Pistorius stellt die Deutsche Gesellschaft auf die Probe
Bei der Übergabe des Werner-Holzer-Preises für Auslandsjournalismus hat sich Verteidigungsminister Boris Pistorius eindringlich an die Deutschen gerichtet und sie aufgefordert, aktiv für die Werte der Demokratie einzutreten. In seiner Rede im Frankfurter Römer erinnerte er an die Wichtigkeit der Menschenwürde, wie sie im Artikel 1 des Grundgesetzes verankert ist. Pistorius erklärte: „Ja, das sollte die Würde des Menschen sein – aber wir erleben leider, dass selbst demokratisch gewählte Politiker oft das Gegenteil tun.“
Der Minister mahnte, dass wir in Deutschland keine Ausreden mehr haben dürften, wegzusehen. „Die ältere Generation hatte es vielleicht schwer zu wissen, was im Zweiten Weltkrieg passierte. Aber wir – wir haben die Verantwortung, die Fehler der Vergangenheit nicht zu wiederholen“, betonte er. Außerdem sagte Pistorius: „Die Weimarer Republik ist nicht an starken Gegnern gescheitert, sondern an der Schwäche und Feigheit ihrer eigenen Anhänger.“
Kritik an Trump und der US-Politik
Auch einen kritischen Blick auf die USA wagte Pistorius, indem er warnt, dass desinteresse und Isolationismus gefährliche Konsequenzen für den Frieden weltweit haben können. „Wir beobachten das gerade bei einem unserer wichtigen Alliierten“, sagte er und fügte hinzu, dass dies die globale Ordnung massiv beeinflusst.
Ein weiterer Redner, Michel Friedman, forderte in seiner Ansprache ebenfalls dazu auf, wachsam zu bleiben und die Gefahren für die Demokratie ernst zu nehmen.
Pistorius wies zudem auf die Herausforderungen hin, mit denen sich der Journalismus heutzutage konfrontiert sieht. „Demokratie braucht lebendige Diskussionen, keine starren Zustimmung“, hintete er. Er beklagte, dass es immer schwieriger wird, seriöse Informationen von Propaganda zu unterscheiden und dass die Qualität der öffentlichen Debatte leidet.
Währenddessen hat der Ukraine-Konflikt inzwischen bereits seinen vierten Winter erreicht. „Russland reagiert auf Verhandlungsangebote mit zunehmend aggressiven Angriffen auf zivile Ziele“, führte Pistorius aus und warnte erneut vor der verheerenden Entwicklung dieses Konflikts.
Der Wert des журналismus in der heutigen Zeit
Pistorius unterstrich, wie wichtig unverfälschter Journalismus ist, um all diesen Problemen entgegenzutreten. „Neugier, Mut und Resilienz sind entscheidend“, betonte er. Resilienz bedeute nicht nur unberührt zu bleiben, sondern auch, sich für die wichtigen Themen zu interessieren und trotz Herausforderungen weiterzumachen.
Die Auszeichnung, die 2022 von der Familie des verstorbenen Journalisten Werner Holzer ins Leben gerufen wurde, wird für außergewöhnliche Leistungen im Auslandsjournalismus verliehen. In diesem Jahr ging der Hauptpreis an die USA-Korrespondentin Juliane Schäuble. Darüber hinaus wurden auch Susanne Koelbl und Katharina Willinger ausgezeichnet, ebenso wie posthum die viel gelobte Korrespondentin Christine Kensche, deren Eltern den Preis entgegennahmen.
