Die Ereignisse rund um die Cyberattacke haben an verschiedenen Flughäfen in Europa für Unruhe gesorgt. Lange Wartezeiten und ausgefallene Flüge prägen die Situation und könnten auch am Sonntag noch weiterreichende Folgen haben.
„Wir müssen jetzt mit Papierlisten und Bleistiften arbeiten!“ – So schilderte ein Sprecher am Berlin Brandenburg Flughafen (BER) die aktuellen Schwierigkeiten beim Check-In und Boarding. Die Menschen warteten zum Teil stundenlang und viele Flüge hatten Verspätungen. Besonders demoralisierend war die Lage zusätzlich am Flughafen in Brüssel, wo die Auswirkungen der Cyberattacke auf einen Dienstleister besonders zu spüren waren.
Wie am BER erklärt wurde, traf die Cyberattacke den Dienstleister Collins Aerospace, der für die digitalen Abläufe bei der Passagierabfertigung zuständig ist. Dieser Angriff ereignete sich bereits am Freitagabend. In der Folge mussten die Verbindungen zu diesen Systemen komplett gekappt werden, was zur resultierenden Handarbeit am Flughafen führte. „DER Flughafen war selbst nicht das Ziel des Angriffs, sondern nur indirekt betroffen“, hieß es weiter.
Potenzielle Einschränkungen am Sonntag
Nach Aussage der Verantwortlichen kann es auch am Sonntag zu weiteren Problemen kommen. Bisher blieb jedoch der Flugverkehr am BER ohne Stornierungen bis zum Nachmittag. Das vorherrschende Szenario waren verzögerte Flüge und extrem lange Warteschlangen beim Check-In. Passagiere wurden bereits am Samstagabend auf der Webseite des BER mit einem Banner auf eine technische Störung hingewiesen.
Das Mutterunternehmen von Collins Aerospace, RTX, bestätigte eine „cyber-bedingte Störung“ seiner Software an verschiedenen Airports. Diese Schwierigkeiten betreffen hauptsächlich den elektronischen Check-In sowie die Gepäckabgabe, und können durch manuelles Abfertigen teilweise aufgefangen werden. Es wird hart daran gearbeitet, das Problem so schnell wie möglich zu lösen.
Brüssel: Zahlreiche Flüge gestrichen
Da Collins Aerospace nicht nur in Berlin aktiv ist, traten die Probleme auch in anderen Städten auf. Am Samstag war auch am Flughafen in Brüssel nur manuelles Einchecken an den Schaltern möglich. Folglich mussten in der belgischen Hauptstadt mindestens zehn Flüge gestrichen werden, zusätzlich hatten 17 übrige Flüge erhebliche Verspätungen. Laut der Eurocontrol, der europäischen Luftfahrtüberwachungsorganisation, wurden die Fluggesellschaften gebeten, die Hälfte aller Flüge von und nach Brüssel bis Montag zu streichen aufgrund des Cyberangriffs.
Darüber hinaus waren auch große internationale Flughäfen wie London-Heathrow sowie die irischen Flughäfen in Dublin und Cork von der Störung betroffen, hier fielen die Konsequenzen jedoch vergleichsweise mild aus mit nur geringfügigen Verspätungen.
Die Flughäfen in Frankfurt, Hamburg, München und Düsseldorf sowie in Zürich blieben ohne nennenswerte Störungen.
Wie ein im Juni veröffentlichter Bericht des französischen Unternehmens Thales zeigt, sind Cyberangriffe gegen den Luftverkehrssektor in den letzten Jahren sprunghaft angestiegen – die Zunahme beläuft sich von 2024 bis 2025 auf stolze 600 Prozent. Damit handeln einschließlich Fluggesellschaften, Flughäfen, Navigationssystemen und Zulieferern alle Stellen, die hier svakmitteln gefährdet.
Der Bericht hebt hervor, dass der strategisch und wirtschaftlich relevante Luftverkehrssektor mittlerweile ein Hauptziel für Cyberkriminalität ist. Allerdings bleibt die Identität der Angreifer, die hinter dem Angriff auf Collins Aerospace stehen, ein Rätsel.
