Krankheit auf dem Vormarsch
Kritische Lage in Hamburg: Gefährliche bakterielle Erkrankung breitet sich aus – Impfempfehlungen könnten angepasst werden
Momentan gibt es in Deutschland ernsthafte Gesundheitsbedenken. In Hamburg hat die bakterielle Infektion Haemophilus influenzae Typ b (Hib) für Aufregung gesorgt. Sechzehn Menschen sind bislang erkrankt, und drei Personen sind bereits verstorben. Laut einer Sprecherin der Hamburger Sozialbehörde benötigen viele Betroffene eine intensivere medizinische Betreuung. Das Robert Koch-Institut (RKI) betont jedoch, dass gesunde Erwachsene keine panischen Sorgen haben müssen.
Um die Situation unter Kontrolle zu bringen, hat die Stadt schnelle Maßnahmen ergriffen. Impfmöglichkeiten werden derzeit in zwei Drogenkonsum-Räumen angeboten. „Wir wollen so viele Menschen wie möglich aus der Risikogruppe erreichen, um eine Immunität aufzubauen und weitere Ansteckungen zu verhindern“, erklärte die Sprecherin der Sozialbehörde. Besonders gefährdet sind Drogenkonsumenten und Obdachlose.
So überträgt sich Hib: Symptome können schwerwiegend sein
Der Erreger wird hauptsächlich durch Tröpfcheninfektion verbreitet – also beim Husten oder Niesen. In Hamburg könnte die Ansteckung zudem auch über Zigaretten, Rauchutensilien und andere Drogenkonsum-Utensilien stattgefunden haben. Eine RKI-Sprecherin wies darauf hin, dass Erwachsene den Hib-Erreger zwar im Nasen-Rachenraum tragen können, gesunde Menschen das Virus jedoch eindämmen können.
Für Gesunde verläuft eine Hib-Infektion normalerweise ohne Symptome, aber für Menschen mit einem geschwächten Immunsystem kann es schnell kritisch werden, mit möglichen Komplikationen wie Lungenentzündung, Hirnhautentzündung oder Sepsis. Der RKI warnt: Die Erkrankung kann in weniger als einem Tag lebensbedrohliche Ausmaße annehmen.
Ansteckungen in Deutschland deutlich gestiegen
Bis Mitte Juli kamen beim RKI genau 27 Fälle aus ganz Deutschland an. Verglichen mit dem Vorjahr ist das ein Anstieg von gleich elf Fällen. Über das ganze Jahr 2024 wurden bereits 33 Krankheitsfälle und zwei Tote registriert – beide in Hamburg. Im Jahr 2023 waren es noch 35 Erkrankungen mit insgesamt vier Todesfällen. Darüber hinaus ist seit dem Frühling ein bundesweiter Diphtherie-Ausbruch zu verzeichnen.
Das Risiko einer Hib-Infektion erhöht sich durch das Inhalieren von Drogen, bestehende chronische Erkrankungen oder Mangelernährung, welche das Immunsystem schwächen können.
STIKO denkt über neue Impfempfehlungen nach
Die Hib-Impfung zählt in Deutschland bereits seit 1990 zu den empfohlenen Impfungen für Säuglinge. Vor ihrer Einführung war Hib als eine oft tödliche Erkrankung für Kinder bekannt. Im Jahr 2018 lag die Impfquote bei Schulanfängern bereits bei beeindruckenden 91,4 Prozent. Bei gesunden Kindern über fünf Jahren wurde laut RKI kaum noch eine invasive Erkrankung festgestellt. Im höheren Alter ist der Immunschutz in der Regel ausreichend, jedoch weist das RKI darauf hin, dass einzelne Immunschwächekrankheiten auch bei Erwachsenen eine Impfempfehlung erfordern. Die ständige Impfkommission (STIKO) prüft derzeit, ob und wie die aktuellen Empfehlungen überarbeitet werden sollten. Gleichzeitig sind auch weltweit die Masernfälle im Anstieg.
(dpa/moe)
