Mitten im Chaos: Alleinerziehende Mutter aus Oberbayern sucht verzweifelt nach einer Wohnung
Letztes Notangebot: Obdachlosenheim
Nurdan Köprü ist eine alleinerziehende Mutter, die Ihre Achterbahn der Emotionen kaum in Worte fassen kann: „Wir haben kein Leben mehr.“ Seit Mai lebt sie mit ihren achtjährigen Zwillingen und ihrem erwachsenen Sohn in einer Gemeinschaftsunterkunft in Germering. Der Raum ist klein, und die Familie teilt sich Küche und Bad mit anderen Bewohnern.
Die schwierige Lage von Nurdan ist für viele unsichtbar. Durch eine Eigenbedarfskündigung wurde sie aus ihrer Wohnung gedrängt. „Mein Vermieter war wirklich nett. Er gab mir zehn Monate Zeit, aber ich habe einfach nichts gefunden. Nur Ablehnungen.“ Die Ursachen, warum es so schwer ist, eine passende Unterkunft zu finden, bleiben gleich: Bezug von Jobcenter-Leistungen, keine feste Anstellung, und die Verantwortung für drei Kinder. Hinzu kommt der spezielle Bedarf eines ihrer Zwillinge, der hörbehindert ist und täglich nach München zur Schule pendeln muss.
Neben der Wohnsituation hat die Familie auch einen schlimmen Verlust erlitten – Nurdans Mann starb noch während ihrer Schwangerschaft mit den Zwillingen, was die Situation noch schwieriger machte.
Die 40-jährige Nurdan hat alles versucht, um ihre Lage zu verbessern: Sie begann früh mit der Wohnungssuche, suchte das Gespräch mit dem Jobcenter und beantragte sogar einen Wohnberechtigungsschein. Am Ende blieb ihr jedoch nichts anderes übrig, als in die Notunterkunft zu ziehen. Ihre Möbel sind nun eingelagert, und die Hoffnung schwindet Tag für Tag. „Ich war zu höflich. Ich wollte keinen Streit mit dem Vermieter und bin gegangen, als ich hätte bleiben sollen.“
Unterstützung durch Fachkräfte: Brauche ich wirklich einen Notruf?
Karin Uhl, eine Sozialarbeiterin, die Nurdan seit kurzem active begleitet, hebt hervor: „Frau Köprü hätte nicht ausziehen müssen, solange sie keine neue Wohnung hatte. Es gab einfach falsche Informationen.“ Auch das Jugendamt hätte früher eingreifen müssen, merkt Uhl kritisch an. „Wir wurden viel zu spät auf den Fall hingewiesen.“
Selbst mit professioneller Hilfe bleibt die Suche jedoch ein Kampf. Der Wohnungsmarkt ist angespannt, insbesondere für Familien. Vorurteile machen es für alleinerziehende Mütter besonders schwierig: „Vermieter suchen eher Ruhe und eine Kinderreiche Familie sieht man da oft als Problem – selbst mit gesicherter Mietzahlung vom Jobcenter“, erklärt Uhl. Und das, obwohl die Stadt für die Notunterkunft deutlich höhere Kosten aufbringt.
Die Perspektive der Stadt: Engpässe und hohe Standards
Martin Rattenberger, Sozialamtsleiter der Stadt, ist sich der angespannten Situation bewusst: „Aktuell bringen wir 15 Objekte zur Notunterbringung unter, die insgesamt 50 Menschen beherbergen.“ Auch die Köprü-Familie erhält Unterstützung durch die städtischen Sozialarbeit. Der monatliche Preis für die Unterbringung von 2000 Euro beinhaltet unter anderem nicht nur das Wohnen, sondern auch sozialpädagogische Betreuung und Mechanikdienste. Das gesamte Paket kostet etwa 500 Euro pro Person.
Die Stadt verfolgt ein Konzept zur dezentralen Unterbringung, bei dem kleine Häuser über die ganze Stadt verteilt sind, um verehrwürdigeres Wohnen zu schaffen. Dennoch merkt Rattenberger an: „Der Wohnungsmarkt ist sehr herausfordernd. Wir empfehlen Familien wie der von Frau Köprü, bei der Wohnungssuche auch Orte außerhalb von Germering in Betracht zu ziehen.“
Die Hoffnung bleibt bestehen
Der 18-jährige Sohn von Köprü hat gerade seinen Abschluss an einer Wirtschaftsschule gemacht und strebt eine Ausbildung im kaufmännischen Bereich an. Auch er versucht, seine Mutter zu unterstützen: „Ich helfe, wo ich kann“, sagt er leise. Aber auch er weiß, was jetzt wirklich wichtig ist: Ein eigenes Zuhause für die Familie.
