zwei Wochen zum Alltagsleben zurückkehren.
Was man realistisch erwarten kann
Die Erfahrungen von vielen Patienten zeigen, dass nach der Operation das Schmerzniveau sinkt und die Beweglichkeit entscheidend steigt. Das entfernte Fettgewebe tendiert nicht zum Nachwachsen, gleichwohl kann an unbehandelten Zonen an Gewicht zugenommen werden. Verletzungsrisiken oder Infektionen gibt es natürlich auch, daher ist eine umfassende Beratung unerlässlich.
Bewusstsein und Unterstützung steigen
In den letzten Jahren hat sich das öffentliche Bewusstsein für Lipödem rasant entwickelt, auch durch verschiedene Studien und einen intensiven Austausch zwischen Betroffenen. „Die neue Erstattung ist ein echter Durchbruch“, sagt Dr. Lipp,.“Das stärkt die medizinische Versorgung und die gesellschaftliche Wahrnehmung dieser ernsthaften Erkrankung.“
