Wirtschaftliche Herausforderungen für Wirte
15 Jahre Rauchverbot: Die Situation aus Sicht der Wirte
Die Gerüche und Erinnerungen an das kontroverse Rauchverbot, das vor 15 Jahren eingeführt wurde, sind bei vielen Gastwirten nach wie vor lebendig. In Fürstenfeldbruck nehmen sie kein Ende, wie Merkur-Reporter Peter Loder und Tobias Gehre festhalten. Vor allem umsonst geplagten Geschäften und weniger Umsatz ist es alles andere als einfach.
- Wirte berichten von enormen Umsatzeinbrüchen, nachdem 2010 das Rauchverbot beschlossen wurde.
- Viele stellen fest, dass sie nur dank privater Rücklagen überleben konnten.
- Selbst nach 15 Jahren gibt es weiterhin unterschiedliche Meinungen unter den Gastronomen.
Existenzgestalter: So überstehen Wirte die Unsicherheit
Mani Burian, Betreiber des Central Cafés in Fürstenfeldbruck, erinnert sich: „2010 war für mich ein schreckliches Jahr. Als das Rauchverbot kam, fürchtete ich um mein Geschäft, und ohne private Rücklagen hätten wir das einfach nicht gepackt.” Er schildert, dass die Umsätze damals quasi gleich null waren.
In dieser schwierigen Zeit verzeichnete nahezu jeder Gastwirt einen Anstieg der Nachfrage nach Raucherclubs. „Innerhalb kurzer Zeit hatten wir fast 1000 Mitglieder. Jeder fürchtete sich, dass die gerade angezündete Zigarette die letzte im Pub sein könnte”, erzählt Burian.
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Der Wandel der Atmosphäre in Gaststätten
Im Gegensatz dazu hat Franziska Sirtl von der Gastwirtschaft Haderecker in Graßlfing einiges Glück gehabt: „Da wir hauptsächlich Gäste haben, die zum Essen kommen, erfuhren wir viele positive Rückmeldungen.” Für Sirtl ist das rauchfreie Ambiente seither ein Segen – die Umstände erlauben es ihr, den Reinigungsaufwand deutlich zu reduzieren, während sie dacht, sie alle zwei Jahre die Wände neu streichen zu müssen.
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Doch nicht alle sind so optimistisch: Harry Faul vom Bräustüberl in Maisach bemerkt die Wandel des Dinge kritisch. „Früher lebte unsere Kneipe vom geselligen Zusammensitzen bis spät in die Nacht, heute kommen die Leute zum Essen, trinken schnell etwas und verschwinden wieder”, beklagt er.
Geteilte Meinungen unter Wirten: Die Geselligkeit leidet
Eine klare Trennung ist besonders während Festen wahrzunehmen. „Während die eine Hälfte der Gäste im Lokal feiert, steht die andere draußen zum Rauchen”, nimmt Faul enttäuscht zur Kenntnis. Sein hartes Fazit: „Der Spaßfaktor ist futsch, die Geselligkeit hat total gelitten.”
Gisela Hammerschmidt vom Pilsstüberl in Fürstenfeldbruck hat eine gemischte Sicht auf die Dinge. Die 62-Jährige betreut hauptsächlich rauchende Stammgäste: „Am Anfang hatten wir einen großen Umsatzverlust. Ironischerweise rettete uns das Rauchverbot – gesundheitliche Probleme hätten eine weitere Arbeit in verrauchten Räumen unmöglich gemacht. Ich finde einfach, es wäre besser gewesen, wenn jedem Wirt die Entscheidung selbst überlassen worden wäre.”
