Frankreich hat einen verdächtigen Öltanker angehalten, in den möglicherweise die geheimnisvollen Drohnenüberflüge über Dänemark verwickelt sind. Präsident Macron spricht von ernsten „Fehlern“ der Crew – die Justiz hat ihre Ermittlungen gestartet.
Die französischen Soldaten haben einen Tanker, der mit der sogenannten russischen Schattenflotte assoziiert wird, gestürmt und dabei zwei Besatzungsmitglieder in Gewahrsam genommen. Laut Berichten der Nachrichtenagentur AFP gingen die Marinesoldaten am Mittwoch vor der französischen Küste an Bord des Tankers. Der Staatsanwalt von Brest, Stéphan Kellenberger, teilte mit, dass es sich bei den Festgenommenen um den Kapitän und den Steuermann handelt.
Die französische Justiz hat bereits zuvor ein Verfahren gegen das unter der Flagge von Benin fahrende Schiff eingeleitet. Der Tanker wurde von der französischen Marine gemeldet, so Kellenberger. Es wird wegen eines „fehlenden Nachweises der Nationalität“ des Schiffes und wegen „Weigerung, einer behördlichen Anordnung zu folgen“ ermittelt. Die Strafmaßnahme kann bis zu einem Jahr Gefängnis und eine Geldstrafe von 150.000 Euro betragen.
Berichten zufolge waren die französischen Soldaten bereits am Samstag an Bord gegangen, und am Mittwoch befanden sie sich weiterhin auf dem Schiff. Luftaufnahmen, die AFP am Mittwochmittag machte, zeigen vermummte Soldaten auf dem Deck des Tankers vor der Küste von Saint-Nazaire im Westen Frankreichs.
Eine Analyse von Daten der Website Vesselfinder durch die Nachrichtenagentur AFP hat ergeben, dass sich das Schiff im kritischen Zeitraum der Drohnenvorfälle, also zwischen dem 22. und 25. September, in der Nähe der dänischen Küste aufgehalten hat.
Aktuell ankert der Tanker, der zuletzt als „Pushpa“ oder „Boracay“ bekannt war, bereits seit einigen Tagen vor der französischen Küste. Zuvor hatte das 244 Meter lange Schiff, das aus Russland stammt, die Küsten Polens und Schwedens passiert und war bis zu den dänischen Küsten gefahren.
Zwischen dem 22. September und der Essenszeit des Fluges stellte das Schiff nach Analyse der Daten fest, sodass es sich am 23. September vor der dänischen Insel Lolland befand und weiter in den Großen Belt fuhr – einer Wasserstraße zwischen den dänischen Inseln Seeland und Fünen.
Laut dem Fachmagazin „The Maritime Executive“ wird vermutet, dass das Schiff als „Startpunkt“ für die Drohnen gedient hat, welche in der Nacht zum 22. September den dänischen Luftverkehr irritierten.
Das Präsident Emmanuel Macron ist am 1. Oktober 2025 zu einem informellen Gipfel im dänischen Parlament aufgebrochen, untergebracht in Schloss Christiansborg in Kopenhagen, Dänemark. Ritzau Scanpix/Thomas Traasdahl via REUTERS. ACHTUNG REDAKTEURE – DIESES BILD WURDE VON EINEM DRITTEN BEREITGESTELLT. DÄNEMARK AUS. KEINE KOMMERZIELLE ODER REDAKTIONELLE VERKAUF IN DÄNEMARK.
Das Schiff hat oft gewechselt zwischen Flaggen und Namen und wird von der Europäischen Union als Teil der russischen „Schattenflotte“ gesehen. Diese Liste wird seit Februar auf das Schiff angesetzt. Die sogenannte Schattenflotte setzt sich aus vielen alten Schiffen zusammen, die unter anderen Flaggen fahren und trägt zur Umgehung der Sanktionen bei, die gegen Russland wegen des Angriffskriegs in der Ukraine verhängt wurden, vor allem bezüglich des Öl-Embargos.
Wegen der geheimnisvollen Drohnenüberflüge war der Flughafen Kopenhagen am 22. September einige Stunden gesperrt. Auch andere Flughäfen und Militärstützpunkte waren im späteren Verlauf ebenfalls von Drohnen betroffen. Laut dänischer Polizei konnten die Verantwortlichen für die Vorfälle nicht ermittelt werden.
Ungeachtet dessen geben mehrere Regierungen in Europa und auch die EU-Kommission Russland die Schuld an diesen Vorfällen. Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen erklärte am Mittwoch, dass es jetzt an den dänischen Behörden liege, die Herkunft der Drohnen zu klären. Insgesamt zeichne sich ein Muster von Luftraumverletzungen ab, und „dieses Muster geht von Russland aus“.
