Deutschland im Ernstfall: Was passiert im Kriegsfall?

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Seit über 30 Jahren hat das Militär in Deutschland kaum eine Rolle im öffentlichen Leben gespielt. Es fällt daher schwer sich vorzustellen, dass eines Tages unsere Straßen voll von Fahrzeugen der Bundeswehr und anderer verbündeter Streitkräfte sein könnten, die nach Osten fahren. Diese Soldaten bräuchten nicht nur Rastplätze und Lebensmittel, sondern auch medizinische Versorgung, Treibstoff sowie Werkstätten für ihre Fahrzeuge. Damit wird klar, welche wichtige Rolle Deutschland als NATO-Mitglied aufgrund seiner geographischen Lage spielen könnte, nämlich als „Host Nation“ für Truppen, sollte es an der NATO-Ostflanke zu erhöhten Spannungen kommen. Die Gefahr ist real, denn Experten warnen immer wieder, dass Russland in naher Zukunft die NATO angreifen könnte.

Wirtschaft und Bundeswehr: Ein ungleicher Kampf

Es ist verständlich, dass Geschäftsführer sich nicht intensiv mit solchen Ängsten auseinandersetzen möchten, da sie bereits mit Krisen im eigenen Betrieb zu kämpfen haben. Doch es verlangt nicht viel Vorstellungskraft, um zu erkennen, dass die in den letzten Jahren stark geschrumpfte Bundeswehr kaum allein in der Lage wäre, solch eine Situation zu bewältigen. Eine zivil-militärische Zusammenarbeit ist eine Überlebensfrage für die Verteidigungsstrategie Deutschlands – dies wird in einem über 1000 Seiten umfassenden Operationsplan näher erläutert. Ziel ist es, Aktionen von Staat und Wirtschaft im Krisenfall bestmöglich aufrechtzuerhalten.

Aktivitäten von Unternehmen wie Airbus

Der ständig aktualisierte Operationsplan könnte Unternehmen einige wertvolle Informationen bieten. Doch aufgrund der vertraulichen Einzelheiten hat kaum jemand den Mut, offen darüber zu sprechen. Ganz anders zeigt sich Hamburg: Hier gibt es ein deutliches Bewusstsein darüber, wie wichtig die Hafen- und Logistikwirtschaft für die Gesamtlage des Landes ist. Firmen wie Airbus haben sich bereiterklärt, am Manöver „Red Storm Bravo“ teilzunehmen, bei dem im September die Zusammenwirkung zwischen Bundeswehr, Hilfsorganisationen und der Wirtschaft geprobt wird. Dieses Vorhaben könnte auch spannend für die Presse werden, was zu mehr Beachtung in der Öffentlichkeit führt.

Krisenvorbereitung für Unternehmen

Es gibt zahlreiche Fragen, die Unternehmen zum Nachdenken anregen sollten: Wie bewältigt ihr Betrieb einen länger andauernden Stromausfall? Was passiert, wenn Wasser rationiert wird? Wer kann Transporte übernehmen, falls Osteuropäer zurück in die Heimat geschickt werden? Wissen die Manager, welche Fachkräfte von der Belegschaft in Krisensituationen zu erreichen sind? Sind sie sich bewusst, dass es Sicherstellungsgesetze gibt, die einen tiefen Eingriff des Staates in die Unternehmensführung erlauben können? Dazu gehört auch, dass Notstromaggregate beschlagnahmt oder Maschinen für kriegswichtige Produktionen umgebaut werden können.

Vorbereitung ist alles

Zusätzlich können einige der besten Mitarbeiter abberufen werden, gemäß dem Arbeitssicherstellungsgesetz von 1968. Nicht ohne Grund ist ein 75-köpfiges Team der Hamburger Arbeitsagentur Teil des Red-Storm-Manövers: Hier wird getestet, wie geeignete Fachkräfte aus der Privatwirtschaft mobilisiert werden können – ein Szenario, das in Friedenszeiten absurd erscheinen mag.

Das Zögern, sich mit dem Thema Krieg auseinanderzusetzen, ist nachvollziehbar, birgt aber große Risiken. Wenn nichts methodisch überdacht oder vorbereitet ist, wird das Chaos in eine Krisensituation viel schneller Einzug halten, der mit Angst und Unsicherheit einhergeht. Es ist also sinnvoll, sich entsprechend vorzubereiten und die Politik sollte Druck auf die Wirtschaft ausüben, damit diese vorbereitet ist. Möglicherweise braucht es auch einen speziellen Operationsplan für die Unternehmen, der deren Herausforderungen aufzeigt.

Mit engen Budgets und wenig Zeit sollte die Vorbereitung eine hohe Priorität gewinnen; schließlich handelt es sich hier um zeitlose Bedrohungen wie Cyberangriffe, Sabotage oder Angriffe auf die Infrastruktur, die mehr denn je zur Realität geworden sind. Ignorieren ist keine Option mehr – die sorglosen Zeiten sind vorüber.

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