Die Sommerpause kombiniert mit der schwachen Wirtschaft hat in Deutschland zu einem Anstieg der Arbeitslosigkeit geführt, den es seit Jahren nicht mehr gab. Im August sind 46.000 Menschen mehr arbeitslos, insgesamt stehen jetzt 3,025 Millionen auf der Liste. Das zeigt die Bundesagentur für Arbeit aus Nürnberg. Die Quote liegt nun bei 6,4 Prozent, ein Anstieg von 0,1 Prozentpunkten im Vergleich zum Vormonat.
„Der Arbeitsmarkt wird weiterhin von einer wirtschaftlichen Stagnation geprägt“, hebt Andrea Nahles, die Chefin der Arbeitsagentur, hervor. Positiv seien jedoch erste Anzeichen für eine Stabilisierung, gerade auch aufgrund der rückläufigen Kurzarbeit seit Beginn des Jahres — welche oft als Indikator für Krisen gilt. Ebenso bezieht sich Nahles auf den Stellenmarkt, der sich zwar lange in einem schlechten Zustand befand, aber im August eine leichte Verbesserung zeigte. Sie bezeichnet dies als ein „zartes Pflänzchen“ der Stabilisierung.
Die höchste Arbeitslosenquote verzeichnen Bremen und Berlin
Traditionell steigen die Arbeitslosenzahlen im Sommer, weil Unternehmen weniger einstellen und viele Ausbildungsstellen enden. Die aktuellen Werte sind seit 15 Jahren die höchsten, zuletzt überschritt die Zahl der Arbeitslosen die Drei-Millionen-Grenze im Februar 2015.
Im Vergleich der Bundesländer haben Bremen und Berlin die größte Arbeitslosenquote mit 11,8 Prozent und 10,5 Prozent. Conträr dazu, Bayern und Baden-Württemberg schneiden mit 4,2 Prozent und 4,7 Prozent am besten ab. Die Statistiken basieren auf Daten, die bis zum 13. August erhoben wurden.
Trotz der neuen Höchstzahl sieht das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) laut monatlichen Umfragen Lichtblicke am Arbeitsmarkt. Im August gaben die Arbeitsagenturen zu Protokoll, dass erstmals seit drei Jahren der Anstieg der Arbeitslosigkeit möglicherweise zum Stillstand kommen könnte. Auch könnte die Beschäftigung bald wieder anziehen.
Wirtschaftsexperte warnt vor negativen Folgen
Clemens Fuest, Präsident des Ifo-Instituts, äußert, dass die Zahlen von über drei Millionen Arbeitslosen ernsthafte Konsequenzen für die Konjunktur nach sich ziehen könnten. Der private Konsum sei bereits zurückhaltend — die Haushalte neigen dazu, mehr zu sparen, weil sie sich über die Zukunft Sorgen machen. Fuest warnt, dass die Zahlen des Arbeitsmarktes, zu denen auch die Übersteigung der Drei-Millionen-Marke zählt, diese Tendenzen weiter verstärken könnten.
Er führt die schlechten Umstände auf einen Mix aus Schwierigkeiten zurück, die deutsche Unternehmen bei der Personalvergabe haben. Teilweise, weil ihre Produkte sich kaum verkaufen lassen, und teils, weil trotz steigender Arbeitslosigkeit die richtigen Fachkräfte fehlen. In diesem Kontext gibt es auch einen Trend zur Verlagerung von Produktionsstandorten ins Ausland.
Im internationalen Zusammenhang hat Deutschland mit hohen Bürokratie- und Regulierungskosten sowie hohen Steuern zu kämpfen. Auch der zunehmende Protektionismus im Welthandel trägt zur Unsicherheit bei, was die Attraktivität von Deutschland als Produktionsstandort beeinträchtigt.
Fuest fordert von der Regierung, effektive Maßnahmen zu ergreifen. Den Politikern rät er, nicht nur die Fähigkeit zu zeigen, Schulden einzunehmen, sondern auch kühne, aber notwendige Strukturreformen zu erlassen. Diese Reformen seien anspruchsvoll, könnten jedoch entscheidend dazu beitragen, dass mehr private Investitionen fließen und somit neue Arbeitsplätze entstehen.
