Ein unerwarteter Anruf kurz vor der Hinrichtung
Eigentlich schien alles entschieden, doch Tremane Wood bekam vor seiner Exekution überraschend einen Anruf, der sein Schicksal veränderte.
Alles war bereits für die Hinrichtung von Tremane Wood vorbereitet. Die Gefängnisleitung hatte ihm mitgeteilt, welche Medikamente ihm bei der tödlichen Injektion verabreicht werden würden. Der 46-jährige US-Amerikaner sollte am Donnerstagmorgen um 10 Uhr in Oklahoma im Staatsgefängnis in McAlester sterben.
Plötzlich passierte das Unerwartete: Regierungschef Kevin Stitt informierte die Anwälte Woods darüber, dass seinem Antrag auf Begnadigung stattgegeben wurde.
Dieser Schritt folgte einer Empfehlung des Berufungsausschusses. Am 5. November hatte dieses Gremium mit 3 zu 2 Stimmen beschlossen, Woods Todesstrafe in eine lebenslange Haftstrafe ohne Möglichkeit auf Bewährung umzuwandeln. Ridere allerdings wurde die Hinrichtung für den 13. November aufrechterhalten.
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Dank des Anrufs wird Woods Verurteilung wegen des Mordes aufgehoben. Diese hatte er erhalten, nachdem bei einem Raubüberfall im Jahr 2002 der 19-jährige Ronnie Wipf ums Leben gekommen war. Auch wenn Wood den Überfall nie bestreiten hat können, hielt er immer daran fest, den Mord nicht selbst begangen zu haben. Dies legte er auf seinen Bruder „Jake“.
„Ich hätte es verhindern können“, äußerte Wood während seiner Anhörung. „Hätte ich nur den Mut gehabt, mich zu wehren und mich richtig zu verhalten… Hätte ich damals ‚Nein‘ gesagt, wäre das alles nicht passiert. Für das, was ich nicht tat, fühle ich mich sehr schuldig.“
Jake Wood, der 2019 im Gefängnis-starb, hatte zuvor im Gericht gestanden, dass er derjenige war, der Wipf getötet hatte. Dies nutzte Woods Anwältin, Amanda Bass Castro Alves, in der Berufungsverhandlung als entscheidendes Argument.
Woods Sohn äußert sich zu den Behörden
Trotz allem beharrte die Staatsanwaltschaft darauf, dass Wood gefasst werden sollte. Sie argumentierten, dass er auch während seiner Haft straffällig geworden sei. Doch nachdem Governor Stitt der Empfehlung folgte, blieb Woods Schicksal in der Schwebe. Er teilte mit, dass seine Entscheidung der Strafe entspreche, die sein Bruder für den Mord an einem unschuldigen jungen Mann erhalten hätte. Diese Entscheidung solle darauf abzielen, einen brutalen Verbrecher dauerhaft von der Straße zu halten.
In einer Videoschalte sagte Wood: „Ich bin kein Monster. Ich bin kein Mörder, das war ich nie und werde ich niemals sein.“ Woods Sohn Brandon war bereits vor Ort, um der Hinrichtung beizuwohnen. Er sagte erleichtert gegenüber dem britischen „Guardian“: „Es fühlt sich an, als wäre mir eine riesige Last von den Schultern genommen worden.“
Trotz seiner Erleichterung warf er den Behörden vor, die Entscheidung so lange hinausgezögert zu haben. „Ein Mensch hat das Gefühl, gleich den letzten Atemzug zu tun. Solch eine Ohnmacht ist grausam; ich beanspruche dazu, dass das mentale Folter ist.“]
Woods Fall beleuchtet auch die Bedingungen, unter denen Todeshäftlinge in den USA leben. In den letzten 16 Jahren seiner 21-jährigen Haftzeit verbrachte Wood die meiste Zeit in fensterlosen Einzelzellen. Der Todestrakt im Gefängnis in Oklahoma liegt unter der Erde, viele Insassen vergleichen es mit einem Friedhof, an dem Verurteilte lebendig begraben werden.
Weitere Hinrichtungen in den USA geplant
Wood hatte sich zuletzt erheblich unter Druck gefühlt und an Suizid gedacht. Wenige Lichtblicke ergaben sich sensationell, wenn ihn ein Wachen anrief und er die Stimme seiner Mutter oder eines Freundes hörte. In seinen jüngsten Nachrichten an seine Anwältin machte er deutlich, wie angstbesetzt er der Hinrichtung entgegensah. Leider gibt es etliche Fälle, wo die Behandlung nicht zu einem sofortigen Herzstillstand führte. Die dadurch entstanden Qualen wurden zu schrecklichen und langen Todeskämpfen für die Häftlinge.
In Florida hingegen wurde ein 66-Jähriger aufgrund des Giftspritzenproblems exekutiert. Dieser war wegen einem Verbrechen an einem sechsjährigen Mädchen im Jahr 1979 verurteilt worden. In South Carolina stand am Freitag die Hinrichtung eines 44-Jährigen an, der nach eigener Aussage im Jahr 2004 drei Menschen getötet hat.
Bisher wurden in den USA in diesem Jahr bereits 42 Menschen hinrichtet, ein Höchstwert seit 2012 mit 43 Exekutionen. Obwohl die Todesstrafe in vielen Ländern kritisiert wurde, wird sie in 24 der 50 Bundesstaaten der USA noch vollzogen. Donald Trump ist ein starker Befürworter der Todesstrafe und hat sich lautstark für häufigere Hinrichtungen ausgesprochen.
Quellen:
- theguardian.com: „Oklahoma inmate’s life spared moments before scheduled lethal injection„
- theguardian.com: „After a controversial trial, an Oklahoma man makes a final plea to avoid execution„
- usatoday.com: „Oklahoma man was scheduled for execution despite clemency recommendation„
- Mit Material der Nachrichtenagentur AFP
