AfD-Chef Chrupalla spaltet die Partei mit seinen Äußerungen über Russland
Die Äußerungen von Tino Chrupalla, dem Vorstandsvorsitzenden der Alternative für Deutschland (AfD), beim ZDF-Sendung „Markus Lanz“ haben viel Staub aufgewirbelt. Dort behauptete er, dass von Russland gegenwärtig keine Bedrohung für Deutschland ausgehe, was zu scharfer Kritik innerhalb seiner eigenen Partei führte.
In Berlin äußern Abgeordnete Sorgen über die Position ihrer Führungsfigur. So meldete sich Rüdiger Lucassen, der verteidigungspolitische Sprecher der AfD-Bundestagsfraktion, zu Wort. Er betonte in einem Interview mit dem Bild, dass die wöchentlichen Sichtungen russischer Waffensysteme an Orten, wo sie nicht hingehören, völlig realistisch seien. Lucassen plädiert für eine umfassende Gefahrenabwehr und betont, das sei die Pflicht eines jeden deutschen Politikers.
Chrupalla schiebt Putin die Verantwortung zu
Auf die Frage von Markus Lanz, ob er nicht auch einen hybriden Krieg wahrnehme, antwortete Chrupalla recht unbesorgt und stellte die Sicherheit Luxemburgs, Polens und Finnlands in Frage. Er sagte in Bezug auf Polen: „Natürlich kann auch Polen für uns eine Gefahr sein“, einschließlich des Verdachts, dass der Verdächtige in der Nord-Stream-Pipeline-Angelegenheit dort nicht ausgeliefert wurde. Und zu Putin meinte er: „Mir hat er nichts getan.“
Kritik von ehemaligen Bundeswehr-Offizieren
Ein ehemaliger Bundeswehr-Oberst, Lucassen, kritisierte die Äußerungen von Chrupalla und sagte: „Über Polen als Gefahr zu sprechen, hat mit einer realistischen Politik nichts zu tun. Polen ist NATO-Partner, unsere Streitkräfte agieren hier gemeinsam. Solche Theorien sind einfach absurd.“
Ähnlich äußerte sich der AfD-Abgeordnete Hannes Gnauck, auch er mit einer militärischen Vergangenheit. Er erklärte, dass die Herausforderungen der politischen Realität anerkannt werden müssen: „Wir kämpfen um eine Regierungsverantwortung im Jahr 2029, was ernsthafte sicherheitspolitische Überlegungen erfordert. Es ist tödlich, nicht zu erkennen, wie gefährlich russische Aktivitäten in Europa sind.“
Chrupalla bekommt aber auch Rückhalt
Trotz der Widerstände innerhalb der Partei erhält Chrupalla auch Rückendeckung. Matthias Moosdorf, ein Abgeordneter aus Sachsen, kritisierte vor allem die Haltung von Alice Weidel, die eine andere Linie gegenüber Russland vertritt und auf eine bevorstehende Russland-Reise eingehen wollte. Moosdorf erklärte: „Politik ist keine leere Floskel. Man kann auch mit Gegnern reden, um Eskalationen zu vermeiden. Das ist eine Lehre aus unserer Geschichte.“
In einer weiteren Reaktion auf die Berichterstattung erklärte Moosdorf außerdem: „Es ist kein Landesverrat, wenn man sich nicht in die allgemeine Kriegshysterie gegen Russland hineinziehen lässt.“ Man müsse auch die Ohren offenhalten, wenn man nach deutschen Interessen sucht.
