Ortskräfte in der Warteschleife: Was passiert mit den gestrandeten Afghanen?
Aktuell sitzen viele Ortskräfte aus Afghanistan in Pakistan fest und wissen nicht, wie es für sie weitergeht. Ihre Chance auf ein sicheres Leben in Deutschland scheint aufgrund fraglicher Sicherheitsbedenken zu schwinden.
In einem kürzlichen Interview mit Frankfurter Rundschau hat Jule Klemm von MISSION LIFELINE die Nöte dieser Menschen beleuchtet. Es stellt sich die Frage, warum es immer wieder zu neuen Kontrollen kommt und was für bizarre Fragen dabei gestellt werden.
„Die Bundesregierung hat das Aufnahmeprogramm für Afghan:innen eingestellt”, sagt Klemm. „Seitdem die Ampel-Koalition im Regierungssitz ist, hat es keinen Flug mit neuen Ortskräften gegeben. Stattdessen musste eine Abschiebung aus Deutschland stattfinden. Afghan:innen werden als Bedrohung gesehen und nicht als Opfer eines repressiven Systems.“
Einstige Helfer der deutschen Werte im Abseits
Die Situation ist desperate: „Wir hören von den Menschen in Afghanistan, die gefangen genommen und gefoltert werden, während wir in Deutschland nichts tun.” sagte sie weiter. Die aktuellen Umstände erschweren es, immer mehr von diesen gefährdeten Personen das passende Visum zu besorgen. Tatsächlich war es unter der neuen Regierung vorbei mit der kurzfristigen Visa-Vergabe. Die 2.300 Menschen in Pakistan gelangen nicht nach Deutschland, und die Zeit läuft gegen sie.
Sicherheitsprüfung oder Schikane?
Innenminister Dobrindt sprach von „Einzelprüfungen” – aber Klemm ist nicht überzeugt. „Die Menschen wurden bereits mehrfach überprüft. Wie kann es also sein, dass wir so enorme Hemmnisse im System haben? Die hinterfragen nicht wirklich die Gefährdung des Einzelnen.” Es scheint, dass derzeit eine generelle Skepsis gegenüber all jenen besteht, die aus Afghanistan geflüchtet sind. Dies spiegelt sich auch in letzter Zeit gestellten Fragen wider:
- Wie denken Sie über Apostasie, Alkoholkonsum und noch einige andere Themen?
- Wenn Ihre Frau oder Töchter in Schwimmbädern in leichter Bekleidung auftreten würden, wie würden Sie darauf reagieren?
Diese Fragen können sogar Minderjährigen gestellt werden. Aus jedem Gespräch will man einen weiteren Beweis ableiten, dass die getestete Person ein mögliches Risiko für Deutschland darstellt.
Konsequenzen derer, die in Afghanistan bleiben
Die Lage in Afghanistan bleibt angespannt und riskant für Beschwerden. Viele ehemalige Ortskräfte und Militärangehörige accessieren bereits gefährlichen Verfolgen in Ländern wie Pakistan – und Deutschand berücksicht das nicht. „Wir wissen von Berichten über Folter und Verhaftungen. Besonders, wenn diese unsere verschüchterten Menschen zurück zu ihren Peinigern schicken. Da trägt Deutschland zweifellos Verantwortung,” schloss Klemm.
Interview geführt von Katja Thorwarth
