Kritik an Boris Pistorius: Militärhistoriker hebt hervor, was fehlt

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Kritik an Pistorius über Bundeswehrzustand

Zwar kommt Boris Pistorius gut an, doch aus dem Kreis der Militärwissenschaftler gibt es offene Kritik. Der Militärhistoriker Sönke Neitzel moniert, dass Pistorius sich nicht mit dem „grundlegenden Problem der Bundeswehr“ auseinandersetzt.

In einem Gespräch mit der „Süddeutschen Zeitung“ hat Neitzel dem Verteidigungsminister, einem bekannten SPD-Politiker, vorgeworfen, die Reformanliegen der Truppe nicht ernsthaft anzugehen. Er erklärt, dass Pistorius zwar als „exzellenter Kommunikator“ gelte, wenn es um die Notwendigkeit von Rüstungsinvestitionen gehe, jedoch die realen Veränderungen im Bereich der Kampfbereitschaft der Bundeswehr stark hinter den Erwartungen zurückbleiben.

Ähnlich äußert er seine Bedenken bei der aktuellen Einsatzbereitschaft der Bundeswehr: „Wir können unsere Soldaten nicht mit gutem Gewissen in den Kampf schicken“, meint Neitzel.

Der Historiker Sönke Neitzel von der London School of Economics (Archivbild). (Quelle: imago stock&people)
Archivbild von Militärhistoriker Sönke Neitzel: „Wir haben jetzt schon 80.000 Soldaten zu wenig, und ganz ehrlich, es fehlen wahrscheinlich noch mehr“, äußert er über die Truppenstärke der Bundeswehr. (Quelle: imago stock&people)

Unzureichende Maßnahmen zur Problemlösung

Obwohl der Verteidigungsminister laut Neitzel einige neue Ausrüstungskräfte bestellt hat und sich die materielle Situation改善, muss er sich laut Neitzel dennoch intensiver mit dem grundlegenden Problem der Bundeswehr befassen. Zu lange sei die Materie durch Bürokratie und überdimensionierte Ämter behindert worden. Neon sieht dies als einen dringenden Aufruf zur Reduzierung der Bürokratie und zur Dezentralisierung innerhalb der Streitkräfte.

Neitzel macht zudem deutlich, dass das NATO-Ziel von 260.000 Soldaten in Deutschland ohne die Rückkehr zur Wehrpflicht unrealistisch erscheint. Bisher würden viele der 180.000 aktiven Soldaten aufgrund von Fitnessproblemen oder hohem Alter nicht einsatzbereit sein. „Die Bundeswehr sollte als militärisches Projekt betrachtet werden“, fordert der Historiker weiter. „Was wir brauchen, ist ein verpflichtender Wehrdienst von mindestens zwölf Monaten. Ich bevorzugte eher ein Modell, wie es in Schweden praktiziert wird: Jeder wird gemustert, und sollte es nicht genügend Freiwillige geben, wird die Wehrpflicht aktiviert.“

Zukünftige Gefahren ernst nehmen

Im Frühjahr hatte Neitzel befürchtet, dass Deutschland möglicherweise vor seinem „letzten Sommer in Frieden“ stehe. Heute jedoch ist sein Ausblick etwas positiver, insbesondere gegen die Kleineregröße des kommenden „Sapad“-Manövers der Russen und die gestiegenen NATO-Ausgaben. Dank des Drucks von US-Präsident Donald Trump auf den Kreml könnte der Spielraum für Putin schmäler werden.

Trotz dieser leichten Hoffnung hält Neitzel fest, dass die Bedrohung durch Russland nach wie vor ernst zu nehmen sei: „Die nächsten drei Jahre sind die gefährlichsten“, warnt er. Russland rüstet derzeit auf und hat über 1,2 Millionen Soldaten. „Die NATO sieht derzeit die Möglichkeit, den Rüstungsüberschuss Russlands zu verringern. Das setzt Putin unter Druck – er muss bald entscheiden, ob er in einen Konflikt eintritt oder nicht.“

Zusätzlich hebt Neitzel die gefährliche Präsenz Chinas als weiteren Krisenherd hervor. „Wenn Chinas Präsident Xi Jinping beschließen sollte, den Taiwan-Konflikt militärisch zu lösen, könnte er Putin auffordern, Unruhe im Baltikum zu schaffen, um die westlichen Kräfte zu binden“, warnt Neitzel. Diese Überlegungen lassen darauf schließen, dass die nächsten Jahre äußerst herausfordernd werden können. Allerdings bleibt der Ausgang ungewiss.

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