Zunahme häuslicher Gewalt in Deutschland: Ein alarmierender Trend

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Im Jahr 2024 sind schockierende 266.000 Menschen in Deutschland Opfer von häuslicher Gewalt geworden. Das sind 3,8 % mehr als im Vorjahr und ein Anstieg von 17,8 % im Vergleich zu den letzten fünf Jahren. Tragisch endete die Gewalt für 286 dieser Opfer. Ein überwältigender Anteil von 70,4 % der Betroffenen sind Frauen. Dies bezieht sich nur auf die Fälle, die der Polizei bekannt sind.

Bundesinnenminister Alexander Dobrindt (CSU) schon alarmiert. Auf der Präsentation eines Berichts des Bundeskriminalamts (BKA) in Berlin machte er deutlich: „Der Schutz von Frauen ist unsere höchste Priorität“. Laut Dobrindt unternehmen die Behörden nicht genug, um Frauen zu schützen. Um dem entgegenzuwirken, wird ein neues System eingeführt, das auf dem spanischen Modell basiert.

Frauen, die bedroht werden, sollten ein tragbares Gerät erhalten, das auftretende Annäherungen von potenziellen Tätern signalisiert. In Spanien hat dieses System einen bemerkenswerten Rückgang der häuslichen Gewalt bewirkt. Außerdem kündigte Dobrindt an, dass der Einsatz von K.O.-Tropfen künftig als krimineller Akt sehr ernst genommen werde.

Fehlende einheitliche Definition von Femiziden

Vergewaltigungen, die unter Einfluss von K.O.-Tropfen und ähnlichen Substanzen stattfinden, müssen laut Bundesjustizministerin Stefanie Hubig (SPD) härter bestraft werden. Sie betont auch die Wichtigkeit, den Opferschutz während Gerichtsverfahren zu verbessern. Deshalb plant sie in naher Zukunft entsprechende Gesetzesentwürfe.

Bundesfamilien- und Frauenministerin Karin Prien (CDU) fordert ein frühzeitiges Präventionsprogramm, das bereits in Schulen ansetzen sollte. Außerdem hat sie auf notwendige Mittel hingewiesen, um Frauenhäuser auszubauen – jede dritte Frau erlebt im Laufe ihres Lebens einmal partnerbezogene Gewalt, so Prien.

Dobrindt merkte zudem an, dass über ein Drittel (37 %) der Verdächtigen, die wegen partnerbezogener Gewalt angezeigt werden, Nicht-Deutsche sind; dieser Anteil gilt ebenfalls für die Opfer.

Der Präsident des BKA, Holger Münch, bestätigte die starke Dunkelziffer bei häuslicher Gewalt. Eine bevorstehende Studie über die Lebenssituation, Sicherheit und Belastung im Alltag von Frauen zeigt, dass nur ein geringer Teil der tatsächlich erlebten Gewalt den Behörden gemeldet wird.

Ebenso war im Jahr 2024 ein Anstieg bei Straftaten gegen Frauen und Mädchen festzustellen. Laut Polizeilicher Kriminalstatistik gab es 53.451 registrierte Opfer von Sexualdelikten, was einem Anstieg von 2,1 % entspricht. Fast die Hälfte der Betroffenen war zum Zeitpunkt der Tat minderjährig. Viele von ihnen wurden Opfer von sexueller Belästigung (36,4 %), während Vergewaltigung, sexuelle Nötigung und -übergriffe (insgesamt 35,7 %) ebenfalls hoch waren.

Münch erklärte, dass eine klare Klassifizierung und Definition von Femiziden auf Basis der kriminalstatistischen Daten nicht möglich sei, da es keine bundesweit einheitliche Definition gibt. Die Motivationen der Täter sind ebenfalls oft unklar. Klar bleibt, dass bestehende patriarchale Strukturen und der Mangel an Gleichberechtigung solche Vergehen fördern.

Zusätzlich waren 18.224 Frauen und Mädchen Opfer von digitaler Gewalt, etwa durch Cyberstalking oder Online-Bedrohungen. Im Bereich politisch motivierter Kriminalität findet eine Berücksichtigung der Tatmotivationen statt. Mit 553 frauenfeindlichen Straftaten gab es einen Anstieg von 73,3 % im Vergleich zum Vorjahr, wobei fast die Hälfte auf Beleidigung entfällt.

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