Wladimir Putin, der Präsident von Russland, hat sich in einer richtig schwierigen Lage befunden. Er führt einen Krieg, bei dem er politisch nicht verlieren darf, und gleichzeitig bringen seine eigenen Strategien die Gefahr, dass er selbst daran scheitert. In der Ukraine fliegen weiterhin russische Raketen auf Städte, während das Land im Winter öfter vom Strom abgeschnitten ist. Der Druck innerhalb Russlands wächst und ist nicht zu ignorieren. Laut einer Einschätzung des Wall Street Journal könnte ein Ende des Krieges ohne klaren Sieg für Putin gefährlicher werden als dessen Fortsetzung.
Wie westliche Analysten berichten, greift Russland gezielt die Infrastruktur der Ukraine an, insbesondere die Stromversorgung. Das Ziel? Städte im Winter unbewohnbar machen. Bereits im Winter 2022/23 gab es ähnliche Angriffe, die jedoch keine strategischen Erfolge brachten. In Städten wie Tschernihiw kam es wiederholt zu Stromausfällen, und diese Woche wurde in Charkiw ein Kindergarten durch einen Drohnenübergriff beschädigt.
Krieg ohne Ausweg
Berichten zufolge gibt es zwar wieder diplomatische Gespräche zwischen Moskau und Washington, doch die russischen Ziele haben sich nicht geändert. Russland will eine pro-russische Regierung in Kiew einsetzen und will weitere Gebiete annektieren. Sergey Lawrow, der Außenminister Russlands, äußerte, dass ein Ende der Kampfhandlungen entlang der Frontlinien „unangehm“ sei, da ein „Nazi-Regime“ in der Ukraine weiterbestehen würde, wie das Wall Street Journal am Freitag berichtete.
Der ehemalige Vorsitzende der Münchner Sicherheitskonferenz, Wolfgang Ischinger, sagte, ein Waffenstillstand ohne militärischen Erfolg wäre für Putin einfach nicht tragbar. Wer einen Krieg angezettelt hat, der so viele Opfer fordert, muss sich auch auf die Folgen im eigenen Land gefasst machen, erklärte er im Wall Street Journal. Auf der anderen Seite könnte gerade dieser Druck jedoch auch neue Chancen für die Diplomatie eröffnen: Je länger der Krieg anhält, desto größer wird der Widerstand in der Gesellschaft.
Wirtschaftliche Belastung und wachsendes Unbehagen
Offiziell versuchen die Kreml-Vertreter zu betonen, dass Russland den Krieg unbegrenzt fortsetzen könne. Doch wenn man genauer hinschaut, sieht man, dass sowohl wirtschaftliche als auch gesellschaftliche Spannungen augenfällig werden. Konstantin Sonin, ein Ökonom der Universität Chicago, geht davon aus, dass ein politischer Umbruch vielleicht noch nicht unmittelbar bevorsteht, aber sicher früher oder später eintreten wird.
Die russische Wirtschaft hat sich zwar bislang unter Sanktionen und dem Druck des Krieges gehalten, aber das kann nicht ewig so weitergehen, meint Alexandra Prokopenko vom Carnegie Russia Eurasia Center in Berlin. Sie warnt: Bald könnte der Staat gezwungen sein, Geld zu drucken, Sozialleistungen zu kürzen oder das Land mobilisieren – Faktoren, die potentielle Unruhen auslösen könnten.
Trotz aller Risiken scheut Putin nach den Worten von Alina Polyakova, der Leiterin des Center for European Policy Analysis in Washington, davor zurück, einen Friedensschluss zu suchen. Ein Kompromiss ohne erkennbare Erfolge schwächte ihn in seinen eigenen Kreisen. Viele Leute in Putins Umfeld warten nur auf einen Moment, an dem er Schwäche zeigt. Und danach könnte es für seine Herrschaft zu Ende sein.
Seit Februar 2022 wehrt sich die Ukraine gegen den von Wladimir Putin gestarteten Angriffskrieg.
