Die Federal Reserve, die amerikanische Zentralbank, hat es gewagt, dem Druck aus dem Weißen Haus standzuhalten und den Leitzins bei 4,25 bis 4,5 Prozent zu belassen. Besonders interessant: Die Entscheidung war nicht einstimmig, denn die von Präsident Trump ernannten Notenbanker Michelle W. Bowman und Christopher J. Waller sprachen sich für eine Senkung um einen Viertelprozentpunkt aus. So etwas haben wir seit 30 Jahren nicht mehr gesehen!
Diese Entscheidung folgte nach einer langanhaltenden Kampagne von Trump, der immer wieder versuchte, die Fed entweder zu niedrigeren Zinsen zu bewegen oder ihren Vorsitzenden Jerome Powell loszuwerden. Der Präsident argumentiert, dass eine Senkung der Zinsen den Menschen helfen würde, sich den Traum vom eigenen Zuhause zu verwirklichen und zudem die Zinslast für den Staatshaushalt verringern könnte.
Entscheidung sorgt bei Trump für Unmut
Wirtschaftsdaten, die vor kurzem veröffentlicht wurden, könnten sowohl für eine Zinssenkung als auch für die Beibehaltung des Status quo sprechen, wobei Powell selbst die aktuelle Zinspolitik als leicht restriktiv bezeichnet. Die Regierung hatte am Mittwoch Wachstumszahlen für das zweite Quartal präsentiert, die anfänglich mit 3 Prozent Wachstum glänzten. Doch bei näherer Betrachtung zeigt sich, dass die wirtschaftliche Aktivität tatsächlich nachlässt. Hürden in der statistischen Erfassung der Handelsströme führten dazu, dass Wachstumszahlen im ersten Quartal zu niedrig und zu optimistisch für das zweite Quartal auswiesen.
Die ansprechendere Kennzahl hingegen ist die annualisierte Wachstumsrate von nur 1,2 Prozent für das erste Halbjahr, was deutlich hinter den 2,5 Prozent des Vorjahreshalbjahres liegt. Die schwächeren Konjunkturdaten geben Anhaltspunkte für mögliche geldpolitische Lockerungen. Powell betont jedoch, dass der Arbeitsmarkt mit einer Arbeitslosenquote von 4,1 Prozent stark bleibt und nicht ein ernsthaftes Schwächezeichen zeigt; auch wenn es weniger Neueinstellungen gibt, sinkt auch die Zahl der Arbeitssuchenden.
Die Kerninflation – die die schwankenden Preise für Lebensmittel und Energie ausschließt – bleibt mit 2,7 Prozent relativ hoch. Dies ist der gleichen Rate wie zu Beginn des Jahres, obwohl sich die zugrunde liegende Preisentwicklung gewandelt hat. Während anfangs Dienstleistungen die Inflation hochtrieben, sind mittlerweile die Warpreise verantwortlich – und einige Produktpreise scheint Trump auch durch seine Zölle zu influzieren. Allerdings äußerte der Fed-Vorsitzende auch Bedenken hinsichtlich der langfristigen Auswirkungen dieser Zölle auf die Inflation. Das Basisszenario der Fed nimmt an, dass die Zölle, die kurzfristig zu Preissteigerungen führen, langfristig keine nachhaltigen Wirkungen hinterlassen.
Trump ist mit der Entscheidung offenbar unzufrieden. Bis zu einem bestimmten Zeitpunkt hatte er noch nicht reagiert. Kurz zuvor hatte er jedoch auf seiner Plattform Truth Social erklärt, dass die Zinssätze gesenkt werden müssen, und Powell als „Too Late“ bezeichnet.
Zuletzt hatte die US-Regierung ihren Druck auf die Fed verstärkt und Powell vorgeworfen, die 2,5 Milliarden Dollar teure Renovierung des Fed-Hauptsitzes schlecht gemanagt zu haben. Dies veranlasste Trump sogar, die Baustelle der Fed zu besuchen – eine eher seltene Aktion. Powell nannte den Besuch am Mittwoch wohltuend und äußerte, es sei ihm eine Ehre gewesen, Trump zu empfangen.
