Goldkind-Erziehung: So belastet narzisstische Eltern ihre Kinder
Manche Eltern haben eine ganz besondere Strategie im Umgang mit ihren Kids, die langfristige Schäden verursachen kann. Psychologin Anne Johne beleuchtet, wie das jugendliche Verhalten bis ins Erwachsenenleben die Kinder beeinflusst.
Äußerlich könnten denkst du, bessere Eltern könnte man kaum finden – immer freundlich und charmant. Doch hinter diesen verschlossenen Türen sieht die Realität oft ganz anders aus, besonders in Haushalten, wo ein narzisstischer Elternteil die Regeln bestimmt. Diese Eltern sind bekanntermaßen Meister darin, ihre Kinder zu manipulieren. Sie bevorzugen ein Kind, nennen es das „Goldkind“, während das andere oft in den Schatten gedrängt wird.
„Das ist eine bewusste Taktik, um die Familienstruktur zu schwächen“, erklärt Johne bei BuzzFeed News Deutschland. Dabei lächeln sie nach außen, doch im Inneren der Familie herrscht oft ein Kampf um die Aufmerksamkeit eines Elternteils. Und hier zählt nicht nur das Verhalten des Kindes, auch Neid und Konkurrenz spielen eine große Rolle.
„Elternbevorzugungen“ sind alltäglich. Narzisstische Väter neigen dazu, ihre Töchter zu favorisieren, während narzisstische Mütter ihren Söhnen oft mehr Zuwendung schenken. Entscheidend ist, dass das Kind dem Elternteil nicht zu ähnlich sieht – für Narzissten ist das sehr gefühllastig. „Das andere Kind wird dann oft voll von Neid und Hass des Elternteils belegt“, sagt sie weiter.
Das Drama geht ein Leben lang weiter
Aber die Probleme für diese „Goldkinder“ hören da nicht auf. Diese Kinder entwickelt keine Eigenständigkeit, sondern suchen ständig die Zustimmung ihrer Eltern. Sanfte Widersprüche werden meist als Fehler интерпретiert und brutal bestraft, sodass kein Geschwisterkind zueinanderhalten wird. Stattdessen versuchen sie weiterhin die Liebe der Eltern zu gewinnen.
Die psychologischen Konsequenzen für diese Kinder können erheblich sein. „Übergriffige, leistungsorientierte narzisstische Mütter sind oft die Auslöser für Anorexie“, berichtet die Psychologin. Besondere Anfälligkeit zeigen sie oft bis ins Erwachsenenleben, was in toxischen Beziehungen enden kann. Das Schlimmste? Diese Kinder haben sich an den fehlenden Respekt an das persönliche Wohl gewöhnt, was ihnen enorm zu schaffen macht.
Der Austausch in narzisstischen Familien ist somit kaum möglich, fast ein Tabu. Johne schildert: „Wer sich traut, ihre Wahrheit auszusprechen, wird schnell zur Zielscheibe von Wut und Ärger. In einigen Familien wird dieses Missbrauchsproblem einfach nicht geäußert.“
Der lange Weg der Distanz: Psychologische Beratung als Schlüssel
Es gibt Betroffene, die als Erwachsene den Kontakt zu ihren narzisstischen Eltern abbrechen oder sich bewusst distanzieren. Johne hebt hervor: „Bei Narzissten trifft das Präsidium der Emotionen nie den richtigen Noten. Ihre kleine emotionalen Bomben gehen für alle Familienmitglieder hoch, und sie fühlen sich hierbei bereits besser, während du verletzt wirst.“ Viele reagieren am besten auf Kritik an sich durch die einfache Frage: „Ist alles okay bei dir?“ Diese Strategie lässt verletzende Eingriffe und Bemerkungen ungestraft abprallen.
Außerdem hat Johne bemerkt, dass in Deutschland eine Vielzahl von Personen narzisstische Charakterzüge aufweisen. „Die Prägung geht mehrere Generationen zurück. Unsere Großeltern, von den Traumata des Krieges geformt, haben ihre Emotionen ignoriert“, stellt sie fest. Unsere Eltern haben während dieser Zeit gelernt, was sie nicht zeigen sollten, was zu einer Störung in der Übertragung von Gefühlen führt.
