Ein Auto kann glücklich machen, doch neue Forschungsergebnisse zeigen, dass eine zu hohe Abhängigkeit davon zu Unzufriedenheit führen kann.
In den USA spielt das Auto eine zentrale Rolle im Alltag. Mit über 290 Millionen eingetragenen Fahrzeugen für ein Land von 341 Millionen Einwohnern nutzen viele Amerikaner selbst für kurze Strecken ihr Auto. Tatsächlich sind rund 50 Prozent der Fahrten kürzer als drei Meilen (ungefähr 4,83 km). Ein Auto gilt für viele als Zeichen von Wohlstand und individueller Freiheit. Allerdings warnen Experten, darunter die Stadtplanerin Rababe Saadaoui von der Arizona State University in Tempe, vor den negativen Seiten dieser Abhängigkeit vom Auto.
„Ab einem gewissen Punkt führt zu viel Autoabhängigkeit zu einem Rückgang der Lebenszufriedenheit“, so die Ergebnisse einer Studie, die in der Fachzeitschrift Travel Behaviour and Society veröffentlicht wurde. Bereits zuvor hatte der Guardian über diese wichtigen Erkenntnisse berichtet.
Bisher lag der Fokus in der Forschung eher auf den psychologischen Effekten während der Autofahrt, weniger jedoch auf den langfristigen Konsequenzen für das Wohlbefinden. Um dieses Bild zu erweitern, haben Saadaoui und ihr Team eine repräsentative Umfrage in den USA durchgeführt und verschiedene Aspekte wie persönliche Einstellungen, Lebensumstände sowie Faktoren wie Alter, Geschlecht und Einkommen erfasst. Mit ihren Erkenntnissen analysierten sie dann, wie die betroffene personelle Abhängigkeit vom Auto mit deren Zufriedenheit verknüpft ist.
Die persönliche Freiheit und ihre Grenzen
Die Studie ergab auch positive Aspekte, die mit dem Autobesitz einhergehen. Die Möglichkeit, jederzeit unabhängig und flexibel unterwegs zu sein, wurde von den Befragten als sehr wichtig empfunden. Die Autos wurden als „bequem“, „praktisch“ und „zuverlässig“ bewertet. Nur wer keinen Zugang zu einem eigenen Fahrzeug hat, ist oft abgehängt. Dennoch gab es auch eine klare Grenze, wann dieses Privileg von Nachteil werden kann.
Die „Schwelle“ der übermäßigen Abhängigkeit wird laut Studie oft dann überschritten, wenn jemand in einer typischen Woche für mehr als 50 Prozent seiner Wege auf das Auto angewiesen ist. Das betrifft sowohl Arbeits- und Bildungswege als auch Freizeit- und Einkaufsfahrten. Wenn man diese Grenze erreicht, übersteigen die negativen Effekte den ursprünglichen Nutzen, und das nicht nur kollektiv, sondern auch für den einzelnen Autofahrer.
Gegenüber dem Guardian erklärte Saadaoui, dass die Ergebnisse überraschend seien, auch wenn Faktoren wie Bewegungsmangel, geringer sozialer Kontakt und die finanziellen Belastungen durch Autoeigentum offensichtlich sind. „Für viele ist das eine wirkliche Last.“
Die Lösungen aus Sicht der Forscher sollten jedoch eher allgemeiner Natur sein und nicht nur den Einzelnen ansprechen. Oft gibt es in vielen Gegenden keine wirkliche Alternative zum Auto, sodass Fahrradfahren oder öffentliche Verkehrsmittel nicht wirklich zur Auswahl stehen. Daher sei es wichtig, dass Politik, Stadtplaner und Behörden geeignete Alternativen schaffen, damit mehr Menschen unabhängig und glücklich reisen können.
