ARD-Korrespondentin Sophie von der Tann in der Kritik wegen Nahost-Berichten

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Rund um die bevorstehende Verleihung des Hanns-Joachim-Friedrichs-Preises an die ARD-Korrespondentin Sophie von der Tann hat ein Vorfall im ARD-Studio in Tel Aviv große Aufmerksamkeit erregt. Wie die „Welt“ berichtet, kam es Ende Oktober zu einem hitzigen Gespräch mit Ludwig Spaenle, dem bayerischen Antisemitismusbeauftragten.

Vorwürfe und Reaktionen auf Sophie von der Tann

Spaenle äußerte anschließend auf Instagram, dass der Austausch offen gewesen sei. Der Berichterstattung zufolge wurden dabei einige Statements von von der Tann in Bezug auf den Terrorangriff der Hamas am 7. Oktober 2023 scharf kritisiert, insbesondere ihre Bemerkungen über die historischen Hintergründe des Angriffs.

In dem Gespräch wurde zudem angesprochen, dass Teile der jüdischen Gemeinde von der Tanns Berichterstattung als zu palästinenserfreundlich betrachten. Sie kommentierte, dass der Angriff von Hamas eine historische Komponente habe, die bis zurück in die Zeit des Osmanischen Reiches reiche. Einige Zuhörer beurteilten dies als eine Relativierung des Anschlags, bei dem über 1.200 Menschen ums Leben kamen und etwa 250 Personen als Geiseln genommen wurden.

Eine Stellungnahme des ARD-Studios in Tel Aviv zur Sitzung wurde vom Sender nicht gegeben. Stattdessen verwies die Rundfunkanstalt darauf, dass Korrespondentinnen und Korrespondenten oft Gespräche mit Regierungsvertretern führen. Sie wiesen zudem die allgemeinen Vorwürfe der Voreingenommenheit zurück und betonten, dass sowohl proisraelische als auch propalästinensische Kritik in der Berichterstattung Platz findet.

Kritik und die bevorstehende Preisverleihung in Köln

Die Berichterstattung von von der Tann war bereits zuvor in der Schusslinie der Kritik. Der israelische Botschafter Ron Prosor beschuldigte sie laut „Welt“, die Angreifer schlicht als militante Palästinenser bezeichnet zu haben. Er äußerte Vorwürfe hinsichtlich einer „Dämonisierung Israels“ durch die ARD.

Insider berichten, dass die Jury für den Preis am 4. Dezember in Köln die Entscheidung für von der Tann damit begründet hat, dass sie in Krisenzeiten zuverlässige Berichterstattung leistet und komplexe Zusammenhänge verständlich darstellt, auch wenn ihre Formulierungen nicht immer unumstritten sind.

Sophie von der Tann ist seit 2021 Korrespondentin für die ARD in Tel Aviv und berichtet regelmäßigkeiten für die „Tagesschau“. Davor arbeitete sie beim Bayerischen Rundfunk als Redakteurin und Reporterin in den Bereichen Politik und Nachrichten.

Ihre journalistische Karriere startete sie mit einem Volontariat beim Bayerischen Rundfunk. Ihr Fokus im ARD-Studio liegt auf den Entwicklungen in Israel und den palästinensischen Gebieten. (jag)

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