Es ist ein interessanter Moment für viele Menschen in Belarus: Marija Kolesnikowa wird vom ukrainischen Militärgeheimdienstleiter Kirill Budanow willkommen geheißen, während Viktor Babariko, im Bus auf dem Weg in die Freiheit, in die Kamera lächelt. Gemeinsam mit ihrem Unterstützer Maxim Snak umarmen sie sich an einem Grenzkontrollpunkt zur Ukraine. Für Hunderttausende, vielleicht Millionen von Belarussen, die in den letzten Jahren mit angehaltenem Atem die Repressionen gegen die Opposition verfolgt haben, wird ein langer Albtraum endlich zu einem guten Ende kommen.
Alexander Lukaschenko hat offiziell 123 Menschen begnadigt, die aus verschiedenen Ländern stammten und nach belarussischem Recht namens illegaler Taten verurteilt wurden, darunter Verbrechen wie Spionage und Extremismus. Dies geschah im Rahmen von „Vereinbarungen“ mit dem damaligen US-Präsidenten Donald Trump und dessen Anfrage.
Gute Nachrichten, aber die Kämpfe sind noch nicht vorbei
Die Menschenrechtsorganisation Wjasna betont, dass von den Freigelassenen tatsächlich 123 politische Häftlinge betroffen sind. Ales Bjaljazki, der Mitbegründer der Organisation und Co-Friedensnobelpreisträger von 2022, war auch auf der Liste. Diese Stimmen waren gegen die Manipulation der Präsidentschaftswahlen im August 2020 und Lukaschenkos Herrschaft aufgestanden.
Unter den Freigelassenen befindet sich auch Marija Solotowa, Chefredakteurin des regierungskritischen Portals Tut.by. In einer Äußerung gegenüber der ukrainischen Initiative „Ich will leben“ drückte sie ihre Freude über die Freiheit aus, mahnte jedoch, dass viele ihrer Landsleute noch hinter Gitter sitzen, darunter viele Frauen.
Sechs Jahre lang waren viele von ihnen unbeachtet, mit ernsthaften Bedenken um ihre Gesundheit. Viktor Babariko hebt nun hervor, dass man für ein besseres Belarus eingesperrt wurde. Lukaschenko hatte all seine Kräfte mobilisiert, um die friedlichen Proteste niederzuschlagen, selbst gegen den ehemaligen Bankdirektor, der eine realistische Chance gegen ihn hatte.
Kolesnikowa erinnerte daran, wie glücklich sie war, endlich wieder einen Sonnenuntergang zu sehen, und wünscht sich, dass bald alle „freien Menschen sich wieder umarmen können.“
Ein überraschendes Treffen mit John Coale
Die Freilassungen kamen nach einem neuerlichen Treffen zwischen Lukaschenko und John Coale, einem US-Sondervertreter für Belarus. Coale hat Trump immerhin über seine Frau kennengelernt, die ehemalige Fox-News-Moderatorin Greta Van Susteren, und diese reiste mit nach Minsk und berichtete von ihrem Interview mit Lukaschenko auf der Plattform X.
Der bisherige US-Kurs sah vor, Lukaschenko nicht mehr als Präsidenten zu bezeichnen, was seit den Manipulationen der Wahl 2020 eine diplomatische Herausforderung bildet. Die betroffenen Gefangenen hätten ursprünglich nach Litauen reisen sollen, wodurch die amerikanische Botschaft in Vilnius zu einem Anlaufpunkt wurde oder wird, wie es bei den bisherigen Freilassungen war.
Aber jetzt folgten hinter verschlossenen Türen letzte Änderungen über den Transport der Gefangenen in die Ukraine. Laut Berichten wurden 104 eingesperrte Bürger mit belarussischen Staatsangehörigkeiten dorthin gebracht. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj bedankte sich offiziell bei Budanow.
Medienberichterstattung und diplomatische Vorzüge
Für Selenskyj könnte dieser Erfolg zur Verbesserung seiner internationalen Beziehungen beitragen, da er aktuell mit dem diplomatischen Frieden und Verhandlungen beschäftigt ist. Auch Bjaljazki, sichtlich gezeichnet von seinen Jahren in Haft, wartet mit seiner Rückkehr an die Seite von Tichanowskaja an der US-Botschaft, während niemand von Kolesnikowa sehnlicher wollte, als ihre Schwester wiedertreffen wollen.
Mit jedem vergangenem Tag freier Menschen droht Lukaschenko, die Bedeutung seiner Diplomatie zu verlieren. Vor den furchtbaren Gefängnisstrafen hat er noch viele als menschliche Zeilen in der Warteschlange. Der Menschenrechtsbeobachtungsorganisation Wjasna zufolge sind noch mehr als 1200 Menschen in Haft.
Gerade jetzt aus der Gefangenschaft entfloh, reflektiert Babariko über die Freilassung, während sein eigener Sohn noch im Gefängnis bleibt. Neben der Quasi-Freilassung bezieht Lukaschenkos weiteres Postulat auf Hebel, um unverzüglich Sanktionen gegen Präsenz wäre beizutragen. Es bleibt jedoch abzuwarten, ob die europäischen Regierungen dabei mitspielen.
