Ein ganzes Jahr bin ich nun schon an Bord mit der Abnehmspritze Wegovy und die Waage zeigt insgesamt zehn Kilo weniger an. Im August letzten Jahres stand ich tatsächlich bei 115 Kilo. Jedes Mal, wenn ich versucht habe, abzunehmen, war es wie ein Glücksspiel: Zwei, manchmal sogar drei Kilo schaffte ich, aber dann trudelten die Pfunde wieder zurück. Mit jedem Jahr wurde der Berg einfach höher. Trotz meiner Verzweiflung hatte ich lange gezögert, meinen Arzt zu fragen, ob er mir die Spritze verschreiben kann. Als erstmalig das Medikament Ozempic rauskam, waren die Regale ruckzuck leer, da viele Diabetiker es noch dringend benötigten.
Es war dann vor mehr als einem Jahr, als ich in verschiedenen Artikeln über die neuen Abnehmspritzen las. Jetzt stand nichts mehr im Weg für Diabetiker, die engpassfrei bleiben konnten. Also fasste ich meinen Mut zusammen und sprach mit meinem Arzt. Überraschenderweise war er nicht gerade begeistert und fragte mich: „Hast du es schon mal mit Selbstdisziplin versucht?“ Ich war ein Wutbolzen – ich weinte fast auf dem Heimweg, so gekränkt fühlte ich mich.
Ich hatte zig Bücher über Adipositas gewälzt und gelernt, dass der Vorwurf der Selbstdisziplin oft nicht nur unfair, sondern auch schädlich ist. Mein Hausarzt war da offensichtlich nicht so informativ. Umso mehr freute ich mich, als ich endlich einen Kölner Mediziner fand, der sich auf Adipositas spezialisiert hat. Nach eingehenden Untersuchungen und Rückfragen zu meinem Gesundheitszustand bekam ich endlich das Rezept für die Spritze – mein BMI von 35 war hier mehr als ausreichend, um behandelt zu werden. Aber die Kosten müsste ich leider selbst tragen.
Zusätzlich kämpfte ich mit schmerzhaften Fersenspornen und einer gewissen Wasseransammlung in den Beinen, vor allem wenn es wärmer wurde. Anfangs war ich positiv überrascht, dass ich die Spritze gut vertragen habe, ohne mit Nebenwirkungen wie Übelkeit klarzukommen. Vielleicht lag es an der vorsichtigen, sukzessiven Dosierung, die ich wählte. Ich verspüre die Notwendigkeit, mein Abnehmensgeschwindigkeit zu schrittlich, nicht überhastet zu gestalten. Zehn Kilo in drei Monaten? Das ist mir nicht nachhaltig genug. Mein Ziel ist, meinen Lebensstil parallel anzupassen, um eventuell langfristig auf die Injektion zu verzichten. Ein tolles Gefühl: Ich denke viel weniger über Essen nach als früher.
Früher war ich ständig damit beschäftigt, zu überlegen, was ich gerne essen würde, aber nicht essen konnte, und wann ich mir endlich was gönnen kann. Jetzt sind diese Gedanken weitestgehend verschwunden und ich fühle mich sehr befreit von meinem „disziplinlosen Selbst“, das ich jahrelang gegen mich gerichtet beschuldigt habe. Tatsächlich schien es einige biochemische Prozesse in meinem Körper zu geben, die in einer Negativschleife gefangen waren und ständig nach „Belohnungen“ verlangten. Diese Einsicht erlangte ich erst durch die Spritze. Auch diese Craving auf Süßigkeiten, die mich in Stressmomenten attackiert hat, ist mittlerweile fast weg.
