Frankreich hat ein riesiges Schuldenproblem und steckt in einer politischen Krise: Fitch hat die Kreditwürdigkeit des Landes herabgestuft und stellt düstere Prognosen für mögliche Wirtschaftsreformen in Aussicht.
Inmitten der Haushaltskrise hat die Ratingagentur Fitch die Bonität von Frankreich gesenkt. Dies könnte es der bereits angeschlagenen Regierung erschweren, ihre Schulden zu finanzieren. Die Einstufung rutschte von AA- auf A+, announced Fitch vergangene Nacht. Diese Abwertung wird es für Frankreich schwieriger und teurer machen, sich über Staatsanleihen Geld zu besorgen.
Frankreich kämpft mit einem Schuldenberg von rund 3,3 Billionen Euro, der in der EU bislang die höchsten Schuldenstände aufweist. In Relation zu seiner Wirtschaftsleistung liegt die Schuldenquote bei 114 Prozent und zählt somit zu den höchsten in Europa, nur Italien und Griechenland haben noch größere Werte. Auch Frankreichs Staatsausgaben liegen im europäischen Vergleich an der Spitze. Dies führt zunehmend dazu, dass Sorgen laut werden, Frankreich könnte die ohnehin fragile wirtschaftliche Entwicklung im Euroraum bremsen.
Eine der Hauptursachen für die Abstufung sieht Fitch in der anhaltend hohen und wohl steigenden Staatsverschuldung. Das Vertrauen in die Fähigkeit, wirtschaftliche Reformen umzusetzen, schwindet ebenfalls.
(FILES) Marine Le Pen, die Vorsitzende der parlamentarischen Gruppe der rechtsextremen Rassemblement National, nimmt am 28. Juni 2025 an einer Konferenz in der Nationalversammlung in Paris teil. Am 8. September 2025 beginnt die Verhandlung über ihren Einspruch zur sogenannten „falschen parlamentarischen Jobs“ des Rassemblement National am Pariser Berufungsgericht. (Foto von Julie SEBADELHA / AFP)
Zuletzt hatte Premierminister François Bayrou nach nicht einmal neun Monaten im Amt die Vertrauensfrage im Parlament verloren und damit seinen Posten als Chef einer Minderheitsregierung.
Das Haushaltsdefizit Frankreichs lag zuletzt bei 5,8 Prozent des Bruttoinlandsprodukts und überschreitet damit die in der EU festgelegte Grenze von 3 Prozent deutlich. Bereits im Juli 2024 wurde ein Defizitverfahren gegen Frankreich eröffnet.
Kommt ein Eingreifen der EZB?
Die Bedenken sind groß, dass Frankreichs Schulden aus dem Ruder laufen könnten. An den Finanzmärkten gibt es bereits Spekulationen darüber, ob die Europäische Zentralbank (EZB) eingreifen und Staatsanleihen kaufen könnte, um die zweitgrößte Volkswirtschaft der Eurozone zu stützen. Ein neues Eurokrisen-Szenario, wie im vergangenen Jahrzehnt, wird von vielen Ökonomen jedoch momentan nicht als realistisch angesehen.
Für Frankreich wird es unterdessen immer teurer, neue Schulden zu machen: Die Risikoaufschläge für französische Staatsanleihen sind schon stark gestiegen, und die Rendite zehnjähriger Anleihen liegt inzwischen über derjenige für griechische Wertpapiere. Die Senkung durch Fitch wird die Situation voraussichtlich noch verschärfen.
Der ehemalige Premier Bayrou hat auf die Abwertung durch Fitch scharf reagiert. „Ein Land, dessen fflushigen ‚Eliten‘ die Wahrheit ignorieren, zahlt letztlich den Preis dafür“, äußerte er. Bayrou plante zur Sanierung der Finanzen, jährlich Milliarden einzusparen, Feiertage zu streichen, Überhang an Staatsbeamten abzubauen und Behörden zusammenzuführen sowie staatliche Ausgaben einschließlich Rentenzahlungen und Sozialleistungen einzufrieren. Dagegen formierten sich jedoch erhebliche Proteste.
Der neue Premierminister Sébastien Lecornu hat angedeutet, dass er die Klischees zwischen der politischen Lage und den Erwartungen der Bürger beseitigen möchte.
