Über 470 Tage in Geiselhaft – jetzt hat dieehemalige israelische Geisel Romi Gonen endlich die Chance ergriffen, über ihre furchtbaren Erlebnisse zu sprechen. In einem Interview mit dem israelischen Sender Kanal 12 hob die 25-Jährige hervor, wie sie von verschiedenen Männer sexuell missbraucht wurde, wie auch die „Jüdische Allgemeine“ berichtet.
„Alle fragen sich: Wurdest du missbraucht? Aber keiner fasst es an, weil die Antwort viele nicht hören wollen“, so Gonen in ihrer bedrückenden Schilderung. Insgesamt offenbarte sievier Vorfälle sexueller Gewalt von verschiedenen Tätern.
Brutaler Überfall vom Nova-Festival
Gonen, damals 23 Jahre alt, wurde am 7. Oktober 2023 während des Massakers der Hamas in der Nähe des Nova-Festivals entführt. Sie versuchte, zusammen mit Freunden im Auto zu fliehen, während sie ihrer Mutter am Telefon von den grässlichen Geschehnissen berichtete, wie die „Jerusalem Post“ damals berichtete. Ihre letzten Worte an ihre Mutter waren: „Sie haben auf mich geschossen, Mama, ich blute. Alle im Auto bluten.“
Der Überfall forderte Hunderte Todesopfer; viele Menschen wurden entführt, während am selben Tag insgesamt rund 1200 Personen durch Terroristen getötet und mehr als 250 als Geiseln genommen wurden. Gonen kehrte am 19. Januar 2025 nach 471 Tagen Geiselhaft im Rahmen eines Waffenstillstands- und Geiselabkommens nach Hause zurück.
Dunkelheit am vierten Tag
Laut der „Jüdischen Allgemeinen“ begann die sexuelle Gewalt bereits am vierten Tag ihrer Gefangenschaft. Ein Enfer, ein Krankenpfleger, hatte sie angeblich begleitet, „um mir zu helfen“, doch Gonen fühlte sich verletzlich und wehrlos: „Er hat mir alles genommen“, erklärte sie.
Daraufhin war sie bei zwei Männern aus der Hamas untergebracht, die sie als Mohammed und Ibrahim bezeichnet. Die Tage mit ihnen waren die schlimmsten in ihrer Gefangenschaft, sagt Gonen.
Der erste Übergriff, den sie beschrieb, geschah folgendermaßen: „Plötzlich spürte ich, wie er meinen Rücken massierte. Seine Hand wanderte langsam runter zu meiner Taille. Ich wies ihn an: ‚Hör auf, mich anzufassen‘, schob seine Hand weg und stand auf.“
Mohammed äußerte auch Bedrohungen: „Von nun an schlafen wir nahe beieinander. Wenn du ins Badezimmer gehst, komme ich mit. Jede Nacht werde ich dir die Hände fesseln“, zitierte die „Jüdische Allgemeine“ ihre Aussage.
„Alle in Israel glauben, du bist tot – und du bist hier, gefangen als Sexsklavin“, erklärte Romi Gonen über ihre Erlebnisse.
Der gradest Übergriff passierte laut ihrem Bericht, als die beiden Entführer ankündigten, dass die Hamas plant, sie zu töten. Ihnen boten sie einen Ausweg an. „Den ganzen Weg weinte ich, während ihre Reaktion so war, als wäre er glücklich über diese Situation“, stellte Romi fest.
Missbrauch kennt keine Grenzen
Verlassene männliche Geiseln berichteten ebenfalls von sexueller Gewalt und die Analyse, die die „Jüdische Allgemeine“ präsentierte, kommt zu dem Schluss, dass der Missbrauch offenbar Teil eines perfiden Systems ist. Ärzte beobachteten, dass einige der Heimkehrenden schwere seelische Traumata aufwiesen.
Gonens Entscheidung, Öffentlichkeit über ihre Erfahrungen zu suchen, wurde vom israelischen Präsidenten Isaac Herzog als„Akt des herausragenden Mutes“ gewürdigt. Ihre Schilderungen zeigten neben dem Elend auch die abgrundtiefe Verkommenheit des Hamas, betont Herzog. „Vergewaltigung wird Teil des Hamas-Dschihad-Terrorismus“, so das israelische Außenministerium nach ihren Aussagen.
Organisationen, die sich für Menschenrechte und Frauenrechte einsetzen, sagen, dass Gonenes Berichte die Notwendigkeit von internationalen Ermittlungen zu den während der Anschläge vom 7. Oktober 2023 begangenen Kriegsverbrechen untermauern. Allerdings lehnt Ministerpräsident Benjamin Netanjahu eine unabhängige Untersuchung weiterhin ab. (Tsp/dpa)