Aber ich bin mir bewusst, dass ich zusätzlich an meinem Stressmanagement arbeiten muss – sei es durch Yoga, Pausen einlegen oder entspannende Spaziergänge. Sonst kann ja alles wieder in alte Muster zurückfallen, sollte ich die Injektion wieder absetzen. Eine positive Veränderung ist schon, dass ich beim Essen keine Zeit mehr vor dem Computer oder TV vergeude. Und das morgendliche Sporttreiben fällt mir seit der Gewichtsreduktion bedeutsam leichter – obwohl ich doch merkwürdigerweise das Gefühl habe, ein bisschen müder zu sein seit der Anwendung der Spritze.
Die Ungewissheit, ob die Müdigkeit wirklich mit Wegovy zusammenhängt, ist schwierig zu klären. Müdigkeit kann auch viele andere Ursachen haben – älter wird man schließlich nicht von der Spritze. In jedem Fall muss ich mehr Sport und insbesondere Krafttraining machen, denn Fett abbauen möchte ich, aber auf keinen Fall an Muskelmasse verlieren. Mein Selbstwertgefühl ist nach den zehn verlorenen Kilo aber sichtlich gestiegen. Ganze Kleiderschriebe sind dank meines Schrittes zurückgekehrt: Meine drückenden Fersensporne sind ebenfalls verschwunden, und ich hatte diesen Sommer kein ausuferndes Wasserproblem, auch wenn die Temperaturen hoch waren.
Kosten von 180 Euro im Monat
Ein erfreulicher Aspekt der Spritze: Ich rauche deutlich weniger. Die Zigarettenschachtel, die ich vor Wochen wohnte, ist aktuell überflüssig. Nach einem Glas Wein habe ich jetzt einfach keine Lust mehr auf Zigaretten. Auch meinen Alkoholkonsum habe ich verringert. Wenn ich von der Arbeit nach Hause kam, bin ich umfassend nach einem Glas Weißwein geschlichen. Ein nicht unbedingt gesunde Strategie zur Stressbewältigung. Ich erfreue mich jedoch daran, viel seltener solchen Gelüsten nachzugeben, genieße aber immer noch ein Glas Wein zu gelegentlichen Anlässen.
Die finanziellenAusgaben für die Spritzen finde ich sumso sinnvoll, wenn ich die mehr Aktivität im Alltag betrachte. In den USA sind die Kosten exorbitant höher, so hohe Summen könnte ich dort nicht stemmen. Das Medikament für monatlich 180 Euro ist sicher viel, aber ich spare mittlerweile auch, weil ich einfach weniger für Essen ausgebe. Des Weiteren habe ich herausgefunden, dass es letzten Endes, bei der höher dosierten Spritze kaum anhäherung Notbürger, wegen der Dosis. Ich habe mir ausprobiert, eine höher dosierte Version zu nutzen, die ich auch dehnen kann für mehrere Monate – und dies empfiehlt mein Arzt nur, um etwas Aufwand und Budget zu verlieren. Daher habe ich kritischerweise die zusätzlichen monatlichen Ausgaben von 70 bis 90 Euro.
Mir ist bewusst, dass selbst dieser Betrag für viele eine große Hürde sein könnte. Ich bin in einer privilegierten Schauersicht, wo ich mir die Spritzen überhaupt leisten kann. Auf keinen Fall mag ich Wegovy glorifizieren – sicherlich habe ich gegenwärt 오래 Glück und kann es ertragen. Ein kleiner Berechtigungspunkt für trage ich auch unausweichlich mit meiner Befürchtung umher, dass irgendwann schwere langfristige Negativen fallen könnten. Und was passiert, wenn ich die Spritze wieder abWeiter wegkomme? Komme ich ernsthaft wieder so in das Übergewicht zurück?
Ich wünsche mir langfristig etwa 25 Kilo abzunehmen und auf einen BMI unter 30 zu kommen – dann hoffe ich, die Spritzen Nach und Nach abzusetzen. Ich benötige ausreichend Strategien, darüber wie ich klark komme, wenn ich die Spritze nicht mehr spiele. Manche Ängste sind real, auf alle Fälle jedoch macht ein gutes Gewicht für mich erheblich gewonnen.
Aufgezeichnet von Sarah Brasack
