Nicht nur alltäglich: Die farbenfrohe Welt des Modekonsums

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Nicht nur alltäglich: Die farbenfrohe Welt des Modekonsums

Für viele Menschen, die sich nicht für Mode begeistern, ist Komfort das A und O. Doch Glamour wiederum bietet eine tolle Möglichkeit, dem grauen Alltag zu entkommen. In seiner Kolumne „Gastwirtschaft“ beleuchtet Michael Jäckel die verschiedenen Facetten des Modekonsums.

Was auch immer man mit „gewöhnlich“ verbinden mag: Die Vorstellung, dass alltägliche Dinge irgendwann wiederkehren, gibt vielen Menschen ein beruhigendes Gefühl. Diese Ruhe entzückt und lässt sich von äußeren Einflüssen kaum aus der Bahn werfen – und genau so erklärt sich das Phänomen der Modemuffel.

Es ist definitiv eine Gewohnheit, sich in eine vorhersagbare Abfolge von Modezyklen einzufügen. Auch kein Wunder: Wenn man das ganze Verhalten in der bunten Konsumwelt betrachtet, ist man immer wieder konfrontiert mit dem Prozess des Nachahmens und der Individualisierung.

Der britische Dichter Alexander Pope (1688-1744) konnte das Zeitalter der Mode auf den Punkt bringen: „Sei nicht der Erste, welcher das Neue wagt, noch der Letzte, der das Alte ablegt.“ Manchmal scheint es fast so, als würde die gesamte Gesellschaft nicht wirklich die Modetrends mittragen. Die Neigungen können enorm variieren und selten erreicht man alle Zielgruppen. Besonders belibt Glamour niemandem vorbehalten – es ist mehr als nur ein Stil. Es symbolisiert Glanz und Anziehungskraft, wohingegen das Streben nach Schönheit die Welt in ein Markt für Supermodels verwandelt. Während manche von uns träumen, eine bedeutende Rolle in dieser Welt zu spielen, hoffen andere auf eine gelungene Nachahmung des Originals. Glamour steht dabei nicht lediglich für Eitelkeit, sondern auch für Systeme, die Sehnsüchte anfeuern – Laufstege, Fashion Weeks, Filme und Magazine prägen diese Bildsprache und versuchen, außergewöhnliche Designs von Kopf bis Fuß zu präsentieren.

Michael Jäckel.
Michael Jäckel.

Nach einer kritischen Anmerkung eines Stilexperten bezüglich verrückter Schuhmode, der die „alte Idee, Frauen das Laufen zu erschweren, nicht als tot sehen kann“, kann man auch über die Irreführung nachdenken, wie die extravaganten Hohe Schuhe mit gefährlichen Felsformationen verleitet werden. Auch wenn diese Designerideen oft zu Schmunzeln führen, bindet Mode nicht an allgemeine, kompromissfreie Vorstellungen. Dementsprechend bleibt der Alltag oft unerreichbar. Es werden sich Vorlieben zur Praxis ferngehalten. Trotzdem bleibt der legere Stil etwas, das in der alltäglichen Sphäre offenbar tabu ist, Komfort erscheint selbstverständlich und wenig aufregend. Diese „Vorrichtungen der schönen Kunst“, wie es im 19. Jahrhundert ausgedrückt wurde, repräsentieren den höchsten Luxus.

Der Autor ist Professor für Soziologie. Von 2011 bis 2023 war er Präsident der Universität Trier.

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