Sigrid Nikutta verliert ihren Posten als Chefin der DB Cargo

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Nach Informationen der dpa wurde Sigrid Nikutta von ihrer Position als Chefin der angeschlagenen DB Cargo abberufen. Dieser Schritt markiert das Ende ihrer Bemühungen, das Unternehmen finanziell zu stabilisieren. Der Nachrichtensender «Spiegel» berichtete erstmals darüber. Dies ist eine der ersten großen Entscheidungen von Evelyn Palla, der neuen Geschäftsführerin der Bahn, die bereits angekündigt hat, nachdrücklich Veränderungen vorzunehmen.

Eine von der Bahn in Auftrag gegebene Untersuchung hatte Nikuttas Sanierungsplan als unzureichend kritisiert. Zuvor musste die Entscheidung noch vom Aufsichtsrat genehmigt werden, dessen Sondersitzung für den 30. Oktober angesetzt ist.

DB Cargo kämpft seit längerer Zeit mit beträchlichen Verlusten. Während in der Vergangenheit die Buchhaltungsverluste vom Mutterkonzern ausgeglichen wurden, hat die EU-Kommission darauf bestanden, dass DB Cargo ab 2026 wieder profitabel arbeiten muss.

Nikutta mit massiven Stellenabbau-Plänen

DB Cargo hatte im Güterverkehr auf der Schiene zuletzt einen Marktanteil von rund 44 Prozent. (Archivbild)
DB Cargo hält einen Marktanteil von etwa 44 Prozent im Schienengüterverkehr. (Archivbild)

Nikutta setzte im Rahmen ihrer Sanierungsstrategien auf einen radikalen Stellenabbau und versuchte, Fahrzeuge zu verkaufen. Laut Informationen der «Frankfurter Allgemeinen Zeitung» sollten im Rahmen ihrer Pläne rund 10.000 der etwa 17.000 bestehenden Stellen abgebaut werden. Auch die Schließung von Werkstätten war angedacht, was bedeutete, dass die Lokomotiven nicht mehr direkt angeschafft, sondern gemietet werden sollten.

Es gab große Erwartungen bei Nikutta insbesondere bezüglich der Förderung des Einzelwagenverkehrs, die vom Bund unterstützt wird. Hierbei werden Waggons verschiedener Kunden zusammengeführt und zu ihren Zielen verschickt. Diese Sparte ist entscheidend für das Ziel, mehr Güter von der Straße auf die Schiene zu bringen. Leider hat die Förderung offenbar nicht ausgereicht, um diese Sparte wirtschaftlich rentabel zu machen.

DB-Cargo-Chefin Sigrid Nikutta muss ihren Posten räumen. (Archivbild)
Sigrid Nikutta wird wie angekündigt ihren Posten verlassen. (Archivbild)

Wegen dieser Umstände ist DB Cargo einer der wenigen Anbieter, die Öffentlichkeiten im Einzelwagenverkehr tätig sind. Im Schienengüterverkehr ist die Wettbewerbslandschaft jedoch komplizierter. Obwohl DB Cargo immer noch das größte Unternehmen in diesem Sektor ist, ist der Marktanteil in den letzten Jahren erheblich gesunken und betrug 2023 nur noch etwa 44 Prozent, wie die aktuellsten Zahlen belegen.

Die frühere Finanzvorständin bei der Baumarktkette Hornbach soll wohl künftig das gleiche Ressort bei der Deutschen Bahn leiten. (Archivbild)
Die frühere Finanzvorständin von Hornbach könnte die Finanzabteilung der Deutschen Bahn leiten. (Archivbild)

Der rote Hosenanzug und der lange Weg der Nikutta

Die Karriere von Sigrid Nikutta bei der Deutschen Bahn ist bemerkenswert und reicht bis 1996 zurück, als sie ihre erste Position im Unternehmen annahm. Fast zehn Jahre lang führte sie die Berliner Verkehrsbetriebe, bevor sie 2020 als Vorstandschefin zur DB Cargo zurückkehrte.

In den sozialen Medien machte sie oft mit ihrem auffälligen roten Hosenanzug auf sich aufmerksam – ein Eyecatcher, der auch zum roten Logo der Bahn passt.

Kritik vonseiten der Gewerkschaften

Trotz ihrer Präsenz und Aufmerksamkeit blieb der finanzielle Erfolg aus: In fast sechs Jahren unter ihrer Leitung konnte DB Cargo keine Gewinne erzielen. Die Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft EVG beschrieb kürzlich die Bilanz als verheerend mit einem Verlust von über 3,1 Milliarden Euro seit Nikuttas Amtsantritt. Zusammengefasst wurde ihr Transformationstaktik als «kopflos» kritisiert.

Kritik an Nikuttas Sanierungskonzept

Die Situation verschärfte sich dramatisch, als ein externes Gutachten über ihren Sanierungsansatz veröffentlicht wurde. Darin wurde das Konzept als wenig geeignet erachtet, um die notwendige langfristige Rentabilität und Wettbewerbsfähigkeit von DB Cargo zu gewährleisten. Die Einschätzung deckt sich mit vielen Analysten, die Namhafte Annahmen als zu optimistisch angesehen haben.

Änderungen im Management der Bahn

Mit der Entlassung von Nikutta setzt sich der Umbau des Vorstandes der Bahn weiter fort. Im vorherigen Monat trat Richard Lutz von seinem Geschäftsführerposten zurück, worauf Evelyn Palla folgte, die auch die Regionale Bahnleitung verstärkt hat. Zukünftige Personalveränderungen zeichnen sich auch ab: Harmen van Zijderveld kann sich als Nachfolger für die regionale Leitung profilieren und Karin Dohm, die bisher bei Hornbach gearbeitet hat, wird als neue Finanzchefin gehandelt – leider bedürfen beide Veränderungen noch einer Genehmigung vom Aufsichtsrat.

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