Mit seiner ersten Reise ins Ausland kommt Papst Leo XIV. nach Libanon, einen Ort, der erst vor Kurzem von einer schlimmen Explosion erschüttert wurde. Während der Messe in Beirut wird er als Symbol für den Frieden begrüßt und fordert die Menschen auf, aktiv ihre Wunden zu heilen.
Vor einer beeindruckenden Menge von etwa 150.000 Gläubigen appellierte Papst Leo XIV. in Beirut für neuen Zusammenhalt und die Notwendigkeit, das Land wiederaufzubauen. „Libanon, steh auf! Sei ein Zuhause für Gerechtigkeit und Geschwisterlichkeit! Sei der Vorreiter des Friedens in der Levante!“, so die eindringlichen Worte des Papstes während seiner Predigt.
Sein Aufruf richtete sich an alle Bürger, denn nur gemeinsam könne Libanon „zu seiner früheren Größe zurückfinden“. Dies erfordere ein Ende der politischen Isolation und ethnischen Spannungen. Er ermunterte die Menschen, religiöse Barrieren abzubauen und an ihren Traum von einem vereinten Libanon festzuhalten.
Hoffnung in dunklen Zeiten
Über die Schwierigkeiten des Lebens im Libanon sprach der Papst ebenfalls. „Die Schönheit eurer Heimat wird von Armut und Leid überschattet, und eure Geschichte ist von tiefen Wunden geprägt,“ stellte Leo fest. Angesichts der Unsicherheit sei es entscheidend, die „Lichter in der Dunkelheit“ zu finden, was durch einen „einfachen und echten Glauben“ geschehen könne. Er ermutigte seine Zuhörer, nicht aufzugeben und nicht der Diktatur der Gewalt oder der Geldgöttin nachzugeben.
Darüber hinaus hielt der Papst direkt an der Stelle des verheerenden Hafenunglücks vor fünf Jahren inne, wo mehr als 200 Menschen ums Leben kamen. Angehörige der Opfer präsentierten Porträts ihrer Liebsten, als Leo an dem Ort ankam, an dem es am 4. August 2020 zu einer gewaltigen Explosion gekommen war. Der Vorfall ist bis heute nicht vollwirksam aufgeklärt. In stillem Gedenken verweilte Leo mit den Anwesenden und sprach mit verschiedene Personen des Publikums.
Religiöse Vielfalt auf Regierungsebene
Der Libanon zeichnet sich durch eine Vielzahl von Religionen aus. In diesem kleinen Land leben sowohl sunnitische als auch schiitische Muslime, während die Christen etwa ein Drittel der Bevölkerung ausmachen. Zudem existiert eine kleine jüdische Gemeinschaft. Wichtige politische Ämter werden hier nach einem religiösen Proporzsystem vergeben.
Der Libanon steckt seit 2019 in einer seiner tiefsten wirtschaftlichen Krisen, viele Menschen leben in bitterer Armut. Die nach wie vor kritische Sicherheitslage, resultierend aus dem Konflikt zwischen Israel und der Hisbollah, setzt dem Land weiter zu.
Begeisterter Empfang für den Papst
Schon Stunden vor Beginn des Gottesdienstes strömten zahlreiche Menschen zur Beirut Waterfront, um Papst Leo bei seiner Messe live zu erleben. Als das Papamobil des Pontifex ankam, schwenkten die Gläubigen die libanesischen und vatikanischen Flaggen und jubelten leidenschaftlich.
Diese Messe war der Höhepunkt von Leos erster Auslandsreise seit seiner Wahl vor über einem halben Jahr. Zuvor war er in die Türkei gereist und besuchte schließlich den Libanon, wo er am Sonntag ankam. Leo ist der dritte Papst, der dem Libanon einen offiziellen Besuch abstattet, nach Johannes Paul II. und Benedikt XVI.
jj/se (dpa, afp, kna)
