Die Deutsche Presse-Agentur hat die Neuigkeit verbreitet, dass Sigrid Nikutta von ihrem Posten als Chefin der struggling Bahn-Tochter DB Cargo abberufen wird. Dieser Schritt markiert einen Wendepunkt in den von ihr unternommenen Bemühungen, das Unternehmen profitabel zu machen. Berichten zufolge ist es auch eine der ersten großen Entscheidungen der neuen Bahn-Chefin Evelyn Palla, die sich für tiefere Veränderungen im Konzern ausgesprochen hat.
Ein Gutachten, das die Bahn in Auftrag gegeben hatte, kritisierte Nikuttas Sanierungsansatz als unzureichend. Bevor die Abberufung offiziell wird, muss der Aufsichtsrat noch zustimmen. Dazu ist ein Sondertreffen für den 30. Oktober angesetzt.
DB Cargo befindet sich seit längerer Zeit in einer Krisensituation und hat über die Jahre erhebliche Verluste erlitten. Zuvor hat der Mutterkonzern die Defizite überbrückt, was mittlerweile jedoch von der EU-Kommission untersagt wurde. Ab 2026 ist DB Cargo verpflichtet, wieder Gewinnen zu erzielen.
Nikuttas Plan: drastische Einschnitte
Nikutta hatte zuletzt auf einen Stellenabbau und den Verkauf von Fahrzeugen gesetzt. Laut der Frankfurter Allgemeine Zeitung plant sie, die Belegschaft auf 10.000 Mitarbeitende zu reduzieren – ein deutlicher Rückgang von etwa 17.000 Angestellten Ende 2024. Auch die Schließung zahlreicher Werkstätten stand auf ihrer Agenda, und statt eigener Lokomotiven sollten diese gemietet werden.
In der Hoffnung auf Unterstützung durch die Regierung setzte Nikutta stark auf die Förderung des Einzelwagenverkehrs. Dabei werden Waggons mehrerer Kunden zusammengefügt und zu verschiedenen Zielen transportiert, eine nachhaltige Methode, um mehr Güter von der Straße auf die Schiene zu bringen. Allerdings stellte sich heraus, dass die Fördermittel für diese Sparte nicht ausreichten, um sie wirtschaftlich tragfähig zu machen.
Im Bereich Schienengüterverkehr stellt DB Cargo zwar das größte Einzelunternehmen dar, jedoch hat der Marktanteil in den letzten Jahren merklich abgenommen und lag 2023 nur noch bei rund 44 %.
Nikutta: Starke Public Relations – schwache Bilanz
Die Karriere von Nikutta bei der Deutschen Bahn begann 1996, und zwischen 2010 bis 2020 war sie als Chefin der Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) tätig. Ihr auffälliges Markenzeichen war ein roter Hosenanzug, der gut zum Logo der Deutschen Bahn passte. Doch ihre Erfolge blieben in den letzten sechs Jahren in Form von Bilanzzahlen aus. Es gelang ihr nicht, Gewinne zu erwirtschaften und die unzufriedene Gewerkschaft EVG monierte: „Nikuttas Bilanz ist verheerend – über 3,1 Milliarden Euro Minus sprechen eine deutliche Sprache“. Sie kritisierte, was Nikutta als Transformation bezeichnete, als kopfloses Abwickeln.
Urteil eines Gutachtens
Die Situation für Nikutta eskalierte weiter, nachdem ein bestelltes Gutachten öffentlich wurde, in dem ihr Sanierungsplan als ungeeignet eingestuft wurde. Ein fundamentaler Vorwurf lautete, dass ihr Konzept nicht die Voraussetzungen für eine nachhaltige Profitabilität mit hoher Wahrscheinlichkeit erfüllen könne. Die Planung wurde als „zu optimistisch“ eingestuft, vor allem angesichts der aktuellen Marktentwicklung. Dennoch stellte das Gutachten fest, dass eine Sanierung grundsätzlich möglich sei, jedoch nicht mit Nikuttas Entwurf.
Umstrukturierung im Bahnvorstand
Mit dem Abschied von Nikutta geht der Umbau des Bahnvorstands weiter. Die Bundesregierung hatte angestrebt, die Führung des Konzerns neu zu besetzen. Richard Lutz verließ im September seinen Posten, und seine Nachfolgerin Evelyn Palla plant Veränderungen. Es stehen bereits weitere Personalwechsel an, wobei Harmen van Zijderveld als potenzieller Nachfolger für den Regionalverkehr sowie Karin Dohm als neue Finanzchefin gehandelt werden – beide benötigen jedoch noch die Zustimmung des Aufsichtsrats.
RND/dpa
