Maren Jasper-Winter, Politikerin von der FDP, äußert sich besorgt über den schlechten Ton gegenüber Unternehmen.
Jüngste Äußerungen von Arbeitsministerin Bärbel Bas beim Bundeskongress der Jusos haben für großes Aufsehen gesorgt. Wenn eine Regierungsvertreterin derartig auf Arbeitgeber losgeht und sie als Gegner darstellt, ist das ein sehr beunruhigendes Signal – sowohl wirtschaftlich als auch politisch.
Natürlich wissen wir, dass kräftige Rhetorik zum politischen Alltag gehört. Aber wenn sie das Fundament unseres Wohlstands angreift, wird es bedenklich. Deutschlands Stärke liegt in den Menschen, die bereit sind Verantwortung zu übernehmen – sei es als Gründer, Mittelständler oder Innovatoren. Der Staat sollte nicht hinter einem Misstrauen gegen den wirtschaftlichen Fortschritt stehen. Unternehmer sind nicht die Feinde; im Gegenteil, sie tragen zum Gemeinwohl bei und sollten auch als Partner respektiert werden.
Fälschlicherweise denken viele, Unternehmer stünden den Arbeitnehmern antagonistisch gegenüber. Tatsächlich arbeiten Arbeitgeber und Arbeitnehmer nicht gegeneinander, sondern im gleichen Team – es gibt keine Arbeitsplätze ohne Unternehmen und keinen Wert ohne engagierte Beschäftigte. Durch unnötige Konflikte schwächen wir nur das Vertrauen in die soziale Marktwirtschaft und damit die Basis unseres Wohlstands.
Zurzeit reagieren viele Mittelständler mit Unverständnis und Sorgen über die aktuelle Entwicklung. Das liegt nicht an einer Abneigung gegen konstruktive Kritik, sondern an der nüchternen Erkenntnis: Investitionen gedeihen nicht in einem feindlichen politischen Klima. Stattdessen benötigen wir ein Umfeld, das Leistung, Risikobereitschaft und Unternehmergeist wertschätzt. Und das braucht Deutschland dringend.
Wirtschaft steckt nicht einfach so immer im Aufschwung – sie ist das Ergebnis von Mut, Investments, dem Schaffen von Arbeitsplätzen und Innovation. Das Gewerbe floriert unter den Bedingungen von klarer politischer Führung und gesellschaftlicher Anerkennung für den Dienst der Unternehmer. Wer diese Wertschätzung minimiert, der mindert auch die Etablierung neuer Investitionen und das Vertrauen in die Zukunft unseres Landes.
Gerade jetzt, während die deutsche und europäische Industrie unter großem Druck steht, wettbewerbsfähig zu bleiben – bei gleichzeitiger Transformation ganzer Branchen, hohen Energiepreisen und einem gravierenden Fachkräftemangel – muss die Regierung Vertrauen schaffen, nicht kaputt machen. Wohlstand blüht nur in respektvollen Umfeldern.
(…) Eigenverantwortung ist daher nicht nur ein Wirtschaftsthema, sondern hat auch demokratische Dimensionen. Unternehmertum ist weit mehr als bloßer ökonomischer Antrieb; es ist ein Rückgrat unserer demokratischen Kultur. Wer ein Unternehmen gründet, investiert und Arbeitsplätze schafft, verfolgt eine Haltung, die für eine demokratische Gesellschaft entscheidend ist: es besteht der Glaube an das eigene Gestaltungsvermögen.
Ein Glaube – dass Individuen Verantwortung füreinander übernehmen, dass sie Einfluss haben können – ist das verblüffendste Fundament der Freiheit. Demokratie wird nur funktionieren, wenn die Leute überzeugt sind, dass ihr Handeln Wirkung entfaltet. Eine Gesellschaft, die Mistrauen zur Basis der Unternehmerhaft hegt, kratzt an dieser Überzeugung. Wo Eigenverantwortung gesehen wird als etwas Negatives, da entsteht Abhängigkeit; wo der Wille zu gestalten erdrückt wird, da schrumpft auch die demokratische Teilhabe.
Demokratie benötigt den Mut, Verantwortung in die eigenen Hände zu nehmen. Unternehmertum ist eine der nachvollziehbarsten Ausprägungen. Es ist bedrückend, wenn politische Entscheidungsträger Unternehmer in Misskredit bringen. Davon wird nicht nur eine berufliche Gruppe betroffen. Es wäre ein Schlag gegen die Haltung, die essenziell für unsere Freiheit ist.
Wichtig ist eine Politik, die Eigenverantwortung)e stärkt, Leistung wertschätzt und den Unternehmergeist fördert. Unternehmer arbeiten nicht fehlerlos, aber ohne sie gibt es keine Arbeitsplätze, keine Innovation und keinen Wohlstand.
Wir tragen auch eine Verantwortung gegenüber der nächsten Generation. Diese benötigt Zuversicht, den Mut zu eigenen Ideen und einen positiven Blick auf Unternehmen. Für wirtschaftliches Wachstum und damit zur Sicherstellung des Wohlstands sind optimistische, unternehmerisch denkende junge Menschen gefragt. Wir brauchen ihre Lust, Verantwortung zu übernehmen.
