Am 6. August 1945 hat sich die Welt für immer verändert. Die US-Armee hat in Hiroshima eine Atombombe abgeworfen, und sofort starben tausende Menschen. Bis Ende 1945 verloren schätzungsweise 140.000 Menschen ihr Leben aufgrund der Folgen des Angriffes, viele weitere litten noch jahrelang an den Folgen der radioaktiven Strahlung. Die Bombe mit dem Namen „Little Boy“, geworfen von der B-29 „Enola Gay“ aus mehr als 9.000 Metern Höhe, detonierte unwirtlich über der Stadt und entfesselte eine Zerstörungskraft von rund 15 Kilotonnen TNT. Innerhalb von Sekunden stiegen die Temperaturen am Boden auf mehrere Tausend Grad, alles wurde in ein Meer aus Zerstörung verwandelt. Dabei haben moderne Atombomben oft eine tausendfach höhere Sprengkraft. Der Abwurf der ersten Nuklearwaffe unter Präsident Harry S. Truman markierte nicht nur eine tragische menschliche Katastrophe, sondern beeinflusst das sicherheitspolitische Denken bis heute.
Die USA haben mit diesem Bombenangriff auf Hiroshima, gefolgt von einem weiteren Angriff auf Nagasaki, versucht, Japan zur Kapitulation zu bewegen, um eine verlustreiche Invasion zu verhindern. Hiroshima wurde gezielt, da sich dort das Hauptquartier der zweiten japanischen Armee befand und militärweise wichtige Hubs lagerten. Immer noch gibt es Debatten über den militärischen Sinn der Attacke, da Japans Luftstreitkräfte bereits stark geschwächt waren. Am 15. August 1945 erklärte Kaiser Hirohito die bedingungslose Kapitulation.
Der Wendepunkt und seine Langzeitwirkungen
Nach dem Angriff auf Hiroshima begann ein Wettrüsten zwischen den Supermächten USA und Sowjetunion, das zunächst andere Dimensionen annahm. Erst seit Anfang der 1970er Jahre wurden so genannte Rüstungsabkommen zwischen beiden Seiten geschlossen. Auch wenn die Zahl der Atomwaffen in den letzten Jahrzehnten gesenkt wurde, sind viele dieser Abkommen mittlerweile in Gefahr, und der letzte große Vertrag, New Start von 2010, ist aufgrund der aktuellen politischen Spannungen gefährdet. Im Jahr 2023 stellte Russland seine Teilnahme am Vertrag ein, weil es die militärischen Entwicklungen von anderen Ländern als ernsthaft erachtete. Im Jahr 2026 läuft der Vertrag aus, Punkte für Nachfolgeverträge sind momentan ungewiss.
Aktuell sind neun Länder Nuklearmächte, wobei die offiziell anerkannten Unter dem Nichtverbreitungsvertrag die USA, Russland, Frankreich, Großbritannien und China sind, und die weiteren Spieler Israel, Pakistan, Indien und Nordkorea – letzteres trat 2003 aus dem Vertrag aus. Statistisch wird im Jahr 2024 erwartet, dass alle neun Länder ihre Kernwaffenprogramme modernisieren. Schätzungen zufolge gibt es etwa 12.200 nukleare Sprengköpfe, wobei 90 % davon den USA und Russland zuzurechnen sind; ungefähr 9.600 dieser Sprengköpfe sind einsatzbereit.
Weltlage im Schatten der Nuklearwaffen
Trotz der nuklearen Stille nach Hiroshima und Nagasaki beträgt die Bedrohung aufgrund von geopolitischen Konflikten weiterhin eine massive Herausforderung. Im Ukraine-Konflikt hat Russland oft mit nuklearen Drohungen agiert. Auch die militärischen Interventionen der USA und Israels gegenüber dem Iran hängen mit den Sorgen über Teherans nukleare Ambitionen zusammen. Die Spannungen zwischen Indien und Pakistan wiederum wurden zuletzt ebenfalls von nuklearen Eskalationsängsten begleitet. Angesichts der Herausforderungen durch Russland und die Ungreifbarkeit des US-Präsidenten kehrt die Thematik auch auf die europäische Agenda zurück. Der Bundeskanzler zeigt Interesse daran, den US-nuklearen Schutzschirm durch einen europäischen Ansatz zu erweitern, und Macron denkt sogar darüber nach, französische Nuklearwaffen zur Abschreckung anzubieten.
Historisch gesehen war das Prinzip des Gleichgewichts des Schreckens ein klarer Punkt während des Kalten Krieges, bei dem ein nuklearer Gegenangriff potenzielle Angreifer abschreckte. Der ABM-Vertrag von 1972 sollte hierbei ein stabiler Rahmen sein, doch die USA kündigten im Jahr 2001 einseitig.
Ein Blick auf die Vergangenheit
Das Forschungsinstitut Sipri folgert, dass Russland und die USA bis 2026 möglicherweise ihre Atomrüstungen erhöhen, sofern keine neuen Verhandlungen rangezogen werden. Der jetzige Forscher Hans Kristensen könnte recht behalten, denn sein Glaube an den Endkreis der Reduktion ist offensichtlich – eine Ära, die nach dem Kalten Krieg begann, steht möglicherweise vor dem Ende.
Der Co-Pilot der „Enola Gay“, Robert Lewis, brachte die Riesenveränderung des nuklearen Zeitalters und hielt den Moment für allzeit fest. Nach dem Abwurf auf Hiroshima vermerkte er in seinem Logbuch: „Mein Gott, was haben wir getan.“
