EZB hält Zinsen stabil – US-Zollstreit sorgt für Unsicherheit

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Die Europäische Zentralbank (EZB) hat erstmals seit über einem Jahr die Leitzinsen im Euroraum unverändert gelassen. In einer Mitteilung aus Frankfurt wurde klargestellt, dass der Einlagenzins, der für Banken und Sparer von Bedeutung ist, weiterhin bei 2,0 Prozent bleibt. Dies erfolgt in einer Zeit, in der die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen als „außerordentlich unsicher“ gelten, insbesondere aufgrund der laufenden Handelskonflikte mit den USA.

Die Europäische Zentralbank entscheidet über die Zinsen im Euroraum (Archivbild)
Die EZB trifft Entscheidungen, die unser finanzielles Umfeld bestimmen (Archivbild)

Inflation im Griff?

EZB-Präsidentin Christine Lagarde hält sich beim künftigen Kurs bedeckt (Archivbild)
Christine Lagarde, Präsidentin der EZB, äußert sich zum zukünftigen Vorgehen (Archivbild)

Das Warten der EZB war erwartungsgemäß, vor allem weil die Inflation im Euroraum deutlich gesenkt wurde. Im Juni meldete Eurostat einen Anstieg um lediglich 2,0 Prozent – genau im angestrebten Bereich der EZB. Dies zeigt, dass die Notenbank die Inflationsraten nach dem Ukraine-Konflikt unter Kontrolle bringen konnte, auch wenn die Verbraucher die gestiegenen Preise nach wie vor spüren.

Niedrigere Zinsen sollen die Wirtschaft ankurbeln, indem Kredite günstiger werden, allerdings bedeutet dies auch niedrigere Erträge für Sparer. Eine aktuelle Untersuchung von Verivox zeigt, dass Tagesgeldkonten derzeit nur durchschnittlich 1,17 Prozent Zinsen abwerfen, während Festgeldanlagen mit einer Laufzeit von zwei Jahren nur 1,94 Prozent anbieten. Trotz dieser niedrigen Zinsen gibt es zarte Anzeichen für einen Anstieg im Bereich der zehnjährigen Festgelder, da Banken sich auf eine mögliche Wende in der Zinspolitik einstellen.

Unklare Situation durch US-Zölle

Ein gravierender Grund für die zurückhaltende Haltung der EZB ist der Zollstreit zwischen der EU und den USA unter Präsident Trump. Die möglichen Auswirkungen der eingeleiteten und drohenden hohen Zölle auf die Wirtschaft und die Inflationsrate sind nur schwer vorherzusagen. Die Eurozone scheint widerstandsfähiger als gedacht, doch die Folgen des Handelskrieges sind für die Unternehmen und Verbraucher spürbar. Die EZB prognostiziert für dieses Jahr ein Wirtschaftswachstum in der Eurozone von lediglich 0,9 Prozent.

Ökonomen warnen vor einer möglichen Zunahme der Inflation, falls die EU tatsächlich hohe Gegenzölle erhebt. Trump hat gedroht, EU-Importen ab 1. August eine Zollgebühr von 30 Prozent aufzuerlegen, und die Zeit für Verhandlungen läuft ab. Durch das Innehalten schafft die EZB sich etwas Luft bis zur nächsten Zinssitzung im September.

Besonders deutsche Geldpolitiker wie EZB-Direktorin Isabel Schnabel und der Bundesbank-Präsident Joachim Nagel haben sich dafür ausgesprochen, die Zinsen nicht zu senken. Im Gegensatz dazu äußerten Notenbanker aus Frankreich Bedenken, dass die Inflation unter die Zielmarke der EZB fallen könnte, nicht zuletzt wegen des強 Stärke des Euros, der Importe nach Europa günstiger macht und damit den Preisdruck verringert.

Bestreben nach stabilen Preisen

Laut neuesten Prognosen der EZB wird die Inflation in diesem Jahr bei etwa 2,0 Prozent liegen, und bis 2026 könnte sie sogar auf 1,6 Prozent sinken – was erheblich unter dem angestrebten Ziel liegt.

Ein zentrales Ziel der EZB ist es, stabile Preise zu gewährleisten. Höhere Inflationsraten beeinträchtigen die Kaufkraft der Verbraucher – je höher die Inflation, desto weniger kann man mit einem Euro erreichen. Gleichzeitig sind aber auch dauerhaft sinkende Preise ein Problem: Wenn Unternehmen und Verbraucher auf niedrigere Preise spekulieren, könnten sie Investitionen aufschieben, was die Wirtschaft abwürgt.

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